Die Reichsstraße

Die Reichsstraße folgt dem Verlauf der mitelalterlichen via imperii, eine der bekanntesten Straßen in Nord-Südrichtung. .

Der Handelshof, Reichsstraße 1-9

Der Handelshof wurde in den Jahren 1908 und 1909 als zweites Mustermessehaus nach dem Städtischen Kaufhaus im Auftrag der Stadt erbaut. Das bebaute Areal, der sogenannte "Burgkeller-Block", mit einer Breite von 52 und einer Tiefe von 84 Metern war zuvor kleinteilig parzelliert. Die Stadt hatte es bereits 1874 aufgekauft, da dort zunächst das Neue Rathaus entstehen sollte, das dann aber an Stelle der Pleißenburg errichtet wurde. 1905 wurde ein Architekturwettbewerb für den Handelshof-Neubau ausgelobt, in dem der Entwurf der Leipziger Architekten Georg Weidenbach und Richard Tschammer mit dem ersten Preis prämiert wurde. Bis zum Baubeginn 1907 wurde die teilweise Jahrhunderte alte Vorbebauung (Burgkeller und die Fleischbänke) abgerissen. Nach einem Luftangriff 1943 brannte das Gebäude aus, wurde aber schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs provisorisch wiederhergestellt. In den 1960er Jahren wurde es umgebaut und die Fassadengestaltung im Zeitgeschmack nach einem Entwurf von Rudolf Rohrer vereinfacht. Der Handelshof war weiterhin Messepalast.
Von 1998 bis 2004 diente der Handelshof als Interim für das Museum der bildenden Künste. Der Handelshof wurde von 2007 bis 2011 denkmalgerecht saniert und im Juni 2011 in dem ehemaligen Messehaus das Steigenberger Grandhotel Leipzig eröffnet.
Zuvor standen hier die Fleischbänke. Der Neubau der Fleischbänke ist in den Ratsbüchern seit 1578 erwähnt. Die Entwürfe hierfür sowie für den Burgkeller und die Garküche am Naschmarkt stammen vom Leipziger Renaissancebaumeister und Steinmetz Paul Wiedemann. Die Leitung des Baues scheint der Steinmetz und Maurer Hans Hecker gehabt zu haben. Die stattlich gegliederte Fassade in der Reichsstraße dürfte um 1560 entstanden sein (Foto links).


Die Reichsstraße 11-13

Kochs Hof (Fotos oben um 1890 und 1906) wurde 1735-1739 von Maurermeister George Werner für den Bankier Michael Koch erbaut. Es galt als das größtes Bürgerhaus des Leipziger Barock und reichte mit zwei hintereinander liegenden Höfen von der Reichsstraße 15 bis zum Markt 3. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Die Leipziger Kaufmannsfamilie Jöcher besaß Ende des 17. Jahrhunderts ein Haus an der Nordostecke des Marktes in Verlängerung der Front des Alten Rathauses, getrennt durch das Salzgäßchen. Das 1695 errichtete Gebäude wurde 1707 durch den Architekten Johann Gregor Fuchs erweitert, wobei es die architektonische Form erhielt, die es über 200 Jahre beibehielt. Das Portal mit den beiden Frauenfiguren auf dem Balkon wurde um 1736 von Christian Döring gestaltet. Mit dem Bau der vierflügeligen Wohnanlage am Sachsenplatz Anfang der 1960er Jahre wurde das Salzgäßchen platzartig erweitert und die Stelle des Jöcherschen Hauses nicht mehr bebaut.
1965-1966 wurde anstatt des Neuaufbaus der historischen Gebäude (Kochs Hof, Jöchers Haus und Goldener Brunnen) zwischen Salzgäßchen und Sachsenplatz ein vierflügeliger Wohnkomplex errichtet, dessen Südflügel in etwa dem ehemaligen Verlauf von Kochs Hof entspricht, allerdings mit beidseitigen Einrückungen von der Straßenflucht. Die Architekten Rudolf Rohrer, Heinrich Göller und Klaus Poller bauten das Gebäude in Form eines umbauten Durchgangshofes. Es wurde in Ziegelbauweise mit einer vorgehängten Sandsteinfassade errichtet. Die Wohnungen sind über Laubengänge zu erreichen. Die gesamte Erdgeschoßzone ist für gewerbliche Nutzung vorgesehen. Im Innenhof gestalteten die Leipziger Künstlerinnen Elfriede Ducke und Hanna Studnitzka einen Zierbunnen. In einem Wasserbecken steht eine Bronzeplastik dreier, einen Reigen tanzender Kinder.
An der Reichsstraße/Böttchergasse 3 wurde 2004 als erste Umbauung des Museums der bildenden Künste der Verwaltungssitz und Achivbau des Stadtgeschichtlichen Museums realisiert.


