Berichte von Veranstaltungen des Wintersemesters 2008/09
26.10.2008 Besuch mit Führung im Kulturhistorischen Museum Magdeburg |
Am 26.Oktober 2008 unternahm eine Gruppe von 41 Seniorenstudenten, der überwiegende Teil davon Mitglieder des Fördervereins für das Seniorenstudium an der Universität Leipzig, eine Busfahrt in die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt mit dem Ziel, die vorstehend genannte Austellung zu besichtigen und anschließend individuell die Stadt zu erkunden.
Unter der Überschrift „Spektakel der Macht- Rituale im alten Europa der Jahre 800 - 1800“ wurde in der Austellung versucht, die politischen Rituale im alten Europa abzubilden, also von der Zeit Karls des Großen um 800 bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu Beginn des 19.Jahrhunderts. "Spektakel" hat in diesem Zusammenhang keine abwertende Bedeutung, sondern meint hier öffentliche religiöse und weltliche Inszenierungen.
Das praktizierte Ritual bestätigt die fortdauernde Bedeutung der Institution, die Würde des Amtes, wie die des Amtsträgers. Auch die weltlichen Rituale sind von sakralen Elementen durchzogen und leiten von ihnen ihre Bedeutungsschwere ab.
Gezeigt und erläutert wurden die verschiedenen Formen der Investitur (Einsetzung) z.B. der Kaiserwahl, der Papstwahl und Einsetzung der Bischöfe, der Wahl der Ratsherren sowie die akademischen Rituale.
Krönungen und Kniefälle, Prozessionen und Sitzordnungen, Küsse und Handschläge, als Rituale und symbolische Handlungen, sind selbstverständliche Ereignisse auch in unserem gesellschaftlichen
Leben. Ob heute ein Staatspräsident vereidigt, ein Papst gewählt oder ein Frieden geschlossen wird, Rituale sind allgegenwärtig und über die Medien täglich präsent. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution hatten sie jedoch eine ungleich größere Bedeutung für die Gesellschaft als heute. Spectacula, weil sie, wie auf einer Bühne vor Zuschauern aufgeführt wurden und aus dem alltäglichen Handeln feierlich herausgehoben waren. Sie machten jemanden zum König, zum Bischof, zum Bürgermeister oder Doktor; sie stifteten ein Bündnis, eine Ehe, einen Frieden; sie nahmen den einen in eine Gruppe auf und schlossen den anderen aus. Indem Rituale den Status einzelner Individuen veränderten, bekräftigten sie umgekehrt zugleich die Ordnung als Ganzes.
Gemälde, druckgraphische Erzeugnisse sowie kunsthandwerkliche Artefakte werden in der Austellung in ihrem künstlerischen und historischen Stellenwert anschaulich präsentiert.
Die Ausstellung regte dazu an, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ritualen im Alten Europa und in der Moderne nachzudenken. Es gilt das Bewusstsein dafür zu wecken, daß Rituale für die Ordnung einer Gesellschaft etwas Fundamentales leisten und daß politische Macht ohne „Spektakel“ gar nicht auskommt.
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Kulturhistorischen Museums und des Sonderforschungsbereiches 496 an der Universität Münster.
Sie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Im Anschluss an die eindrucksvolle Ausstellung hatten die Teilnehmer noch ausreichend Gelegenheiten zur individuellen Freizeitgestaltung bis zur Rückfahrt gegen 16:00 Uhr.
Weitere Informationen zu der Austellung finden Sie auf den folgenden Websites:
http://www.spektakeldermacht.de/index.html
http://www.khm-magdeburg.de/
http://www.uni-muenster.de/SFB496