Europa von den Rändern denken

GWZO (Leipzig U) & SFB 1199 (Leipzig U)

Die Tagung beleuchtet die historische Bedeutung Südost-, Ostmittel- und Osteuropas als Katalysa-tor wichtiger europaübergreifender und globaler Prozesse der neueren Geschichte. Lange stand die östliche Hälfte Europas nur am Rande des Interesses der westzentrierten Historiographie. Im Zuge des Aufkommens globalgeschichtlicher und transregion-aler Perspektiven wird Osteuropa inzwischen weniger als Peripherie gesehen, sondern vielmehr als aktiver Gestalter und bisweilen gar als Ursprung weltum-spannender Entwicklungen. So geht beispielsweise das heutige Völkerrecht in vielen seiner Grundzüge auf Entwicklungen in Osteuropa vom Krim-Krieg über die Balkan-Kriege bis hin zum Zerfall Jugoslawiens zurück. Die Forschung zu den Ost-Süd-Beziehungen während des Kalten Krieges wiederum unterstreicht die aktive Rolle der sozialistischen Staaten Ost-europas in den Globalisierungsprozessen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und gegenwärtig hat das europaweite Erstarken des Rechtspopulismus das Bild von einer allein vom Westen ausgehenden politischen Dynamik in der EU beinahe ins Gegenteil verkehrt. Diese Veränderungen hinsichtlich der Be-deutung Osteuropas für die europäische und globale Geschichte werden im Rahmen von mehreren Panels, einem Festvortrag sowie einem Roundtable und einer Podiumsdiskussion mit international renommierten Expert*innen debattiert.