Räume der Migration. Raum als Medium der Ko-Produktion von Migration

Andreas Pott (U Osnabrück)

Abstract

Zu den Auffälligkeiten der Migrationsforschung gehört ihr geringes Interesse am Raum. Zwar stößt man auf allerlei räumliche Begrifflichkeiten. Doch nur vergleichsweise selten werden raumbezogene Beobachtungen oder Beschreibungen zum Anlass genommen, nach der Bedeutung von Räumen, Orten und Grenzen für Migrationsprozesse und ihre Folgen, für die Entstehung und den Wandel von Migrationsregimen oder für die Aushandlung von je spezifischen Migrationsverhältnissen zu fragen.

Der Vortrag folgt der – nicht zuletzt durch den Spatial Turn motivierten – Vermutung, dass ein Nachdenken über die Form des Raumbezugs und der analytischen Berücksichtigung räumlicher Unterscheidungen auch für die Migrationsforschung lohnend sein könnte. Unterschieden werden verschiedene analytische Perspektiven sowie verschiedene Funktionen von Räumen. Schnell wird deutlich, dass auch die Migrationsforschung die Beobachtungsabhängigkeit ihrer Daten und Erkenntnisse nicht hintergehen kann. Auch sie kann Migrationen, Räume und ihre Beziehungen zueinander eben nur beobachten. Dabei beobachtet sie die Raumproduktionen anderer oder verwendet eigene räumliche Schemata; an der Ko-Produktion ihres Gegenstands ist sie in jedem Fall bereits ganz basal beteiligt. Ihr bleibt insofern nichts anderes übrig, als als Raum-Beobachterin erster und zweiter Ordnung zu agieren – wodurch sie neue Interpretationsmöglichkeiten gewinnt.

Biographical Note

Prof. Dr. Andreas Pott (University of Osnabrück, Germany)
Andreas Pott is the director of the Institute for Migration Research and Intercultural Studies (IMIS) at the University of Osnabrück (Germany) where he also teaches as a professor of social geography with a research focus on population and migration. He earned his PhD from the University of Osnabrück in 2001 and later served as a research associate at Goethe University Frankfurt (Germany) before becoming a member of the IMIS. His most recent publication focuses on climate and migration from a social and cultural geographical perspective. Andreas Pott’s other areas of research include geographies of migration, local production of asylum, and social advancement within migrant societies.

Image source: U Osnabrück, Link (19 April 2017)