Die Hainstraße

Die Hainstraße ist eine der ältesten Leipziger Straßen. Am nördlichen Ende kreuzten sich früher die via imperii mit der via regia, dem heutigen Bühl.

Die Hainstraße 3, Webershof

Die Hainstraße 3 zählt zu den architekturgeschichtlich bedeutendsten Leipziger Bürgerhäusern im Übergang von der Renaissance zum Barock. Das seit 1875 als "Webers Hof" bekannte Gebäude entstand unter Einbeziehung spätmittelalterlicher Reste im Jahre 1662 von Maurermeister Christian Richter als Laubenganghaus. Die einstige Hofanlage mit den Laubengängen ist nicht erhalten geblieben. Zu der ursprünglichen Fassadengestaltung aus dem Jahre 1662 gehören die unteren drei Geschosse mit den frühbarocken Fensterrahmungen, der zweigeschossige hölzerne Kastenerker und ferner der Treppenturm im Hof. Das Sandsteinportal ist mit dem Jahr 1872 datiert. Erwähnenswert ist die im zweiten Obergeschoss erhaltene bemalte Holzfelderdecke in Grisailletechnik.

Die Hainstraße 5 und die Hainstraße 7, Kleines Joachimsthal (auch Vetter Hof)

Das Kleine Joachimsthal führt ins 16. Jahrhunderts zurück, als die Hainstraße 5 dem Sohn Hans von Matin Bauer ( Eigentümer der Hainstraße 10) gehörte, der dort ebenso einen Silberhandel betrieb.
Den Namen Vetters Hof (1808-1815) hatte das Haus vom späteren Besitzer, dem Bankier Christian Gottlob Vetter.
Ein weiterer Eigentümer, der Handelsmann Johann Christoph Richter, vereinigte 1905-1907 mit dem Haus in der Hainstraße das nach hinten angrenzende Haus in der Kleinen Fleischergasse 8, so dass der Durchgang nun von der Hainstraße bis in die Kleine Fleischergasse reichte. Nach Kriegszerstörungen war dieses Passieren nicht mehr möglich. Quelle: aus „Häuserbuch zum Nienborgschen Atlas“ von Ernst Müller
Durch den Neubau in den Jahren 1996/1997 ist eine Durchgangslösung zur Kleinen Fleischergasse 8 nicht mehr möglich.


Die Hainstraße in Richtung Brühl um 1920 und die heutige Ansicht im Jahr 2016

Die Hainstraße 9, die Adler-Apotheke und Hainstraße 11, Zum Grauen Wolf

Die tradionsreiche Apotheke, früher "Weißer Adler" (linkes Foto), wurde 1705 vom Dresdner Apotheker Nikolaus Jerre gegründet. Eng mit der Geschichte des Hauses verbunden ist Theodor Fontane, der von 1841-1842 hier als Apotheker tätig war.
Die 1909 vom Architekten Karl Müller-Schleußig neu erbaute Adler-Apotheke (rechtes Foto) rezipiert die Fassadengestaltung Leipziger Bürgerhäuser aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. Das Hauszeichen des Vorgängerbaus, der weiße Adler, befindet sich hofseitig. Erwähnenswert ist die aus dem Jahre 1909 erhaltene Ausstattung der Apotheke.
Das rechte Nachbargebäude Zum Grauen Wolf (Bauzeit 1909/10) hat seinen Namen seit 1599 von einem Gasthof übernommen.


Die Hainstraße 13

Dem Baumeister Georg Werner gelang es 1746 dem schmalen dreiachsigen Barockgebäude einem repräsentativen Charakter zu geben. Der dreigeschossige Erker sowie das Dach mit den markanten Gaupen, die sich über drei Geschosse erstrecken, sind die einzigen Zierden.

