Der Nikolaikirchhof

Deutrichs Hof

Deutrichs Hof erstreckte sich als schmaler etwa 80 m langer Bau zwischen den Straßenfronten Reichstraße 8 und Nikolaistraße 12. Der Kopfbau war an beiden Straßenfronten ein dreistöckiges Gebäude im Stil der Spätrenaissance. Danach kam das an der Nikolaistraße benachbarte Grundstück hinzu. Über beide Grundstücke wurde 1896 ein neoklassizistisches Gebäude errichtet. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg total zerstört. Auf dem Nikolaistraßenteil des Grundstücks wurde während der DDR-Zeit ein Bürohaus errichtet, das inzwischen durch das "Hotel ONE" ersetzt wurde.

Specks Hof

Seit etwa 1430 befand sich an dieser Stelle ein großes Gebäude, das als Wohnhaus, Brauhaus und Weinkeller diente. Das Gelände wurde 1815 von Maximilian Speck von Sternburg gekauft und heißt seitdem Specks Hof. Nach Entwürfen von Emil Franz Hänsel wurde in den Jahren 1908/09, 1911 und 1928/29 in drei Bauabschnitten ein Messepalast errichtet, der zu den architektonisch wertvollsten Geschäftshäusern in Leipzig zählt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gebäudekomplex stark beschädigt. In den Jahren 1981/82 wurden die historischen Passagen behutsam saniert. Eine erneute Restaurierung, bei der die historische Bausubstanz weitgehend wieder hergestellt wurde, fand in den Jahren 1993 bis 1995 statt.

Die Nikolaikirche

Die dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Kaufleute, geweihte romanische Nikolaikirche ist um 1170/80 enstanden. Die heutige äußere Gestalt geht vor allem auf den spätgotischen Umbau zurück. 1555 kappte Hieronymus Lotter die zwei gotischen Turmspitzen, versah sie mit den heute noch erhaltenen welschen Hauben und setzte den achtseitigen Mittelturm einschließlich Türmerwohnung auf. Die Bekrönung wurde 1730/31 barock vollendet. In den Jahren 1784 bis 1797 wurde der Innenraum der Kirche durch Johann Friedrich Carl Dauthe durchgreifend umgestaltet. Aus der spätgotischen Hallenkirche wurde ein klassizistisches Raumensemble.
Die montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche und die Montagsdemonstrationen mündeten im Herbst 1989 in den Ereignissen der friedlichen Revolution. Hieran erinnert die Replik einer Säule aus dem Kirchenraum, die 1999 nach einer Idee des Leipziger Künstlers A. Stötzner vom Bildhauer M. Gläser ausgeführt wurde.


Die Ritterstraße 8-10

Zwischen Bayernburse und "Zur Melone" wurde 1691/92 für den Juristen Lüder Menke ein viergeschossiger Neubau vorwiegend mit Studentenwohnungen errichtet. Er hatte einen Durchgang zum Innenhof des Großen Kolleg. Im Durchgang hing eine Anschlagtafel, das "Schwarze Brett". Dieser Name ging bald auf das Hotel über. 1816 kaufte die Universität das Gebäude. 1907 wurden die Gebäude und Grundstücke des "Schwarzen Bretts" und der "Melone" von der Handelskammer übermommen, die von 1908 bis 1910 nach Plänen des Architekten Fritz Schumacher und mit Bauschmuck von Georg Wrba ein Gebäude für die Handelshochschule errichten ließ. 1948 in Geschwister-Scholl-Haus umbenannt, diente es der Wirtschaftswissenschaftlichen und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität. 1994/95 wurde das Haus durch die Leipziger Architekten Winfried Sziegoleit und Eberhard Göschel saniert und beherbergt heute das Institut für Kunstpädagogik.

Die Ritterstraße 12

1834 wurde die Bayernburse der Universität an den Buchhändlerverein verkauft. Dieser riss sie ab und erbaute hier die Buchhändlerbörse, die er bis zur Errichtung des Buchhändlerhauses am Gerichtsweg 1888 nutzte. Nach dem Rückkauf des Gebäudes durch die Universität, die noch immer Grundstückseigentümer war, entstand hier eine Mensa "Konvikt" genannt. Das Konvikt fiel den Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs zum Opfer und wurde Ende der 1980er Jahre durch ein Gästehaus der Universität ersetzt.

Das Predigerhaus

1886/87 errichtete Hugo Licht auf dem ehemaligen Areal eines schlichten Renaissancegebäudes von 1553 das Predigerhaus im Stil der Leipziger Spätgotik und Renaissance. Die helle Putzfassade zierte bis zum Neuverputz 1930 dekorative Malerei nach Vorlagen des Malers Otto Hupp aus Mittenwald bei München.

Die Alte Nikolaischule

1395 wurden die Ratsherren der Stadt Leipzig durch Erlaß von Papst Bonifatius IX. ermächtigt, eine Stadtschule am Nikolaikirchhof zu errichten. Doch die Augutiner Chorherren , die mit der 1212 gegründeten Thomasschule das Bildungsprivileg innehatten, haben die Gründung der Schule immer wieder verhindert. Am 6. September 1512, dem Tag des heiligen Nikolaus, konnte dann endlich am Nikolaikirchhof die erste weltliche Schule Leipzigs eingeweiht werden. 1551 brannte das Schulhaus ab. 1568 wurde ein Neubau errichtet, der 1596/97 im Renaissancestil umgestaltet wurde. An der Schule haben bedeutende Persönlichkeiten gelernt, so Gottfried Wilhelm Leibnitz, Christian Thomasius, Johann Gottfried Seume und Richard Wagner. 1872 wurde die Schulnutzung aufgegeben. Das Gebäude diente danach der Königlichen Garnisonswache, für die die seitliche Arkade errichtet wurde.
Nach Kriegschäden wurde der Bau 1991 bis 1994 durch die Kulturstiftung Leipzig mit finanzieller Unterstützung der Stadt Frankfurt a. Main saniert.


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