Der Neumarkt

Der Neumarkt

Der Neumarkt mit Sicht in Richtung Schillerstraße mit Fotos von 1943 und heute. Im linken Foto um 1900 nannte sich das Eckgebäude zur Grimmaischen Straße "die Marie".

Der Neumarkt 1, Ecke Grimmaische Straße

1908 befand sich im Eckgebäude das Automat-Restaurant Oscar Stamm GmbH. Heute ist hier der Haupteingang zum Warenhaus "Galeria Kaufhof.

Der Neumarkt 1-7,

Das ehemalige Haus Große Feuerkugel befand sich auf dem Grundstück Neumarkt 3, zu dem auch die Universitätsstraße 8 gehörte (ursprünglich: "Alter Neumarkt"). Das alte Grundstück reichte im 16. Jahrhundert vom Neumarkt (ursprünglich: "Neuer Neumarkt") bis zur Universitätsstraße. Es war am Neuen Neumarkt mit einem Gasthof (später Neumarkt 3) und einem Mietshaus (später Neumarkt 5) und am Alten Neumarkt mit drei Mietshäusern (später Universitätsstraße 8) bebaut.
Im Dreißigjährigen Krieg traf bei einer Beschießung Leipzigs durch die Schweden am 21. Oktober 1642 ein Brandgeschoss, eine Feuerkugel, den Gasthof, ohne aber größeren Schaden anzurichten. Haus und Gasthof hießen ab 1644 „Zur Feuerkugel“.
In den Jahren 1695/97 wurde das Haus "Feuerkugel" durch den Leipziger Ratsherrn J. E. Kregel (1652-1731) neu errichtet. Es hatte neben dem Erd- und zwei Obergeschossen noch drei Dachgeschosse und war elf Fenster breit (linkes Foto oben). 1788 wurden die beiden Häuser am Neumarkt wieder einzeln verkauft. Zur Unterscheidung der beiden tauchten nun die Namen "Große Feuerkugel" (für die Nr. 3, Foto Mitte) und "Kleine Feuerkugel" (für die Nr. 5, Foto rechts oben) auf. Zu Beginn des 19. Jahrhundert wurden an der Großen Feuerkugel ein drittes und ein viertes Obergeschoss aufgesetzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude als Messehaus genutzt.
Beim Bombenangriff vom 04.12.1943 wurde das Haus "Große Feuerkugel", in dem bis zuletzt auch eine Gaststätte in Betrieb war, zerstört; die Ruinen wurden später abgetragen. Die Grundstücke blieben ein halbes Jahrhundert lang unbebaut. In den Jahren 2000/2001 entstand auf den Grundstücken Neumarkt 1-7 das Warenhaus "Galeria Kaufhof"; dabei wurde auch das Grundstück der "Großen Feuerkugel" mit überbaut. Auf die Wiederherstellung des alten Durchgangs zur Universitätsstraße, z.B. als Passage, wurde leider verzichtet.


Das Städtische Kaufhaus, Neumarkt

Der Gebäudekomplex spiegelt wie kaum ein anderes Grundstück und Kulturdenkmal in der Leipziger Innenstadt mehr als 500 Jahre Leipziger Handels- und Kulturgeschichte wider. In den Jahren 1477 bis 1498 wurde an Gewandgäßchen und Universitätsstraße in L-Form das spätgotische Gewandhaus (Foto oben links) errichtet. Durch das kaiserliche Messeprivileg von 1497 wuchs die Bedeutung des Handels- und Messeplatzes Leipzig. Die Messe war damals eine reine Warenmesse, d. h. die ausgestellten Waren wurden an Ort und Stelle gehandelt. Das auf die Tuchhändlergilde zurückgehende Gewandhausorchester hatte seinen Sitz im Gewandhaus. Im von Johann Carl Friedrich Dauthe 1781 errichteten klassizistischen Gewandhaussaal an der Universitätsstraße musizierten bedeutende Künstler wie Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt. Ein Teil des Gewandhauses musste dann nach immerhin fast 250 Jahren weichen, als am Gewandgäßchen in den Jahren 1740 bis 1744 nach den Plänen von Friedrich Seltendorff die barocke Stadtbibliothek errichtet wurde. Durch die Umnutzung einer Etage der Stadtbibliothek zu Messezwecken im Jahre 1893 begann die Entwicklung des Städtischen Kaufhauses. Hintergrund des Umbaus war der Wandel der Messe von einer Warenmesse zu einer Mustermesse. Anlässlich der Michaelismesse im August / September 1894 wurden die umgebauten Räume in Benutzung genommen. Diese neuen Mustermesslokale bewährten sich so gut, dass anschließend der Bau des Städtischen Kaufhauses als erstes Mustermessehaus in Angriff genommen wurde.
Zunächst wurde 1894 die Stadtbibliothek insgesamt umgebaut. Im Anschluss wurde dann der Konzertsaal des Gewandhauses abgebrochen und an seiner Stelle ein neobarocker Neubau errichtet. Zum Schluss wurden die Gebäudeteile an der Kupfergasse errichtet. Die feinfühlig proportionierten Formen der neobarocken Fassade des Städtischen Kaufhauses, lehnen sich an die stilprägende Stadtbibliothek an. Bei den Bombenangriffen des Jahres 1943 wurde auch das Städtische Kaufhaus stark zerstört. In den Jahren 1948-1956 fand eine teilweise Rekonstruktion des Südteils des Gebäudes statt.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1993 bis 1996 grundlegend saniert. Neben dem sehr schönen Innenhof ist als besondere Sehenswürdigkeit die an der Seite zur Universitätsstraße gelegene von Carl Seffner geschaffene 2,20 Meter hohe Bronzestatue des Kaisers Maximilian I. zu nennen, welche anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der Verleihung des kaiserlichen Messeprivilegs im Jahr 1897 aufgestellt wurde.
Das Kramerhaus (Neumarkt / Ecke Kupfergasse, linkes Foto) war seit 1653 im Besitz der Kramerinnung. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es durch den Leipziger Architekten Oscar Mothes umgebaut und erhielt einen noegotischen Staffelgiebel. Es wurde im Jahre 1899 wegen des Baus des Städtischen Kaufhauses an die Stadt Leipzig verkauft und noch im selben Jahr abgerissen.


