Theodor Litt, Pädagoge und Philosoph
Theodor Litt |
geb. 27. Dezember 1880 in Düsseldorf;
gest. 16. Juli 1962 in Bonn
Von 1890 bis 1898 besuchte Litt das humanistische Gymnasium in Düsseldorf. Im Anschluss an das Abitur widmete er sich einem Lehramtstudium der Philosophie, Geschichte und klassischen Philologie (mit einem Studiensemester in Berlin) an der Universität Bonn. 1904 beendete er sein Studium und promovierte mit einer in lateinischer Sprache verfassten Dissertation in Altphilologie. Danach war er als Oberlehrer für Alte Sprachen und Geschichte in Bonn und Köln am Friedrich-Wilhelm Gymnasium tätig, dann folgte eine halbjährige Anstellung als Referent im preußischen Kultusministerium in Berlin. Littīs Hinwendung zu Philosophie und wissenschaftlicher Pädagogik soll unter anderem durch das Trauma des Ersten Weltkrieges ausgelöst worden sein.
Bereits im Jahr 1918 wurde Litt als nichtplanmäßiger außerordentlicher Professor für Pädagogik an die Universität Bonn berufen. In diesem Jahr erschien außerdem das Werk "Individuum und Gemeinschaft" , in dem Litt einen Abriss der Kultur- und Sozialphilosophie veröffentlicht. Neben Ernst Troeltsch, Ernst Cassirer und Georg Simmel wurde er Mitglied der Leipziger Schule für Sozialphilosophie. 1920 übernahm er als Nachfolger Eduard Sprangers als ordentlicher Professor den Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik an der Universität Leipzig, an der er bis 1937 als Hochschullehrer bzw. Rektor (1931-1932) tätig war.
1927 publizierte Litt das Werk "Führen oder Wachsenlassen", dessen Inhalt Ausgangspunkt für die einsetzende Anfeindung der Nationalsozialisten war. In seiner Antrittsrede als Rektor der Universität Leipzig im Jahr 1931 sprach er sich für die Erhaltung der Unabhängigkeit der Universität aus. Statt wie bisher üblich, Einblick in die eigene wissenschaftliche Tätigkeit zu geben, appellierte Litt an die Verantwortung seiner Kollegen für die Erhaltung der Unabhängigkeit der Universität. Nach Provokationen von nationalsozialistischen Studenten scheute er auch nicht vor zeitweiliger Schließung der Universität zurück. Ab 1934 verschärfte sich die Situation für Litt, da er öffentlich Kritik an Punkten der Weltanschauung der Nationalsozialisten übte. Da seine Vorlesungen massiv gestört wurden, mussten sie zeitweise ausgesetzt werden.
1936 unternahm Litt eine Vortragsreise nach Wien, die er aber nicht beendete, weil die NS-Behörden ihm ein Vortragsverbot auferlegten. Er kehrte zurück nach Leipzig und forderte seine frühzeitige Versetzung in den Ruhestand, dem 1937 stattgegeben wurde.
1938 veröffentlichte er die kleine Schrift "Der deutsche Geist und das Christentum", die unter den gläubigen Christen großen Anklang fand und schnell vergriffen war. Er kritisierte darin Alfred Rosenbergs antisemitisches Werk "Der Mythos des 20. Jahrhunderts". Rosenberg spricht sich für eine Religion aus, die das Christentum ersetzen soll.
Tief enttäuscht von seinen Kollegen an der Universität und der Haltung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, der er angehörte und die sich vom ihm abwandte, als ihm im Jahr 1944 auch verboten wurde, in der Akademie Vorträge zu halten, zog sich Litt zurück und beschäftigte sich mit Arbeiten wie "Staatsgewalt und Sittlichkeit", die erst 1948 in den Westzonen erscheinen konnte.
Litts zweite Schaffensperiode begann im Jahr 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf Empfehlung Ernst Cassirers wurde ihm die Aufgabe der demokratischen Reform der Universität Leipzig zugewiesen. Litt nahm seine Lehrtätigkeit 1946 wieder auf. Aber aufgrund eines von ihm gehaltenen Vortrags über "Die Bedeutung der pädagogischen Theorie für die Ausbildung des Lehrers in Ostberlin", entstand ein Konflikt mit dem diktatorischen Herrschaftssystem der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), der ihn 1947 eine Professur für Philosophie und Pädagogik an der Universität Bonn übernehmen ließ. Litt war Gründer und bis zu seinem Tod Vorstand des Instituts für Erziehungswissenschaften. Seine zahlreichen Vorlesungen wie beispielsweise "Die Selbstkritik in der modernen Kultur" oder "Politische Ethik und Pädagogik" fanden ebenso hohe Resonanz wie seine folgende Schrift "Die politische Selbsterziehung des deutschen Volkes", die zum Anlass zur Eröffnung einer Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung genommen wurde. Im Jahr seines Todes 1962 erschien Litts letzte Schrift "Freiheit und Lebensordnung", in der es erneut um seine Auseinandersetzung mit den totalitären Machtarten und ihren politischen Theorien ging.
Mit der Übernahme des wissenschaftlichen Nachlasses, der Einrichtung der "Theodor-Litt-Forschungsstelle" und der Gründung der "Theodor-Litt-Gesellschaft für geisteswissenschaftliche Pädagogik" im Jahr 1997, die seither alljährlich Symposien zu Leben und Werk Litts veranstaltet und das "Theodor-Litt-Jahrbuch" herausgibt, hat die Universität Leipzig das Vermächtnis eines ihrer bedeutendsten Hochschullehrer des 20. Jahrhunderts aufgegriffen und bleibt bemüht, ihm gerecht zu werden.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Litt, eingesehen 26.03.2008
http://www.uni-leipzig.de/campus2009/jubilaeen/2005/litt.html, eingesehen am 9.1.2008