Jubiläen von Personen oder Institutionen sind ein willkommener aber auch verpflichtender Anlass für Erinnerungen. Dies gilt besonders für Lehr- und Bildungseinrichtungen, wie Gymnasien oder Universitäten.
Seit dem 19. Jh. gehören Professorenkataloge deshalb zum festen Bestandteil universitärer Jubiläumskultur.
Anlässlich des 600-jährigen Gründungsjubiläums der Universität Leipzig konnte nach grundlegenden biographisch-statistischen Vorarbeiten am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte (Prof. Dr. phil. habil. Ulrich von Hehl)
im Frühjahr 2006 mit ausdrücklicher Unterstützung des Rektorats und der Senatskommission zur "Erforschung der Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte" das Projekt Professorenkatalog am Historischen Seminar in Angriff genommen werden.
Bezüglich der biographischen Erfassungstiefe galt das "Heidelberger Gelehrten-Lexikon 1386-1986" als Maßstab, wobei wegen der beschränkten Bearbeitungszeit bis zum Jubiläumsjahr 2009 und der insgesamt ca. 6500 Berufungen
an der Leipziger Universität seit ihrer Gründung am 02.12.1409 eine sinnvolle Beschränkung auf das 19. Und 20. Jahrhundert erforderlich war.
Der chronologische Erfassungsrahmen wurde beginnend mit der Universitätsreform von 1830/34 und gegliedert nach Epochenereignissen, zunächst bis zur dritten Hochschulreform der DDR 1968/69 definiert.
Für die aus Datenschutzgründen problematisch zu recherchierende Zeit nach 1968/69 ergab sich zusätzlich das Problem der in der DDR auf ministerielle Weisung bis 1990 ausgesetzten Publikation von Personalverzeichnissen im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen (MHF) als Erhebungsgrundlage.
Die daraus abgeleitete Notwendigkeit zur arbeitsaufwendigen und sensiblen Datenerfassung aus dem Kontakt zu noch lebenden Emeriti bzw. deren Angehörigen führte die Projektleitung zu der Überlegung, geeignete und interessierte Mitarbeiter aus dem Kreis der Seniorenstudenten an der Universität Leipzig zu gewinnen.
Als Zeitzeugen der 40-jährigen DDR-Geschichte ist den Seniorenstudenten bis auf wenige Ausnahmen diese Kontaktaufnahme nicht verwehrt worden.
Somit konnten für die Epoche 1968/69 bis 1990/93 der Großteil der Berufungen in ausführlichen Biogrammen erfasst werden. Wesentlich erleichtert wurde die Datenerfassung durch ein von den Senioren in Abstimmung mit der Projektleitung erarbeitetes als Maske übersichtlich strukturiertes Erfassungsformular.
Bei den Recherchearbeiten im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde ergab sich eher zufällig der Hinweis, dass sich im Aktenbestand auch alle Berufungsunterlagen von Dozenten und Professoren im vormaligen Staatssekretariat bzw. MHF befinden.
Unter Wahrung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen konnte für die Kontaktaufnahme zu noch lebenden Emeriti das Erfassungsformular bereits mit Personendaten, Universitätsämtern, Mitgliedschaften, Publikationen etc.
übergeben werden. Dies hat die Mitwirkungsbereitschaft offensichtlich zusätzlich befördert.
Gegenwärtig sind ca. 2000 Biogramme für den Professorenkatalog bearbeitet und werden im Internet unter folgender Web-Adresse präsentiert:
http://www.uni-leipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/.
Zur Vermeidung von Ungleichheiten zwischen den Katalogeinträgen wird deshalb auf dieser Homepage nur eine Datenauswahl der Rechercheergebnisse angezeigt, die für die übergroße Mehrzahl aller Professoren mit einem vergleichbaren Arbeitsaufwand recherchiert werden konnten.
Nach Jubiläumsfeierlichkeiten erlischt in der Regel die Bereitschaft zur Finanzierung universitätsgeschichtlicher Forschungsprojekte, wie dies auch für die Universitätsverantwortlichen in Leipzig zutrifft. Wegen der seit Mitte 2013
damit ausstehenden Aktualisierung der Datenbank sowie fehlender Einarbeitung der zwischenzeitlich von den Senioren erarbeiteten ca. 200 Biogramme, hat sich die Senioren-AG "Multimediale Anwendungen in der Computertechnik" entschlossen,
alle von den Senioren seit 2006 erarbeiteten Biogramme in ungekürzter Form als druckfähige PDF-Dateien unter der Homepage der AG
www.uni-leipzig.de/+cpl zu präsentieren.
Da von den zurzeit über 100 deutschen Universitäten nur für die über 600-
jährige Universität Heidelberg mit insgesamt 2843 Einträgen und für die über 175-jährige TH/TU Dresden mit 1897 Einträgen bis in die Gegenwart reichendeProfessorenkataloge existieren, besteht durch die "Gesellschaft für Universitäts-
und Wissenschaftsgeschichte" ein nachhaltiges Interesse für weiterführende Forschungen zur Erfassung aller Berufungen im 19. und 20. Jahrhundert in einem umfassenden Professorenkatalog deutscher Universitäten.
Der Antrag zur Entwicklung eines gemeinsamen und universitätsübergreifenden Professorenkataloges durch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft "Deutscher Professorenkatalog" wurde Anfang November 2016 positiv beschieden.
Der Förderbescheid für das DFG-Projekt zur Erforschung professoraler Karrierewege
im 18. und 19. Jh., basierend auf den Datenquellen der bereits existierenden deutschen Professorenkataloge, ist auf 3 Jahre angelegt und wird gemeinsam mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel realisiert, wobei die HTWK Leipzig (Prof. Dr. rer. nat. Thomas Riechert) den technischen Teil des Projektes verantwortet.
Der Datenbestand des Leipziger Professorenkataloges spielt dabei eine zentrale Rolle.
Dr. -Ing. Hans-Dieter Daniel