Aus der Geschichte des Zahnziehens - Zahnzange

Zahnzangen haben eine lange Tradition, obwohl sie erst seit dem 19. Jahrhundert regelmäßig verwendet wurden. In den davorliegenden Jahrhunderten nutzten sie die spezialisierten Handwerker vor allem zum Lockern von noch festsitzenden Zähnen.


Abb. 1:
Gemeine Zahnzange, 1679
Im 16. Jahrhundert war es Hermann Ryff (gest. 1562), der eine erste deutsch- sprachige Schrift zur Zahnheilkunde als Teil seiner "Großen Chirurgie" (1545) herausbrachte und hier auch Abbildungen von Extraktionsinstrumenten beifügte: Pelikane, Geißfüße und Zahnzangen.
Johannes Scultetus (1679) berichtete von einer "gemein Zähn-Zang/ von welschen Chirurgis Cagnolo genannt/ weil sie einem starcken Hundsbiß gleich sihet" (Fig. IV) und von einer "Zähn-Zang/ von den Italiänern der Rappenschnabel genannt/ womit die hinderlassene Zahn-Stumpen auß dem Kinbacken gezogen werden" (Fig. V).

Abb. 2:
"Rabenschnabelzange", 
1679
Knapp hundert Jahre später sind weitere Verbesserungen erkennbar. Wir finden bereits Zahnzangen für Kinder.


Abb. 3: Zahnzangen, 1796
1782 gab Johann Jacob Heinrich Bücking (1749-1838) vier Zangen an: Die gewöhnliche Zange, die Zange mit schmalem Schnabel, den Rabenschnabel und die Zange mit "gebogenem Gewerbe" oder "gekröpfte Zange". Damit war eine erste Spezialisierung gegeben. Die Zange mit schmalem Schnabel wurde zur Extraktion von Wurzeln verwendet, der Rabenschnabel dazu, Wurzeln oder tiefsitzende Knochensplitter zu entfernen, die gekröpfte Zange ist eine Zange für Backenzähne.
Johann Jacob Joseph Serre (1759-1830) war einer der ersten, der die verschieden gestalteten Zähne im Kiefer unterschied und entsprechende Zangen benutzte.
Doch erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts konstruierte John Tomes (1815-1895) für jeden Zahn eine passende Zange, angepasst der jeweiligen anatomischen Form. Die Veränderungen bezogen sich auf das Zangenmaul. Alle nachfolgenden Instrumente folgten diesem Ansatz.

Abbildungsnachweis:
Abb. 1:   Scultetus, J.: Wund-Artzneyisches Zeug-Hauß/
             übers. v. A. Megerlin. Frankfurt/M. 1679, Tab. X
Abb. 2:   Scultetus, J.: Wund-ArtzneyischesZeug-Hauß/
             übers. v. A. Megerlin. Frankfurt/M. 1679, Tab. X
Abb. 3:   Knaur, Thomas: Selectus instrumentorum chirurgicorum ... Wien 1796, Tab. 16 (Ausschnitt)
Ausgestellte Objekte:
 
 
Zahnzange, 17. Jahrhundert Zahnzange, mittels Schraube
verstellbar, 18. Jahrhundert
Oberkiefermolarenzange,
rechts, 20. Jahrhundert
 
Unterkiefermolarenzange,
20. Jahrhundert
Bajonettzange,
20. Jahrhundert
Extraktionsinstrumentensatz,
19. Jahrhundert
 
Zahnärztliches Wickelbesteck, 20. Jahrhundert
  Zum Haupttext     Seitenanfang