Der Dresdner Hof, Neumarkt 27

Der Dresdner Hof wurde zwischen 1912 und 1913 in nur 11 Monaten Bauzeit nach Entwürfen von Leopold Stentzler errichtet und gehört architektonisch zu den herausragenden Messepalästen Leipzigs. Die Bezeichnung des Gebäudes leitet sich von einem Gasthof ab, der sich in einem der elf Häuser in der Kupfergasse befand, die für das Bauvorhaben abgerissen wurden. Der Dresdner Hof besticht durch eine moderne Geschäftshausarchitektur aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Eine Besonderheit ist dabei die 1928 im Stile des Art déco angelegte Empfangshalle im Untergeschoss, welche heute durch ein Kabarett genutzt wird. Das Gebäude wurde 1999 saniert beherbergt seitdem einen Seniorenwohnstift in den Obergeschosssen. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurde auch die Passage in veränderter Form wieder zugänglich gemacht. Die beiden glasüberdachten Lichthöfe werden mittlerweile nicht mehr durch den zentralen Eingangsbereich mit Treppenhaus und Pförtnerloge miteinander verbunden.
Das linke Foto zeigt die alten Gebäude um 1900 von der Kupfergasse in Richtung Schillerstraße und das mittlere Foto den Dresdner Hof um 1948.


Das Schrödterhaus, Neumarkt 29-33

Das Schrödterhaus wurde in den Jahren 1912 und 1913 für den Teppichhändler Georg Heinrich Schroedter vom Architekten Emil Franz Hänsel erbaut. Das Spezialhaus für Möbelstoffe, Teppiche, Gardinen, Dekorationsstoffe und Linoleum hat seine Wurzeln in der von Gottfried Heinrich Schroedter 1874 gegründete Textilienhandlung. Die Vorgängerbauten (Fotos links von 1910) auf dem Grundstück wurden 1911 abgebrochen.
Der Gebäudekomplex wurde 2010 komplett saniert. Das Grundstück Nr. 29 wurde neu bebaut.


Der Zental-Messepalast, Neumarkt / Ecke Grimmaische Straße

In den Jahren 1912 bis 1914 errichtete Emil Franz Hänsel, Architekt und Bauherr, in zentraler Lage des Stadtzentrums einen Messehaus-Neubau. Der hohe Staffelgiebel in Renaissancetradition erinnert an die erste Blütezeit der Leipziger Messe im 16. Jahrhundert. 1926 erwarb der Architekt das anschließende Messehaus Monopol und verband es mit dem Zentralmessepalast. Nach Kriegsschäden konnte das Messehaus bereits 1946/47 wieder eröffnet werden. 1981 wurde es um den Neubau Grimmaische Straße 10 erweitert. 1996 wurde der Messepalast bis auf die Fassaden und der Bau von 1981 vollständig abgebrochen. Das Areal wurde unter Einbeziehung der Baulücken 6/8 und 12/14 durch die Bader Projektplanung aus Krefeld einheitlich neu bebaut.

Der Neumarkt 12

Das reich gestaltete Barockgebäude war bis zur Zerstörung 1943 noch gut erhalten. Das Treppenhaus war mit Delfter Kacheln belegt. Es war ein typisches Wohnhaus des wohlhabenden Bürgertums des 18. Jahrhunderts. Architekt und Bauherr sind nicht bekannt.
Rechtes Foto: die heutige Bebauung.


Die Mädler-Passage, Neumarkt 14

Das Grundstück war zwischen 1530 und 1911 mit dem Gebäudekomplex Auerbachs Hof bebaut. Am 1. Januar 1911 wurde Auerbachs Hof sowie ein benachbartes Grundstück an den Koffer- und Lederfabrikanten Anton Mädler verkauft. Dieser ließ sämtliche Gebäude abreißen und von 1912 bis 1914 das Messehaus Mädler-Passage nach Plänen des Architekten Theodor Kösser errichten. Im Messehaus wurde Glas, Porzellan und Keramik ausgestellt. Die Porzellanmanufaktur Meissen als prominentester Aussteller stiftete das Glockenspiel in der Passage. Der Renaissancehof war von 1530 bis 1538 im Auftrag des Mediziners Heinrich Stomer von Auerbach errichtet und 1911 an Anton Mädler verkauft worden.

