Der Martin-Luther-Ring

Anläßlich des 450. Geburtstages des Reformators und zur Erinnerung an die Leipziger Disputation in der Pleißenburg wurde 1933 der damalige Rathausring in Martin-Luther-Ring umbenannt.

Die Pleißenburg und das Neue Rathaus, Martin-Luther-Ring 4-6

Die mittelalterliche Pleißenburg wurde während des Schmalkaldische Krieges völlig zerschossen. Herzog Moritz ließ die Pleißenburg 1549 unter der Bauleitung von Hieronymus Lotter neu errichten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte die Pleißenburg allmählich ihre militärische Bedeutung verloren. Sie wurde noch als Verwaltungsgebäude und Kaserne genutzt. 1765 bis 1790 war die neu gegründete Leipziger Zeichen- und Kunstakademie unter Adam Friedrich Oeser in der Pleißenburg untergebracht. Seit 1794 befand sich die vom Leipziger Stadtbaudirektor Johann Carl Friedrich Dauthe erbaute Sternwarte Leipzig als weithin sichtbarer oberer Abschluss auf dem Turm der Pleißenburg. Von 1838 bis 1876 diente der westliche Flügel als Unterkunft der von Albert Geutebrück begründeten Baugewerkeschule.
An der Stelle der 1897 abgebrochenen Pleißenburg wurde von 1899 bis 1905 unter der Leitung von Hugo Licht der Monumentalbau des Neuen Rathauses errichtet. Nachdem mehrere Pläne verworfen wurden, erwarb die Stadt 1895 vom Königreich Sachsen die Pleißenburg, auf welcher sich zuvor die Universitätssternwarte bis 1860 befunden hatte, welche dann ins Joachimstal verlegt wurde, um auf dem Gelände das neue Rathaus der Stadt Leipzig zu errichten. Maßgabe beim folgenden Wettbewerb, bei dem sich Architekten aus dem gesamten Reichsgebiet beteiligten, war, dass die Turm-Silhouette der Pleißenburg als bekanntes Leipziger Wahrzeichen erhalten bleiben sollte. 1897 ging der erste Preis der Ausschreibung, bei der die teilnehmenden Architekten die Entwürfe anonym abgaben, an den Architekten und Leipziger Stadtbaudirektor Hugo Licht. Mit der bauplastischen Ausgestaltung des neuen Rathauses wurde der Bildhauer Georg Wrba beauftragt. Die Grundsteinlegung für das Neue Rathaus erfolgte am 19. Oktober 1899. Nach knapp sechsjähriger Bauzeit wurde es am 7. Oktober 1905 in Anwesenheit des sächsischen Königs Friedrich August III. seiner Bestimmung übergeben. (Fotos oben von 1890 und 1904)


Die Deutsche Bank, Martin-Luther-Ring 2

Auf einem spitzwinkligen Eckgrundstück des Geländes der ehemaligen Pleißenburg erbaute Max Arwed Roßbach, der neben Hugo Licht einer der führenden Vertreter des Leipziger Historismus war, 1898–1901 das Gebäude für die Leipziger Bank. Das Gebäude wurde nach Fertigstellung von der Deutschen Bank übernommen, war zwischenzeitlich eine Filiale der Staatsbank der DDR und wird seit 1990 wieder von der Deutschen Bank genutzt. Das Erdgeschoss wird durch eine wehrhaft wirkende, kräftige Rustika und genutete Fenstersäulen an den Längsseiten bestimmt. Der gerundete Eckrisalit mit dem Haupteingang ist in den Obergeschossen durch Pfeiler bzw. Säulen in Kolossalordnung gegliedert. Die Attika bekrönen über dem Eingangsbereich zwei plastische Figurengruppen. Aus dem Türgewände sind im Relief zwei Löwenköpfe herausgearbeitet, die symbolisch als Wächter fungieren. Roßbach verwendete Elemente der italienischen Hochrenaissance und Details des Barock. Der ganze Bau ist überreich mit bildkünstlerischem Schmuck dekoriert. Beachtung verdienen auch die original erhaltene Eingangs- und Kassenhalle sowie der 1996 nach Befund restaurierte Sitzungssaal. (Fotos von 1904 und 2019)
Der sandsteinverkleidete Ergänzungsbau am Burgplatz wurde in den Jahren 1993/94 errichtet.