Die Hainstraße 17/19, Der Jägerhof

Das ehemalige Mustermessehaus wurde in den Jahren 1911-1914 (Straßenseite zur Hainstraße) für den Kommerzienrat Jäger errichtet. Die Fassade zur Großen Fleischergasse entstand 1919/20 nach Entwürfen des Leipziger Architekten Alfred Müller. Der schmale Gebäudekomplex umschließt drei, durch Glasdächer geschützte Lichthöfe. Fünf schmale Durchgänge verbinden die drei Innenhöfe und führen bis zur Großen Fleischergasse. Der Vorgängerbau der Hainstraße 17 war der seit 1850 so bezeichnete "Lederhof", auf dem Grundstück Hainstraße 19 befand sich vordem das Haus "Zum Goldenen Hahn". Das historische Hauszeichen ist im ersten Innenhof angebracht. In den Jahren von 1915 bis 1945 wurde im Erdgeschoss ein Kino unter dem Namen "UT Hainstraße" betrieben. Auf Initiative von Kommerzienrat Jäger wurde im Jahre 1920 der Durchgang von der Hainstraße 17/19 zur Großen Fleischergasse geschaffen und in "Jägerhof" umbenannt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnte der Jägerhof aufgrund der schweren Zerstörungen nur provisorisch genutzt werden. Erst Ende der 1990er Jahre wurde der Gebäudekomplex umfassend saniert und beherbergt seitdem das "Passage-Kino". Die monumentale, neunachsige Fassade aus Thüringer Muschelkalk ist reich mit figurativem Bausschmuck gestaltet.

Die Hainstraße, "Hainspitze"

An der Kreuzung Brühl (ehemalige Via Regia) und Hainstraße (ehemalige Via Imperii) wurde 1837 die "Große Tuchhalle" der Leipziger Stoffhändler errichtet. Der Architekt war Eduard Pötzsch, einer der berühmten Baumeister der Stadt. Im Mittelalter standen an dieser Stelle die Gaststätten "Goldene Gans" und "Schwarzer Bär".
Die Gaststätten und die Tuchhallen wurden 1943 durch Bombenangriffe zerstört. Bis 2012 standen an dieser Stelle provisorische Verkaufsbauten. Auf diesem Gelände entstand bis zum Frühjahr 2016 ein Geschäftshaus-Neubau mit Büros und Wohnungen nach einem Entwurf des Berliner Architektenbüros Ortner & Ortner Baukunst.


Die Hainstraße 8 und 6

Die Hainstraße 8 (vorderes Gebäude) ist eines der wenigen erhalten gebliebenen Gebäude der Renaissance und zugleich das älteste Bürgerhaus der Stadt Leipzig. Als Käufer des Grundstückes wurde 1542 Antonius Lotter, der Bruder des Baumeisters und des späteren Bürgermeisters Hieronymus Lotter, erwähnt. Vermutlich war es auch Hieronymus Lotter, der den Bau zwischen 1542 und 1545 ausgeführt hat. Aus dieser Zeit stammen die Fenstergewände mit den sich an den Ecken kreuzenden Stäben. Der hölzerne Kastenerker, als dessen Schöpfer der Bildhauer Johann Jacob Löbelt gilt, wurde 1703 angebracht. Im Jahre 1711 wurden das Gebäude und der zweigeschossige Holzerker um ein Geschoss erhöht. Früher hatte die Bäckerei Goldschmidt und ab 1980 die Konditorei Corso ihr Domizil. 1987 wurde das Haus wegen Baufälligkeit gesperrt. Die 1996 begonnene grundlegende Sanierung des maroden Gebäudes konnte im Jahre 2000 abgeschlossen werden. Die Seiten- und das Hintergebäude mussten abgebrochen werden. Im Inneren haben sich die barocken Stuckdecken im ersten Obergeschoss von 1720 sowie die Holzdecke aus der Zeit der Renaissance im dritten Obergeschoss erhalten.
Das Grundstück Hainstraße 6, der marode mittelalterliche Vorgängerbau, wurde 1994 abgebrochen und es entstand ein modernes Geschäftshaus.


