Undine Jung
Ilse Decho
Ilse Decho wurde am 9. Dezember 1915 in Leipzig geboren. Ihr Schulbesuch und die anschließende kaufmännische Lehre fielen in eine Zeit, in der die Förderung von künstlerischer Begabung undenkbar war. Sie schaffte es dennoch, von 1936 bis 1938 in einem Abendstudium an der Staatlichen Akademie für Buchgewerbe und grafische Künste in Leipzig ihren künstlerischen Ambitionen nach zu gehen.
Im Krieg gelangte sie durch Evakuierung nach Thüringen - in die Hochburg der Glasherstellung. In Berührung mit Glas und der Arbeit in der Glasbläserei gekommen, galt ihr Interesse nunmehr dem Glas. Deshalb entschied sie sich nach Kriegsende zu einem Studium mit Schwerpunkt Glas. Von 1947 bis 1950 absolvierte sie die Leipziger Kunstgewerbeschule. Hier machte sie im Fach Glasveredlung schon auf sich aufmerksam.
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"Ilse Dechos Glasarbeiten, die Zier- und Nutzgegenstand in einem zu sein vermochten, führten auf eine Traditionslinie, die von namhaften Glasgestaltern der 20er und 30er Jahre gebildet sind." 1
"Wie jeder dieser Glaskünstler besitzt Ilse Decho von Anbeginn eine eigne, unverkennbare Handschrift. Was sie jedoch mit ihnen verbindet und gleichsam als eine diese Linie fortführende Gestalterin ausweist, ist dasselbe ästhetisch-ethische Anliegen, ist dieselbe Haltung zum Werkstoff und seinen zweckmäßigen Einsatz, ist schließlich die Sensibilität für Glas und Gestalt." 1
Hatte das lampengeblasene Glas bisher hauptsächlich der Herstellung von Ziergegenständen gedient, wurde in den 50er Jahren nach Möglichkeiten gesucht, die Tradition mit den Anforderungen der Gegenwart zu verbinden - das Besondere mit dem Nützlichen, im Alltag verwendbaren, zu verbinden.
1950 wurde sie Mitglied im Verband bildender Künstler und 1954 Mitglied in der Gutachterkommision Glas/Keramik des Deutschen Amtes für Messwesen und Warenprüfung(DAMW). Man schätze sie wegen ihrer Bescheidenheit und ihres Sinnes für Wesentliches.
In einer Zeit, in der wirtschaftliche Effektivität auch in der Formgestaltung von Industrieprodukten, höchste Priorität erhielt, hatte Ilse Decho, genauso wie die anderen wenigen ausgebildeten Formgestalter anfangs mit vielfältigen Schwierigkeiten um Anerkennung zu kämpfen.
In den Anfängen der 60er Jahre wurde sie vom Institut für angewandte Kunst, Berlin vorgeschlagen, eine Erneuerung der feuerfesten Pressglasformen und des geblasenen Teeservice des Jenaer Glaswerkes Schott & Genossen vor zu nehmen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, galt es doch, die seit 30 Jahren mit Erfolg produzierten Formen nicht nur zu verändern, sondern die Formenanzahl zu reduzieren. Es sollte die Bearbeitung der vorhandenen Formen unter dem Motto "Vom Herd zum Tisch" erfolgen.
"Die von Ilse Decho entwickelten 18 Gefäßformen zum Backen und Braten sind das Ergebnis eingehender praktischer Untersuchung über die effektivste Angleichung zwischen der Ökonomie der Herstellung und der Ökonomie des Gebrauchs. Unterschiedliche Heizquellen berücksichtigend, vereint jedes Gefäß mehrere Funktionen in sich." 1
Ähnliche Erfolge konnte sie mit einem Teeservice aus Glas, sowie Komplettservices aus Porzellan, wie z.B."Daphne"- ein umfassendes Kaffee-, Tee-, Mokka- und Speisservice erzielen.
Bis 1966 lebte und arbeitete sie in Leipzig als freischaffende Kunsthandwerkerin und Formgestalterin.
1966 wurde sie als Dozentin für Glasgestaltung an die Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein berufen. 1974 erlangte sie die Professur. 1975 erfolge ihre Emeritierung.
1965 wurde sie mit dem Kunstpreis der Stadt Leipzig und 1966 mit dem Kunstpreis der DDR geehrt.
Ihr Werk umfasst Speise-, Kaffee und Mokkaservice ("Daphne", "Julia", "Atlas"), Teeservice aus Jenaer Glas und freie Objekte der Formgestaltung.
Am 16.Januar 1978 verstarb Ilse Decho in Leipzig.
(Januar 2015)
1 Museum des Kunsthandwerks Leipzig, Grassimuseum;
Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein
weitere Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ilse_Decho