Der Thomaskirchhof

Thomaskirche, Westseite

Die Thomaskirche geht auf das 12. Jh. zurück. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die ehemalige Marktkirche zur Stiftskirche St. Thomas der Augustiner Chorherren umgebaut und der umgebende Bereich zum Klostergelände. 1482 bis 1496 wurde die spätgotische dreischiffige Halle errichtet, die im wesentlichen bis heute erhalten blieb. Von 1880 bis 1889 fand eine umfassende gotisierende Erneuerung der Kirche statt. 1886 gestaltete der Architekt Lipsius die schmucklose Westwand neugotisch um und machte sie zur neuen, der Promenade zugewandten Schauseite. Der berühmte Thomaskantor Johann Sebastian Bach wirkte von 1723 bis zu seinem Tod 1750 in Leipzig und an der Thomaskirche. Sein Grab befindet sich seit 1950 im Chorraum der Kirche.
Die Fotos zeigen von der Promenade aus die alte Thomasschule, die Thomaskirche vor der der Umbau und den Zustand nach der neugotischen Umgestaltung sowie die Superintendentur. .


Die Thomasschule und die Superintendentur

In den Jahren 1731/32 wurde nach Entwurfen von George Werner die städtische Thomasschule erbaut. Sie war Wohn- und Wirkungsstätte des Thomaskantors Johann Sebastian Bach. Nach ihrem Abbruch im Jahr 1902 wurde an dieser Stelle die 1904 fertiggestellte Superintendentur nach Entwürfen der Leipziger Architekten Weidenbach und Tschammer erbaut. Die Architektur weist Stilelemente der Spätgotik und Renaissance auf.

Das Leibnitzdenkmal und das Bachdenkmal

Das Leibnizdenkmal wurde am 15. Oktober 1883 vor der Thomaskirche eingeweiht. Die Bronzestatue gestaltete der deutsche Bildhauer Ernst Julius Hähnel. Die Seiten des Sockels sind mit den Sinnbildern der vier Fakultäten Medizin, Theologie, Jura und Philosophie versehen. Gottfried Wilhelm Leibnitz war Philosoph und einer der letzten Universalgelehrten. Er besuchte die Nikolaischule und studierte an der Universität seiner Vaterstadt Leipzig. Als die Juristische Fakultät dem noch nicht 20-jährigen die Doktorwürde "wegen allzu großer Jugend" verweigerte, verließ er verärgert die Stadt.
Wo einst Leibniz stand (links) thront jetzt Bach (rechts). 1723 wurde Johann Sebastian Bach zum neuen Thomaskantor gewählt und blieb es 27 Jahre lang. Das Leibnizdenkmal befindet sich seitdem im Innenhof der Universität.
Am 17. Mai 1908 wurde das Bachdenkmal enthüllt. Mehrere Festkonzerte im Rahmen des dreitägigen Bachfestes und ein Festgottesdienst umrahmten die Übergabe an den Oberbürgermeister Tröndlin. Die Bronzestatue schuf der Leipziger Bildhauer Carl Seffner und der Guß erfolgte durch die Fa. Nowack & Brückner.

Der Thomaskirchhof, Ostseite

Nach der Thomasgasse folgt an der Ostseite des Platzes eine Reihe von acht Geschäftshäusern. Eines der Gebäude gehörte zum Kaufhaus von Gustav Steckner (Bild in der Mitte). Es enthielt eine der frühesten Einkaufspassagen (die sogenannte Stecknerpassage), die vom Thomaskirchhof bis zur Petersstraße reichte.
Die ersten sechs Häuser der Reihe wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. An ihrer Stelle befindet sich eine Grünanlage. Das an die Anlage angrenzende Restaurant führt die Adresse Thomaskirchhof 3-5.


Der Sack

Nach Süden endet die Ostseite des Thomaskirchhofs in einer kurzen Sackgasse, sie wird inoffiziell von jeher "Der Sack" genannt. Hier lag früher der Wirtschaftshof des Thomasklosters. An ihrem Abschluß, den jetzt ein neu errichtetes Geschäftshaus bildet, befand sich das Restaurant "Thomas-Kloster". Im vorderen rechten Abschluß des Sacks befindet sich das Café Kandler.

Der Thomaskirchhof, Südseite

In Sicht nach Osten blickt man auf das "Haus der Kirche", das 1911 nach Plänen des Leipziger Architekten Peter Dybwad errichtet wurde. Es gehört zur einmündenden Burgstraße und wurde an der Stelle des früheren zur Thomaskirche gehörenden Predigerhaus von 1582 errichtet. In Bezug auf den Vorgängerbau wählte Dybwad Formen der deutschen Renaissance.
Die Bebauung der Südseite beginnt mit dem Eckhaus Nr. 12, in dem sich heute die Gaststätte "Bachstüb´l" und das 1999 eröffnete "Sächsische Apothekenmuseum" mit einem Restaurant befinden. Das Haus ist eng mit dem Namen des Dr. Willmar Schwabe und der Homöopatie verbunden.
Nach der schmalen Lücke folgt das Haus "Lindwurm". Es wurde 1900 neu errichtet und beim Umbau 2011 mit dem Nachbarhaus Nr. 14 vereinigt. Das Gebäude beherbergt jetzt ein Hotel und ein Weinrestaurant.
Das Haus Nr.16 ist das Bosehaus (Foto in der Mitte), es gehört zu den schönsten Bürgerhäusern Leipzigs, in dem sich heute das Bach-Museum befindet. Das 1586 errichtete Haus kaufte 1710 der Gold-und Silberwarenkaufmann Georg Heinrich Bose und baute es in barockem Stil grundlegend um. Johann Sebastian Bach war häufiger Gast im Hause Boses.
Das letzte zum Thomaskirchhof gehörende Haus ist das Wohn- und Geschäftshaus Nr. 17.


Der Thomaskirchhof, Nordseite

Die Gebäude in der Reihe beginnend, von der Promenade aus gesehen, waren die Superintendentur, das Küsterhaus, das sogenannte Consistorium (kirchliche Verwaltug und ab 1852 Ratsfreischule) und als Letztes das Amtshaus an der Ecke Klostergasse 1538 als relativ schlichtes dreistöckiges Gebäude. Es war Sitz des Amtes Leipzig, der Kreisbehörde des albertinisch-sächsischen Staates. Hier war auch zeitweilig die 1764 gegründete Leipziger Zeichenakademie untergebracht.
An der Wende zum 20. Jahrhundert wurde die gesamte nördliche Bebauung niedergelegt und auf drei großen Grundstücken (Tomaskirchhof 20-22) wurden drei Geschäftshäuser errichtet, deren Fronten zur Gewinnung von Verkehrsraum deutlich eingerückt wurden.
1905 baute der Archtekt Peter Dybwad ein neues Gebäude an der Ecke Dittrichring für das Bankhaus Meyer & Co. In dessen ehemaligen Räumen befindet sich heute eine Gaststätte. An der Ecke zur Klostergasse errichteten in den Jahren 1903/04 die Architekten Schmidt & Johlige das Konfektionshaus Franz Ebert im Jugendstil. 1949 wurde das Gebäude als Kaufhaus Fortschritt (später Modehaus Topas) vom Konsum Leipzig übernommen. 1990 erwarb es die Commerzbank und ließ es 1995/96 aufwendig sanieren.
Zwischen den beiden Eckgrundstücken errichtete der Architekt A. Conrad ein weiteres Geschäftshaus.


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