Zielstellung des Rudolf-Boehm-Instituts
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Geschichte des Instituts
Rudolf Boehm
Als ein zentral in die molekularen, zellbiologischen und
medizinischen Lebenswissenschaften eingebettetes Fach untersucht die
Pharmakologie und Toxikologie in ihrer Forschungstätigkeit
Wechselwirkungen zwischen körpereigenen und körperfremden
Stoffen und biologischen Systemen. Ein wichtiges Ziel der modernen
Pharmakologie besteht in der Aufklärung molekularer
Zusammenhänge bei der zellulären Signalerkennung und
-weiterleitung, der Identifikation interessanter Zielstrukturen
für die zukünftige Arzneimittelentwicklung und in der Suche
und Optimierung von Wirkstoffen zur Adressierung dieser Zielstrukturen.
Durch Untersuchungen an Primärkulturen, Gewebeschnitten,
Organpräparationen oder am lebenden Tier werden weitergehende
Funktionszusammenhänge in ihrem nativen Kontext analysiert und
deren Beeinflussung durch pharmakologische Wirkstoffe charakterisiert.
Zielstellung in der Lehre ist, dem zukünftigen Arzt eine rationale
und wissenschaftlich begründete Pharmakotherapie zu vermitteln,
aber andererseits auch die Notwendigkeit der Innovation auf aktuellem
Niveau zu erläutern und das kritische Bewusstsein zu wecken. Eine
enge Verzahnung aktueller Forschungsthemen und der studentischen und
postgradualen Lehre ist das Ziel in der Betreuung und Ausbildung von
wissenschaftlich interessierten Studenten, Doktoranden und
Post-Doktoranden. Genauere Informationen sind der Beschreibung der
Arbeitsinhalte der Arbeitsgruppen des RBI zu entnehmen. Gern stehen wir
auch für ein persönliches Gespräch zur
Verfügung.
Lehrangebote
Das Institut bietet mit den Vorlesungen und Kursen
der Allgemeinen und Speziellen Pharmakologie eine wissenschaftlich
fundierte Ausbildung in Grundlagen und Anwendung der Pharmakotherapie
für Studierende der Medizin und Zahnmedizin. Durch Mitwirkung an
der Lehre in Querschnittsbereichen, beim Problemorientierten Lernen (POL)
sowie dem Unterricht am Krankenbett (UaK) wird der klinische Bezug
weiter gestärkt. Mit der Beteiligung an studentischen und
postgradualen Lehrveranstaltungen der Nachbarfakultäten wird die
Vernetzung in die Naturwissenschaften gestärkt. Möglichkeiten
für die Anfertigung experimenteller Doktorarbeiten sind in den
verschiedenen Arbeitsgruppen des Institutes vorhanden.
Forschungsschwerpunkte des Instituts
Im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit des Instituts
stehen Fragestellungen, die molekulare Aspekte zellulärer
Kommunikation durch Ionenkanäle, Rezeptoren und deren
Effektormoleküle behandeln.
Die Ionenkanäle der "transient receptor potential" (TRP)-Familie
bilden mit 28 Genen in 5 Subfamilien nicht nur eine der jüngsten,
sondern auch die zweitgrößte und vielleicht vielseitigste
Gruppe der Kationenkanäle. Die Rolle ionotroper P2X-Rezeptoren und
metabotroper P2Y-Rezeptoren in der purinergen Signalübertragung
wird mit vorwiegend neurowissenschaftlichem Hintergrund
bearbeitet. Schnittstellen zwischen TRP-Kanälen und
P2X/P2Y-Rezeptoren ergeben sich bei der Erkennung und pharmakologischen
Beeinflussung von Mechanismen der Schmerzentstehung und Schmerzleitung,
aber auch in der Perzeption und zentralen Verarbeitung anderer
sensorischer Qualitäten und der Neurodegeneration bzw.
Neuroprotektion.
Signale, die an der Zelloberfläche erkannt werden, müssen
durch zeitlich und räumlich koordinierte intrazelluläre
Signaldekodierung, -integration und -weiterleitung in zell- und
organbiologisch relevante Antworten umgesetzt werden. Durch moderne
Imaging-Verfahren, biophysikalische Analysen und die Konstruktion und
Anwendung genetisch kodierter Biosensor-Proteine werden
Signalvorgänge in hoher zeitlicher und räumlicher
Auflösung in lebenden Zellen sichtbar gemacht und ihre Bedeutung
für die Ausbildung korrekter zellulärer Signalantworten
charakterisiert.
In der Verhaltenspharmakologie werden das Belohnungssystem des Gehirns
und die Beteiligung spezifischer Neurotransmittersysteme untersucht.
Besondere Relevanz gewinnt dieses Arbeitsfeld durch die
Möglichkeit, Mechanismen der Suchtentstehung zu erkennen und
pharmakotherapeutisch zu modulieren.
In der Pharmakochemie werden dreidimensionale Modelle von Peptiden
entwickelt, Bindungstaschen für niedermolekulare Liganden
charakterisiert und Struktur-Aktivitätsbeziehungen bei
der Interaktion biologisch aktiver Substanzen an ihren Rezeptoren
in multivariater Analyse entwickelt. Ein besseres Verständnis der
Krankheitsmechanismen, aber auch Hilfestellung beim
maßgeschneiderten Entwickeln neuer Wirkstoffe im Vorfeld der
Arzneimittelentwicklung ist Ziel dieses Ansatzes.
Eine breite Palette moderner in vivo (Verhaltensanalyse, quantitative Elektroenzephalographie, Mikrodialyse) und ex vivo Techniken (Elektrophysiologie, Einzellzell-Fluoreszenzimaging, Histochemie, Molekularbiologie) sind im Institut etabliert.
Internationale Kooperationen bestehen mit T.K. Harden
(Dept. of Pharmacol., University of North Carolina, Chapel Hill,
U.S.A.), M.P. Abbracchio (Dept. Pharmacy Sci., University of Milan,
Milan, Italy), G. Burnstock (Autonomic Neuroscience Institute, Royal Free and University College Medical School, London, UK).
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