Ute Tartz
Christiana Regina Hetzer
Christiana Regina Hetzer war die erste Besitzerin des Gohliser Schlösschens und des Rittergutes Gohlis.
Christiana Regina Hetzer verheiratete Böhme 1 |
Sie wurde am 26. März 1724 in Leipzig geboren. Ihr Großvater war Johann Martin Hemm, Gutsbesitzer, Weinhändler und Besitzer mehrerer Gaststätten in Leipzig, z. B. der Weinstube im "Großen Joachimstal" auf der Hainstraße. Von ihm erbte sie zwei benachbarte Bauerngüter an der Südseite des Dorfangers im Dorf Gohlis, die ihr im März 1750 als Lehen übertragen wurden.
Ab 1739 war sie in erster Ehe mit Christian Gottlieb Neuhaus verheiratet. Er war Gesellschafter des Bank- und Handelshauses Richter, Neuhaus & Crayen. Bereits 1745 wurde sie Witwe.
In zweiter Ehe heiratete sie 1747 ihren verwitweten Schwager Johann Caspar Richter. Richter war mit der Schwester von Christian Gottlieb Neuhaus verheiratet gewesen. Er war der Sohn des Leipziger Handelsherrn Christian Richter und war selbst Kaufmann, ab 1749 Ratsherr und ab 1763 Ratsbaumeister in Leipzig. Im Unternehmen seines Vaters und später in eigenen Firmen betrieb er Wechselgeschäfte und handelte mit Waren aus Übersee sowie mit englischen und holländischen Woll- und Seidenstoffen. Von 1750 bis zu seinem Tode war er auch Vorsteher des St. Georgen Zucht- und Waisenhauses am Brühl.
Ihm gehörte ein stattliches Haus am Thomaskirchhof, nahe beim Bosehaus und der Thomasschule, wo die Familie Bach wohnte. Als Landhaus für den Sommeraufenthalt ließ Richter auf dem Gelände der Bauerngüter seiner Frau in den Jahren 1755-1756 das Gohliser Schlösschen im Barockstil bauen.
Gohliser Schlösschen |
Wegen der Kontributionen im Siebenjährigen Krieg, die das Bank- und Handelshaus Richter, Neuhaus & Crayen und Richter persönlich als vermögender Leipziger Bürger an Preußen zahlen musste, verzögerte sich der Innenausbau des Schlösschens. 1770 starb Richter und hinterließ seiner Witwe einen unvollendeten Bau.
1771 heiratete Christiana Regina in dritter Ehe den Leipziger Professor für Geschichte und Staatsrecht Dr. Johann Gottlob Böhme, der ebenfalls verwitwet war. Die Böhmes wohnten in einem Haus in der Reichsstraße. Sie vollendeten den Innenausbau des Schlosses.
Mit der Ausschmückung der Wände und der Decke im Festsaal beauftragten sie den ersten Direktor der Leipziger Zeichenakademie und Zeichenlehrer Goethes, Adam Friedrich Oeser. Der Oesersaal wurde zum eindrucksvollsten Ort im ganzen Schloss. Auf Tafeln im Steinsaal im Erdgeschoss ließ das Ehepaar folgende Texte in Latein anbringen: "Dem verdienstvollen Gatten, der sich mir vermählt hat. Ihm soll meine Liebe gehören. Und er soll sie bewahren bis ins Grab. Christiana Regina Böhme" und "Christiana Regina, der besten Gemahlin. Ich will Dich lieben, solange ich lebe. Ich will gern mit Dir dahinscheiden. Johann Gottlob Böhme".
1772 erwarb Böhme aus dem Nachlass von Prof. Dr. Lüder Mencke, Juraprofessor an der Universität Leipzig, das Rittergut Gohlis und wurde damit Erb-, Lehn- und Gerichtsherr des Dorfes Gohlis.
Oesersaal im Gohliser Schlösschen 2 |
Am 20. Juni 1780 verstarb Johann Gottlob Böhme. Seine Frau erbte das Gohliser Schlösschen und das Rittergut. Sie starb wenige Monate nach seinem Tod am 21. Dezember 1780 in Leipzig. Das Schlösschen und das Rittergut fielen an ihren Bruder Justiz- und Hofrat Johann Hieronymus Hetzer, der das Schlösschen zum "Musenhof am Rosental" machte. Zu den Gästen zählten 1785 Schiller und der Theodor Körnersche Freundeskreis.
1793 ging das Schlösschen durch Testament Hetzers Ehefrau in städtisches Eigentum über.
Das Ehepaar Böhme war kinderlos geblieben. Christiana Reginas Kinder aus den Ehen mit Neuhaus und Richter waren bereits im Kindesalter verstorben. Daher begründeten beide in ihrem gemeinsamen Testament vom 20. 03. 1776 und weiteren Zusätzen vier Stiftungen über insgesamt 4.240 Thaler. Aus den Stiftungen gingen die "Vespergottesdienststiftung für Gohlis", die den Gohliser Kirchen- und Schulenbau förderte und die "Böhmesche Stiftung", die als Armenkasse für Witwen und Waisen diente, hervor.
Seit dem 1. Januar 1906 gibt es in Gohlis die Reginenstraße, benannt nach Christiana Regina Hetzer. Ihre beiden Ehemänner Johann Gottlob Böhme und Johann Caspar Richter wurden schon 1875 bzw. 1896 mit der Böhme- und Richterstraße in Gohlis geehrt.
(Mai 2015)
1 Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Christiana_Regina_Hetzer.jpg
2 Bildquelle: Wolfgang Hocquel, Leipzig Architektur von der Romantik bis zur Gegenwart, Passage-Verlag