Der Messehof, Neumarkt 16-18

Das Grundstück von Hohmanns Hof erstreckte sich zwischen den zugehörigen Straßenfronthäusern Petersstraße 15 und Neumarkt 16. Von 1728 bis 1731 ließ der Leipziger Handels- und Ratsherr Peter Hohmann Breunigkes Hof durch den Architekten und Baumeister George Werner umbauen. Nach dem Umbau trug der Gebäudekomplex bis zu seiner Zerstörung den Namen Hohmanns Hof. Das zum Neumarkt stehende Haus (Foto links) war drei Stockwerke hoch und elf Fensterachsen breit. In den Gewölben des auf Messebetrieb ausgerichteten Erdgeschosses befanden sich Läden und eine Gaststätte. In den Etagen waren Wohnungen eingerichtet,
Das Messehaus Zeißighaus befand sich auf dem Grundstück Neumarkt 18. In den Jahren 1906/1907 errichtete der Eigentümer des Grundstücks, der Architekt J. Zeißig, ein Gebäude, das er "Meßpalast Zeißighaus" nannte. Seit 1909 hieß das Messehaus Zeißighaus (Foto Mitte). Von 1908 bis 1913 wurde im Zeißighaus das Kino Casino-Cinephon-Theater betrieben. Im 2. Weltkrieg wurde das Zeißighaus teilweise zerstört.
Das 1949/50 nach Plänen des Architekten Eberhard Werner errichtete Messehof war der erste Messehausneubau nach dem 2. Weltkrieg und setzte somit ein deutliches Zeichen zur erneuten Wiederanknüpfung Leipzigs an die jahrhundertelange Messetradition. Zusammen mit dem 1961-1963 geschaffenen Durchgang im benachbarten Messehaus am Markt, wurden die einst getrennten Passagen miteinander verbunden. Nach Fertigstellung des Durchgangs zum Preußergäßchen im Jahre 1994 ist heute eine Durchquerung des Baublocks in alle Richtungen möglich. Einen Blickfang stellt dabei seit jeher die vom Künstler Alfred Thiele entworfene und vom Bildhauer Fritz Przibila geschaffene Pilzsäule in der alten Eingangshalle dar. Auf ihr sind Werktätige - ein typisches Motiv der damaligen Kunst - in einem Flachrelief verewigt. Das Gebäude wurde 2004-06 zusammen mit dem benachbarten Messehaus am Markt nach Entwürfen der Architekten Weis & Volkmann grundlegend umgestaltet. In diesem Zusammenhang erhielt die Passage auch ihr heutiges Glasdach.


Der Neumarkt 22, 24, 26

Die drei Wohn- und Geschäftshäuser (um 1880) wurden 1912 abgerissen. Auf den Grundstücken entstanden neue Bürobauten mit Ladenbereichen im Erdgeschoß.

Der Neumarkt 28

Das Haus "Hohe Lilie", Ecke Preußergäßchen, um 1912 kurz vor dem Abbruch. In diesem Haus wurde am 13. September 1819 Clara Wieck als zweite Tochter von Friedrich und Marianne Wieck geboren. Seit dem fünften Lebensjahr bildete sie der Vater zur Pianistin aus.
Heute befindet sich hier der Eingang zum Warenhaus Karstadt.


Das Kaufhaus Karstadt, Neumarkt

Der Kaufhausbau erfolgte 1912/14 nach einem Enwurf von Philipp Schäfer, einem Schüler von Joseph Maria Olbrich, als Warenhaus des Bauherrn Theodor Althoff. Ausführender vor Ort war der Leipziger Architekt Gustav Pflaume. 1920 schlossen sich die Firmen Althoff und Karstadt zur neuen Rudolph Karstadt AG zusammen. Zum Besitz zählten damal 44 Warenhäuser in Deutschland. Im Dezember 1943 brach bei einem Bombenangriff im Nachbargebäude mit dem Restaurant "Zur Hohen Lilie" Feuer aus, das auf das Kaufhaus übergriff und es bis auf die Fassaden zerstörte. 1950 bis 1956 wurde das Kaufhaus etappenweise bei laufendem Verkauf für die Handelsorganisation HO wieder aufgebaut. 1965 wurde es Miglied der Warenhäuser CENTRUM.
2004 wurde das Haus durch Alteigentümer Karstadt bis auf die denkmalgeschützten Fassaden abgerissen und als erweiterter Komplex im Herbst 2006 unter Einbeziehung zweier Baulücken in der Petersstraße 29/31 wiedereröffnet. Kern des Neubaus ist ein zentraler Lichthof mit vier Rolltreppen.
Foto links: Auf diesem Gelände befand sich bis 1867 der Marstall des Rates. Die Grundstücke wurden 1912-1914 in den Neubau des Warenhauses Althoff einbezogen.


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