Der emeritierte Pfarrer der Kirche hieß uns in seinem Gotteshaus willkommen. Er erläuterte in einem geschichtlichen Abriss die Reformation in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und zur Entstehung der Reformierten Kirche in Leipzig.



Frankreich war zur Zeit der Reformation katholisch geprägt. Hier hatte die Reformation Hindernisse zu überwinden, um bestehen zu können. Franz I. und Heinrich II., die französischen Könige der Zeit, ließen die Hugenotten genannten Befürworter der Reformation als Ketzer verfolgen. Einer der bekanntesten Reformator war der Franzose Johannes Calvin. Er bewirkte mit seinen Schriften den Fortbestand der evangelischen Bewegung und damit der Hugenotten.
1559 fand in Frankreich die erste Nationalsynode statt. Daran konnten auch die Repressalien des Königs nichts ändern. Diese führten aber dann zu dem Hugenottenkrieg. Schlimmstes Ereignis war die sogenannte Bartholomäusnacht am 23. August 1572 in Paris. 2000 Menschen fielen diesem Progrom zum Opfer.

Bartholomäusnacht – Dreibilderzyklus von Giorgio Vasari. Sala Regia im Vatikan 1572


Tempel zu Charenton bei Paris – 1624 erbaut und 1685 zerstört – zeitgenössische Darstellung eines unbekannten Künstlers
1685 am 18. Oktober hebt König Ludwig XIV. das Toleranzedikt von Nantes auf. Das bedeutete die Flucht von ca. 250000 Hugenotten in alle Welt. Am 29 Oktober erließ der Große Kurfürst das Aufnahmeedikt von Potsdam.
So kamen die Hugenotten nach Deutschland.
38000 kamen insgesamt nach Deutschland. 150 km im Umkreis von Berlin siedelten sie sich an.
So auch in Sachsen, etwa 250. In Leipzig findet der erste Gottesdienst zu Pfingsten 1702 im Bildersaal von Auerbachs Hof statt. Später folgte der Umzug ins alte Amtshaus. 1758 wurde Georg Joachim Zollikofer zum deutschen Prediger gewählt, er kam aus der Gegend von Frankfurt am Main, er predigte in deutscher Sprache. 1839 erwirbt die Gemeinde das Alte Amtshaus. Das damalige Gemeindemitglied, der berühmte Gewandhaus-Kapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy, hatte die Orgel überprüft, somit konnte das renovierte Gotteshaus feierlich eingeweiht werden.

Der Große Kurfürst empfängt die Hugenotten in Potsdam am 10. November 1685. Ölgemälde von Hugo Vogel 1885

Für 816175 Mark Gesamtbaukosten konnte die neu erbaute Kirche am Ring am 12. März 1899 feierlich eingeweiht werden. Ihr gehörten neben den schon Genannten noch andere bekannte Einwohner der Messestadt an:
- Jean George Riquet eröffnete 1745 ein Colonial-Grossogeschäft – heute ein beliebtes Café
- Albert Dufour-Fe`ronce war als Seidenwarenhändler Mitbegrüder der Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Compagnie, der Leipziger Bank, der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt, Generalkonsul von Portugal, finanzierte mit den Suez-Kanal, wurde in den Freiherrenstand erhoben.
- Carl Heinrich Reclam -Verleger, Buchhändler
- Theodor Fontane weilte als Apothekergehilfe in der Adlerapotheke in Leipzig in der Hainstraße 9.
(alle Bilder bisher aus dem Heft „Hugenotten- französische Glaubensflüchtlinge in aller Welt“ von Jochen Desel, Verlag der dt. Hugenotten-Gesellschaft e.V. 4. Auflage Bad Karlshagen 2010 und „Gott gab Wachstum“-Kleine Chronik zum 250jährigen Bestehen der Ev. Ref. Gemeinde zu Leipzig Amt für Informationen der DDR Berlin 20102/50, Druck Röder Leipzig)