Das Aderholdhaus, Reichstraße 15 und die Ibis-Hotels, Reichsstraße 17-19

Die alte Bebaung (Fotos oben) Reichsstraße 23 bis 47 um 1930 (links), Reichsstraße 27 (der Alte Hof um 1928, Mitte)) und die Reichsstraße 39 (Peter Richters Hof um 1909, rechts) wurden wie alle Gebäude 1943 durch Bomben zerstört.
Im Jahr 1969 wurde am Brühl angrenzend an den Sachsenplatz das aufwendig gestaltete Gebäude der "Leipzig-Information" eröffnet (Fotos in der Mitte). Es beherbergte Räume für repräsentative und kulturelle Anlässe. In ihm befand sich auch der zentrale Kartenvorverkauf für alle Arten von Veranstaltungen. Das auffallende Gebäude wurde von den Architekten Horst Krantz, Hans Großmann und Klaus Burtzig entworfen. Die Bauzeit für das zweigeschossige Gebäude mit seinen fächerartig versetzten Dachbindern sowie der fast völlig verglasten Fassade betrug lediglich sieben Monate. Nach der Wende wurde das Gebäude der Leipzig-Information auf dem Sachsenplatz nicht mehr genutzt. Obwohl es sich um eine architektonische Besonderheit handelte, das Haus sich in bester Lage befand, wurde 1996 der Abriss und die Neubebauung des Platzes beschlossen. Begründet wurde der Abriss mit dem gängigen Argument, diese Architektur passt nicht in das historische Stadtbild von Leipzig. Der im Jahr 2004 fertiggestellte kubusförmige Neubau für das Museum der bildenden Künste fand bei der Bevölkerung ebenfalls größtenteils keine positive Kritik. Ein Wahrzeichens Leipzigs wurde ausgetauscht durch einen klobigen Kasten aus Glas. Die geplante kleinteilige Umbauung des Museums an der Reichsstraße wurde nicht realisiert. Es entstanden bis 2016 das Aderholdhaus (Rechtsanwalts-Büros) und ein Hotelkomplex mit gesichtslosen Fassaden.


Das Textilhaus Hollenkamp, Reichsstraße 47 / Ecke Brühl 28-30

Das Kaufhaus Hollenkamp (Foto um 1907) wurde 1912 durch das Bauunternehmen Max Pommer errichtet. Laut einer Inschrift am Gebäude war Robert Rammner der Architekt.
Das Geschäfthaus F. Lindner (Foto Mitte), 1906 erbaut von den Architekten Leopold und Alfred Stentzler. Eine durch plastische Gliederung reich belebte Fassade zeichnet das Geschäftshaus aus. Die in gelbem Postaer Sandstein hergestellte Fassade wird durch zwei schmale Eckrisalite flankiert, die sich nach oben zu Türmchen entwickeln. Beide Häuser nutzte die Firma Hollenkamp. 1943 enstanden schwere Bombenschäden und nach Errichtung eines Notdaches über zwei Geschosse lief der Verkauf bis zum Abriß 1965 weiter.
Die Reichsstraße / Ecke Brühl wurde 2015-2016 mit einem Hotelkomplex bebaut. Vorher stand hier bis zum Abriß 1996 die Leipzig-Information am Sachsenplatz (siehe oben, Fotos Sachsenplatz).


Der Reichshof, Reichsstraße 2

Der "Meßpalast Reichshof" ist eines der ältesten Mustermessehäuser und ersetzt einen älteren schlichten Bau mit zwei barocken Erkern (Bild links). Das Gebäude wurde 1896 von dem Berliner Architekten Alfred Bohm entworfen und 1898 fertiggestellt. Für die Messen wurden zunächst nur die Obergeschosse genutzt; im Erdgeschoß waren Verkaufseinrichtungen. Für die Fassadengestaltung verwendete Bohm neobarockes Dekor. 1904 wurde das Gebäude um das Nachbargrundstück erweitert.

