Die Universitätsstraße 16, das Städtische Kaufhaus, ein ehemaliges Messehaus
Der Gebäudekomplex spiegelt wie kaum ein
anderes Grundstück und Kulturdenkmal in der Leipziger Innenstadt mehr als 500 Jahre Leipziger Handels- und Kulturgeschichte wider.
In den Jahren 1477 bis 1498 wurde an Gewandgäßchen und Universitätsstraße in L-Form das spätgotische Gewandhaus (Foto oben links)
errichtet.
Durch das kaiserliche Messeprivileg von 1497 wuchs die Bedeutung des Handels- und Messeplatzes Leipzig. Die Messe war
damals eine reine Warenmesse, d. h. die ausgestellten Waren wurden an Ort und Stelle gehandelt. Das auf die Tuchhändlergilde
zurückgehende Gewandhausorchester hatte seinen Sitz im Gewandhaus. Am 24.11.1781 wurde das 1. Gewandhauskonzert unter
Adam Hiller aufgeführt. Im von Johann Carl Friedrich Dauthe 1781 errichteten klassizistischen Gewandhaussaal an der
Universitätsstraße musizierten bedeutende Künstler wie Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt.
1843 gründete Felix Mendelssohn Bartholdy das 1. Konversatorium Deutschlands im Hofe des Gewandhauses (Foto oben rechts).
Ein Teil des Gewandhauses musste dann nach immerhin fast 250 Jahren weichen, als am Gewandgäßchen in den
Jahren 1740 bis 1744 nach den Plänen von Friedrich Seltendorff die barocke Stadtbibliothek errichtet wurde.
Durch die Umnutzung einer Etage der Stadtbibliothek zu Messezwecken im Jahre 1893 begann die Entwicklung des
Städtischen Kaufhauses. Hintergrund des Umbaus war der Wandel der Messe von einer Warenmesse zu einer Mustermesse.
Anlässlich der Michaelismesse im August / September 1894 wurden die umgebauten Räume in Benutzung genommen.
Diese neuen Mustermesslokale bewährten sich so gut, dass anschließend der Bau des Städtischen Kaufhauses als erstes
Mustermessehaus in Angriff genommen wurde.
Zunächst wurde 1894 die Stadtbibliothek insgesamt umgebaut. Im Anschluss wurde dann der Konzertsaal des Gewandhauses abgebrochen
und an seiner Stelle ein neobarocker Neubau errichtet. Zum Schluss wurden die Gebäudeteile an der Kupfergasse errichtet.
Die feinfühlig proportionierten Formen der neobarocken Fassade des Städtischen Kaufhauses, lehnen sich an die
stilprägenden Stadtbibliothek an. Bei den Bombenangriffen des Jahres 1943 wurde auch das Städtische Kaufhaus stark zerstört.
In den Jahren 1948-1956 fand eine teilweise Rekonstruktion des Südteils des Gebäudes statt.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1993 bis 1996 grundlegend saniert. Neben dem sehr schönen Innenhof ist als besondere
Sehenswürdigkeit die an der Seite zur Universitätsstraße gelegene von Carl Seffner geschaffene 2,20 Meter hohe Bronzestatue
des Kaisers Maximilian I. zu nennen, welche anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der Verleihung des kaiserlichen
Messeprivilegs im Jahr 1897 aufgestellt wurde.
|