Der Augustusplatz

Luftaufnahme vor 1930, Sicht nach Nordwesten

Das vom Augusteum der Universität, dem Neuen Theater, dem Museum der Bildenden Künste und dem Hauptpostamt eingerahmte Platz gehörte damals zu den schönsten Europas. Das Ensemble wurde 1927/28 durch das Kroch-Hochhaus um eine weitere Dominante aufgewertet.

Augustusplatz Westseite, das Augusteum der Alma mater lipsiensis

Der 1409 gegründeten Universität übergab Herzog Moritz im Jahre 1544 das säkularisierte Dominikanerkloster zur Nutzung. Im Jahre 1836 wurde das von Albert Geutebrück erbaute neue Hauptgebäude (Augusteum) eingeweiht. An der Fassadengestaltung wirkte der Berliner Architekt Karl Friedrich Schinkel mit. Nur 60 Jahre später (1897) erfolgte der Umbau des Augusteums im klassizistischen Stil durch den Leipziger Stadtbaurat Arwed Roßbach. Die Universitätskirche St. Pauli erhielt eine neogotische Giebelfassade.
Im Zweiten Weltkrieg erlitten die Universitätsgebäude Zerstörungen durch die Bombenangrife 1943/44. Trotz Nutzung der provisorisch instand gesetzten Bauten wurden sie und die Universitätskirche am 30. Mai 1968 gesprengt. Die Neugestaltung des Universitätskomplexes wurde in den Jahren 1968 bis 1975 ausgeführt. Die Entwürfe stammen von dem Architektenkollektiv Helmut Ullmann. Auf der Grundlage der Architektenwettbewerbe 2001 und 2003 erfolgte die Neugestaltung des Campus. Nach dem Abriss von Hauptgebäude und Mensa wurde das Neue Augusteum nach einem Entwurf des Archtektenbüros Erik van Egeraat bis 2012 errichtet.


Augustusplatz, Westseite mit Blick in die Grimmaische Straße

1811 erwarb der Zuckerbäcker Wilhelm Felsche von der Universität das Gelände zwischen der Paulinerkirche und dem abgerissenen Grimmaischen Tor. 1835 eröffnete er in dem viergeschossigen Neubau das Café Francais. Beim Luftangriff 1943 wurde das Gebäude schwer zerstört und später abgerissen. Seit 2009 steht auf dem Gelände ein siebenstöckiges Bürogebäude nach dem Entwurf von Erik van Egeraat. Im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant.

Augustusplatz, Westseite

Das Kaufhaus für Herrenkonfektion Bamberger & Hertz, Goethestraße 1, wurde 1911 nach dem Entwurf der Architekten Arthur Johlige und August Hermann Schmidt fertiggestellt. Nach der Baufirma Königsbau AG auch "Königsbau" genannt.
Anstelle des baufälligen Kopfbaues der in Besitz der Leipziger Universität befindlichen Theaterpassage eröffnete 1928 das erste Hochhaus der Stadt für das Bankhaus Kroch. Nach dem Projekt des Münchner Architekten German Bestelmeier entstand ein elfgeschossiger kalksteinverkleideter Stahlbetonbau, der sich an die Gestaltung des Uhrturms am Markusplatz in Venedig anlehnt. Herausragendes Merkmal des Hochhauses ist das auf dem Dach befindliche Glockenschlagwerk. Die Glockenschlägerplastiken stammen von Josef Wackerle; die Glocken von der Gießerei Schilling & Söhne in Apolda.

Augustusplatz Nordseite, das Neue Theater

Das spätklassizistische Neue Theater, das Langhans der Jüngere 1864-1868 errichtet hatte, wurde beim Bombenangriff 1943 schwer beschädigt. Nach einem Wettbewerb erhielt Kunz Nierade den Planungsauftrag für ein neues Opernhaus. Nach seinem Entwurf enstand 1950-1960 das Opernhaus als erster Theaterneubau der DDR.