Die Reichsstraße um 1880 auf einem Kachelfries in der Passage von Specks Hof

Die Reichsstraße 4 (Specks Hof)

Seit etwa 1430 befand sich an dieser Stelle ein großes Gebäude, das als Wohnhaus, Brauhaus und Weinkeller diente (Foto links). Das Gelände wurde 1815 von Maximilian Speck von Sternburg gekauft und hieß seitdem Specks Hof. Nach Entwürfen von Emil Franz Hänsel wurde in den Jahren 1908/09, 1911 und 1928/29 in drei Bauabschnitten ein Messepalast errichtet, der zu den architektonisch wertvollsten Geschäftshäusern in Leipzig zählt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gebäudekomplex stark beschädigt. In den Jahren 1981/82 wurden die historischen Passagen behutsam saniert. Eine erneute Restaurierung, bei der die historische Bausubstanz weitgehend wieder hergestellt wurde, fand in den Jahren 1993 bis 1995 statt.

Die Reichssraße 8 (Deutrichs Hof) und Reichstraße 6 ( Riquethaus)

Das Grundstück von Deutrichs Hof erstreckte sich zwischen Reichsstraße 8 und Nikolaistraße 13 (Fotos von 1940 und 1943). Der Kopfbau an der Reichsstraße war ein dreistöckiges Gebäude im Stile der Spätrenaissance mit einem Kastenerker und einem verzierten Treppengiebel. Der Hof, der stellenweise Laubengänge enthielt, war von schmalen niedrigeren Bauten flankiert. Der Bau war das erste größere Bürgerhaus, das in Leipzig nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges errichtet wurde. 1797 kaufte die namensgebende Familie Deutrich das Grundstück.
Das Gebäude an der Reichsstraße wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt aber weiterhin genutzt, insbesondere durch die Büchsenmacherei Waffen-Moritz. Deutrichs Hof wurde 1968 abgerissen. Das Messehaus der Firma Riquet & Co wurde 1908/09 vom Architekten Paul Lange im Schuhmachergäßchen 1–3, Ecke Reichsstraße errichtet. Neben Kakao, Schokolade und Waffeln aus eigener Produktion sowie Tee, handelte sie mit China- und Orientwaren. Sein pagodenhafter Dachaufbau und die außergewöhnliche Fassadengestaltung durch aufwendige farbige Jugendstil-Mosaiken lehnen sich an die klassische chinesische Baukunst an. Der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zum zentralen Bildmotiv in Riquet-Werbeanzeigen gewordene Elefant schmückt mit zwei kupfergetriebenen lebensgroßen Köpfen der Tiere den Eingangsbereich des Geschäftshauses. Das Riquethaus wurde 1994/95 durch den Kölner Architekten Knut Bienhaus originalgetreu restauriert. Dabei wurden auch der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Turmaufsatz rekonstruiert und die Ladeneinrichtung des Erdgeschosses ergänzt. Im Gebäude befindet sich seit 1996 das Kaffeehaus Riquet.


Wohnungsbauten, Reichsstraße 16-18, das Brühlzentrum und das Interpelz-Gebäude, Ecke Brühl

Die Gebäude Reichsstraße 12-22 (Foto oben links, um 1896 zeigt u.a. Nr.10 Amtsmannshof rechts angeschnitten, Nr.14 Löhrs Hof) wurden 1943 zerstört. Das Gelände blieb nach Abbruch der Ruinen unbebaut und wird z.Zt. als Parkplatz genutzt.
Die Reichsstraße 24-28 (Foto Mitte) und die Reichsstraße 34 (Pelz- und Konfektionshaus Heuer, Foto rechts) befanden sich im Bereich des heutigen Wohnungsbaus, der 1965 bis 1966 nach Abbruch der Kriegsruinen realisiert wurde. Es entstand ein siebengeschossiger Wohnriegel mit Läden im Erdgeschoß parallel zur Reichsstraße stark von der Bauflucht zurückgesetzt. Die Pläne wurden von den Architekten Wolfgang Schreiner und Günther Seltz erarbeitet.
An der Kreuzung Reichsstraße/Brühl entstand ein elfgeschossiges Mehrzweckgebäude, welches für die Firma Interpelz erbaut wurde. Das Gebäude ist mit dem eingeschossigen Brühlzentrum (zu DDR-Zeiten Auktionssaal für den Pelzhandel und andere Veranstaltungen) verbunden. Das Interpelz-Gebäude wird seit 2016 zu einem Apartement-Hotel umgebaut und saniert. Geplante Eröffnung Ende 2017.



zurück