Der Martin-Luther-Ring mit Blick zur Nonnenmühlgasse

Die Bebauung im Foto von 1910 wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört und später abgebrochen. Nach 1990 wurden die Geschäftsbauten durch Neubau in angeglichenem Stil ergänzt. Auf dem freien Gelände am angrenzenden Wilhelm-Leuschner-Platz wurde die katholiche Propsteikiche St. Trinitatis erbaut, die am 9. Mai 2015 geweiht wurde. (Foto rechts von 2018)

Das Bundesverwaltungsgericht

Vom Neuen Rathaus mit Blick in die Harkortstraße ist das Bundesverwaltungsgericht (das ehemalige Reichsgericht) zu sehen. Das Reichsgerichtsgebäude wurde im Stil des Historismus nach Vorbildern der italienischen Renaissance geschaffen. Gebaut wurde das Reichsgerichtsgebäude von 1888 bis 1895 nach Entwürfen von Ludwig Hoffmann und Peter Dybwad. Auf dem imposanten Gebäude thront eine hohe Kuppel, die mit der Skulptur "Die Wahrheit" verziert ist. Andere Figuren der deutschen Rechtsgeschichte schmücken das Gebäude, darunter Eike von Repgow. (Foto links von 1937)
In der DDR wurde das ehemalige Reichsgericht als Museum der bildenden Künste, als Georgi-Dimitroff-Museum und als DEFA-Synchronstudio genutzt.
1998 bis 2001 wurden die Kriegsschäden im Südflügel beseitigt, das Gebäude restauriert und umgebaut. 2002 zog das Bundesverwaltungsgericht ein.

Der Martin-Luther-Ring 8-12

In der Mitte der Postkarte das Vereinshaus des 1858 gegründeten Leipziger Kaufmännischen Vereins. Es wurde 1875-1877 durch den Leipziger Architekten Bruno Leopold Grimm errichtet. Das folgende Eckhaus an der Markgrafenstraße ist das Geschäftshaus (errichtet 1898) der Kurzwaren-Großhandlung Berger & Vogt Rathausring Nr. 10 Im Erdgeschoß befand sich seit 1911 die Daimler-Motoren-Niederlassung. Beide Häuser wurden 1945 zerstört.
Mitte der 1990er Jahre entstand an Stelle des zerstörten Vereinhauses ein Bürohaus der Hypo-Vereinsbank. Dahinter wurde im Juni 2014 das dritte Hochhaus der City als Büro- und Geschäftshaus "TRIAS" feierlich eingeweiht.


Die Freimaurerloge Minerva, ehemals Weststraße 1

Die Loge "Minerva zu den drei Palmen" wurde 1741 unter dem Namen "Zu den drei Zirkeln" gegründet. Das Gebäude im Stil der Neorenaissance wurde am
17. September 1905 feierlich eingeweiht. 1935 wurde die Loge enteignet und als Messehaus "Haus der Nationen" verwendet. Im Weltkrieg schwer beschädigt, wurden die Ruinen 1957 abgetragen. Im Hintergrund ist die geschlossene Bebauung entlang des Ringes und das Reichsgericht zu erkennen. (Foto links von 1909)
Heute befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen Loge "Minerva" eine Grünanlage.



Die katholische Probsteikirche St. Trinitatis, Rudolphstraße 1-2

Die katholische Probsteikirche St. Trinitatis stand auf einem kleinen Platz zwischen der Weststraße und der Rudolphstraße. Die Kirche wurde nach Plänen des Kirchenbaumeisters Karl Alexander Heideloff aus Nürnberg gegenüber der Pleißenburg errichtet und am 19. September 1847 geweiht. 1943 wurde die Kirche durch Bomben getroffen und brannte völlig aus. Nach Abbruch wurde das Gelände durch eine Grünfläche ersetzt. (Fotos von 1890 und 2019)

Martin-Luther-Ring 7-11

Das "Hufeisen" war ein Wohnblock, der 1846 bis 1847 erbaut und vom Volksmund wegen seiner Bauform so genannt wurde. Am rechten Bildrand ist die Fassade der Nr. 9 zu sehen. (Foto links oben um 1910)
Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1963 abgebrochen und ab 1985 durch einen Geschäftsbau ersetzt. (Fotos von 2019)


Das Geschäftshaus "Lipanum", Martin-Luther-Ring 13

Das 1914/15 nach Entwürfen des Architekten Peter Dybwad errichtete Geschäftshaus gehört zu den bestimmenden Bauwerken am Ring. Die Architektur ist typisch für die plastisch-monumentalen Gestaltungen, wie sie in der Zeit um den Ersten Weltkrieg gebräuchlich waren. (Fotos um 1914 und 2018)

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