Augustusplatz, Ostseite, die Hauptpost

Nach Abbruch des baufälligen Gasthofs "Zum weißen Schwan" errichtete 1836-1838 Albert Geutebrück den stattlichen Postbau, der 1881-1884 vom Architekten Bettcher im Neorenaissancestil umgebaut wurde. Die beim Bombenangriff 1943 ausgebrannte Ruine wurde abgebrochen.
In den Jahren 1969-1964 entstand nach den Entwürfen eines Architektenkollektivs unter Leitung von Kurt Nowotny ein moderner siebengeschossiger Stahlbetonskelettbau mit einer Aluminium-Vorhangfassade.

Augustusplatz, Nordostseite, der Mendebrunnen

Der Mendebrunnen entstand nach einem Entwurf des Nürnberger Architekten Adolf Gnauth und wurde am 1. September 1886 eingeweiht. Die Plastiken schuf Jacob Ungerer aus München. Namensgeberin des Brunnens ist Pauline Mende, Witwe des Kaufmanns Ferdinand Wilhelm Mende, die testamentarisch 50000 Taler zum Bau eines Brunnens zur Verschönerung des Stadtbildes stiftete.

Augustusplatz, Ostseite

An der Ostseite standen das Geschäftshaus Flinsch, das Bankhaus Becker (1884 erbaut ) und das "Niederländische Haus" des Architekten Berlage. Hendrik Petrus Berlage gilt als einer der bedeutensten niederländischen Architekten und Wegbereiter der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das "Niederländische Haus", das er zwischen 1901 und 1903 am Augustusplatz errichtete, war sein einziges in Deutschland realisiertes Werk. Beim Bombengriff 1943 wurden die Gebäude zerstört.
Auf dem Gelände wurde von 1963 bis 1965 das Interhotel "Deutschland" in Plattenbauweise erbaut; 1972 in "Hotel am Ring" umbenannt. Heute ist es das nach 1990 sanierte Hotel "Radisson" mit einer vorgehängten Glasfassade.
Der 1929 erarbeitete Generalbebauungsplan sah vor, die Ringstraße um das Zentrum auszubauen und die markanten Punkte mit Hochhäusern zu betonen. Das 1929 in Stahlskelettbauweise errichtete Europahaus mit Muschelkalk-Verkleidung entstand nach Plänen des Architekten Otto Paul Burghardt. Es hat fast unversehrt den Zweiten Weltkrieg überstanden. Bei der Sanierung 1965 wurden im Erdgeschoß Arkaden eingebaut.

Augustusplatz, Südostseite

Das Museum hat die Stadt 1856 bis 1858 nach Entwürfen von Ludwig Lange aus München als ihr erstes Museum der bildenden Künste errichtet. Von Hugo Licht wurde es in den Jahren 1883 bis 1886 erweitert. Finanziert wurde es aus dem Vermächtnis des Leipziger Kaufmanns Adolf Heinrich Schletter.
Das im 2. Weltkrieg stark zerstörte Haus wurde 1963 gesprengt. Heute steht an seiner Stelle das Gewandhaus, das nach vierjähriger Bauzeit am 8. Oktber 1981 eingeweiht wurde. Die Entwürfe führte ein Kollektiv unter der Leitung von Rudolf Skoda aus, zu dem die Architekten Volker Sieg und Winfried Sziegoleit gehörten.

Augustusplatz, die Bürgerschule

Das Gebäude der Bürgerschule stand auf den Fundamenten der 1772 geschleiften Moritzbastei. Das dreigeschossige zweiflüglige Gebäude wurde in zwei Bauabschnitten errichtet: Der linke Flügel entstand 1796-1804 nach einem Entwurf des Leipziger Architekten Johann Friedrich Carl Dauthe im frühklassizistischen Stil, der rechte Flügel wurde erst 1825-1834 nach dem Entwurf des Architekten August Wilhelm Kanne errichtet. Beim Bombenangriff 1943 brannte das Gebäude aus und wurde später abgetragen.
Ein Teil der Kasematten der Moritzbastei ist seit 1974 zum Studentenclub der Universität ausgebaut worden.

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