Die Hainstraße 10, "Der Große Joachimsthal"

Der Name Der Große Joachimsthal rührt unzweifelhaft aus der Zeit um 1500 her, als das Haus von 1466-1510 dem Besitzer von Silberbergwerken und Leipziger Silberhändler, Martin Bauer, gehörte. Dieser beutete die Silberbergwerke von Joachimsthal aus und brachte das Silber nach Leipzig, so dass sich in Bauers Haus die Silberbörse von Leipzig befand. Hier bildete sich für die große Silbermünze der Begriff Taler, Joachimsthaler, heraus. Dass die Hainstraße 10 den Namen Der Große Joachimsthal erhielt - im Gegensatz zu Hainstraße 5 - das Kleiner Joachimsthal hieß, führt ins 16. Jahrhunderts zurück, als die Hainstraße 5 dem Sohn Bauers, Hans, gehörte, der dort ebenso einen Silberhandel betrieb. Quelle: aus „Häuserbuch zum Nienborgschen Atlas“ von Ernst Müller
Die Fassade, wie sie heute noch besteht, und den Umbau mit Durchgang zur Katharinenstraße 13 entwarf der Leipziger Architekt Otto Riehl 1906 für einen Rittergutsbesitzer.
Eine aufwändige Sanierung 1995/1996 läßt die ausdrucksvolle Fassade wiedererstehen.


Die Hainstraße 16/18, Hotel Pologne

Hôtel de Pologne wurde im Jahre 1828 gegründet und bis 1917 als Hotel genutzt. Bereits vor der Errichtung des Hotels standen hier ursprünglich drei Häuser, von denen das seit 1614 "Zum Birnbaum" genannte Gasthaus das bekannteste war. Um 1500 betrieb der Buchdrucker Melchior Lotter in diesem Haus eine Herberge mit Weinschank und gab im Jahre 1519 Martin Luther und Philipp Melanchthon während der Leipziger Disputation Quartier. Der Gastwirt Christian August Pusch erwarb zwischen 1819 und 1832 alle drei Gebäude, von denen zwei seit dem 16. Jahrhundert als Gasthäuser genutzt wurden: der Gasthof "Zum Birnbaum", der sich auf dem südlichen Grundstück des späteren Hotels befand, und der nördlich gelegene Gasthof "Goldener Adler". Pusch fasste im Jahre 1843 die drei Gebäude unter dem Namen Hôtel de Pologne zusammen. Der Name erinnert an das Ereignis, als der polnische König Stanislaus Leszczynski im Jahre 1706 im Gasthaus "Zum Birnbaum" Quartier nahm. Ein verheerender Großbrand zerstörte am 29. August 1846 alle drei Gebäude einschließlich des Festsaals von Eduard Pötzsch, dem Architekten des Bayrischen Bahnhofs. Im Jahre 1847 wurde das Hotel als einheitlicher Bau über alle drei Grundstücke neu errichtet und erhielt seine heutige imposante Größe. Zur Eröffnung im Jahre 1848 war das dreizehnachsige, fünfgeschossige Hotel mit 130 Zimmern seinerzeit das größte in Leipzig. In den Jahren 1891/92 baute der Architekt Arwed Rossbach in den Jahren 1891/92 das Gebäude grundlegend um und gestaltete im Zuge dessen die Fassade im Stil der florentinischen Renaissance. Die Inneneinrichtung der zwei erhaltenen neobarocken Festsäle im ersten Obergeschoss stammt vom Berliner Architekten Ludwig Heim. Zu DDR-Zeiten bis 1993 diente das Haus dem Leipziger Messeamt als Bürogebäude, der Festsaal wurde als Kantine genutzt. Nach fünfzehnjährigem Leerstand erfolgte in den Jahren 2011 bis 2014 die denkmalgerechte Sanierung und der Umbau des Gebäudes zum Büro- und Geschäftsgebäude. Die beiden Säle wurden im neobarocken Originalzustand hergestellt und als "Salles de Pologne" für Konzerte und Events vorgesehen.

Die Hainstraße in Richtung Markt um 1880 und die heutige Ansicht im Jahr 2016

zurück