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Alma Mater Lipsiensis
Universität Leipzig

Arbeitsgruppe Zeitzeugen
der Seniorenakademie

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Gesellschaftliche Tätigkeiten im
Wohngebiet und im Volkseigenen Betrieb (VEB)

Ein Bericht von Udo Kruse, Leipzig

Gesellschaftliche Tätigkeiten waren in der DDR ehrenamtliche, also unentgeltliche - oftmals nicht ganz uneigennützige -Tätigkeiten. Sofern diese in die Arbeitszeit fielen, wurde man von der Arbeit freigestellt ohne Lohn- oder Gehaltseinbußen hinnehmen zu müssen.
Als Dank und Anerkennung für die geleistete Tätigkeit wurde jährlich einmal eine Feierstunde mit einem Büfett und auch hin und wieder mit einer kulturellen Umrahmung vom jeweiligen Veranstalter organisiert.

Mitglied im Elternaktiv (1980 - 1990)

Ein Elternaktiv, dem in der Regel 4 - 5 Eltern der entsprechenden Klasse angehörten, hatte die Aufgabe dabei mitzuwirken, das alle Kinder das Lehrplanziel erreichten. Hierbei gab es eine Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer bei der Verwirklichung der einheitlichen Bildung und Erziehung in Schule und Elternhaus sowie die Herstellung einer engen Verbindung zwischen dem Klassenleiter und den Familien. Ferner unterstützte es die Arbeit des Schulhortes, der Arbeitsgemeinschaften, der Pionierorganisation, des Ausschusses für die Jugendweihe u.a. Das Elternaktiv wurde vom Klassenpaten des Elternbeirates, der für die Schule insgesamt zuständig war, angeleitet.

Als junger Vater von zwei schulpflichtig gewordenen Töchtern habe ich mich bereit erklärt, im Elternaktiv der Klasse meiner älteren Tochter mitzuarbeiten. Meine Bereitschaft machte es auch möglich, dass unsere Tochter in die dem Elternhaus nächst gelegene Schule gehen konnte, eine kurze Wegstrecke hatte und keine verkehrsreiche Hauptstraße überqueren musste. Für uns Eltern war dies wichtig, weil wir sehr weite Wege zu unseren Arbeitsplätzen hatten und pünktlich am Arbeitsplatz sein mussten und wollten. Ich habe die Klasse von der ersten bis zur zehnten Klasse begleitet und durch mein Engagement auch sehr viel Freude und Erfolgserlebnisse gehabt, wenngleich meine Tochter ab einem bestimmten Kindesalter nicht mehr sehr begeistert war, wenn ihr Vater "immer dabei war".

Meine Tätigkeit als Elternaktivmitglied war für uns Eltern von Vorteil, waren wir so über alle schulischen Vorgänge und Klassenergebnisse bestens informiert. Das hieß natürlich auch, mindestens einmal im Monat mit der Klassenleiterin und den anderen ehrenamtlichen Elternteilen an den Sitzungen teilzunehmen um aufgetretene Probleme mit lösen zu helfen. Für meinen Betrieb zum Nachteil war, dass ich häufig auch längerfristig freigestellt wurde, wenn Wandertage, Klassenfahrten oder sportliche- und kulturelle Veranstaltungen von der Klasse wahrgenommen wurden und ich als Begleitperson mit von der Partie war.

Mitglied im Verkehrssicherheitsaktiv (1968 - 1989)

Um den Bestrebungen nach einer hohen Sicherheit nicht nur in den Produktionsbereichen gerecht zu werden, zu denen auch die Kraftverkehrsbetriebe zählten in denen ich tätig war, sondern um auch im zivilen und privaten Bereich vorbeugend zu wirken, gab es die Verkehrssicherheitsaktive ( VSA ).

  • Das VSA unseres Betriebes, in welchem ich Mitglied war, nahm folgende Aufgaben wahr:
  • unregelmäßige Ausfahrkontrollen der LKW und PKW auf Betriebs - und Verkehrsicherheit,
  • Alkoholtest der Fahrer ( Röhrchen )
  • regelmäßige Verkehrsteilnehmerschulungen mit Nachweis als Anlage zur Fahrerlaubnis
  • nach Aufforderung der Polizei, Unterwegskontrollen auf technischen Zustand der Kfz und ordnungsgemäße Begleitpapiere der Fahrzeugführer
  • quartalsweise erscheinende Preisausschreiben in der Betriebszeitung
  • Verkehrsunterricht in Schulen und im Wohngebiet
  • Monatlich eine Schulung der eigenen VSA - Mitglieder durch einen Polizisten der Abteilung Verkehrserziehung des Volkspolizeikreisamtes ( außerhalb der Arbeitszeit ).

Unser Verkehrssicherheitsaktiv war materiell bestens ausgestattet mit Hebebühne, Scheinwerfereinstellgerät, diversen Spezialwerkzeugen und Hilfsmitteln, nur an Ersatzteilen für so manches Kfz fehlte es, dafür waren aber die Werkstätten zuständig.
Für die Schulungen der Verkehrsteilnehmer hatten wir DIA - Reihen zu Unfällen und stets die neuesten Informationen zum Verkehrsrecht sowie zur Straßenzulassungsordnung für Fahrzeuge zur Einsicht parat.
Darüber hinaus hielten wir engen Kontakt zu anderen VSA in den Betrieben, welche zu unserem über die Republik verteilten Kombinatsbereich, gehörten.
Wir führten Erfahrungsaustausche durch und organisierten auch Betriebsbesichtigungen in den Fahrzeug- und Fahrzeugteile herstellenden Betrieben.
Die in den vielen VSA geleisteten Arbeiten trugen dazu bei, dass zahlreiche Karambolagen, Unfälle und sonstige den Verkehrsablauf behindernde Ereignisse nicht stattfanden. In Zahlen kann man das nicht ausdrücken, aber es sind ganz sicher viele, die durch diese vorbeugenden gesellschaftlichen Tätigkeiten verhindert wurden.
Für mich waren diese freiwilligen Tätigkeiten, wenn auch sehr häufig mit kleinen persönlichen Opfern verbunden, eine Bereicherung meines Alltags.
Heute bin ich genauso engagiert als ehrenamtlicher Schöffe am Sozialgericht tätig.

 



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