Freiheits- und Einheitsdenkmal Leipzig
Das nachfolgende Schreiben enthält die Meinung der Mitglieder unserer Arbeitsgruppe Zeitzeugen. Wir übermittelten es an die im Anhang genannten Persönlichkeiten, Fraktionen im Leipziger Stadtrat und Medien.
Universität Leipzig
Arbeitsgruppe Zeitzeugen des Seniorenstudiums
Wächterstr. 30, 04107 Leipzig
An
………….
Leipzig, den 21.02.2013
Freiheits- und Einheitsdenkmal Leipzig
Sehr geehrter …….,
damit Sie sich über die Situation bei der vorgesehenen Gestaltung des Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmals eine Meinung bilden und entsprechend Ihren Möglichkeiten auch darauf Einfluss nehmen können, übermitteln wir Ihnen dieses Schreiben.
Wie wir bemerken mussten, befinden sich die bisherigen Aktivitäten und Entwürfe zu einem Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig nicht im Einklang mit den Vorstellungen der meisten Bürger, die damals für die friedliche Revolution auf die Straße gegangen sind.
Ausgangspunkt der Demonstrationen war die Leipziger Nikolaikirche. Deshalb muss auch die Kirche und das Denkmal einen direkten örtlichen Bezug haben. Andere Denkmale stehen ja auch an dem Ort des Ereignisses.
Wir als Arbeitsgruppe vertreten die Meinung, dass das künftige Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal ein Ort des Erinnerns sein muss, wo und wie die friedliche Revolution begann und welchen Beitrag die Demonstranten zur deutschen Einheit leisteten. Uns ist bekannt, dass dies auch dem allgemeinen Bürgerwillen entspricht.
Seit 1982 hielt Pfarrer Christian Führer in der Leipziger Nikolaikirche die Friedensgebete ab, die später als Montagsgebete bezeichnet wurden. Ab September 1989 folgten den Montagsgebeten dann die Demonstrationen, die überall in der DDR Schule machten. So wurde die Leipziger Nikolaikirche zum Ausgangspunkt für die friedliche Revolution, den Mauerfall und dann der Einheit Deutschlands.
Wir schlagen deshalb vor, als Ort für das Denkmal die Nikolaikirche, den Nikolaikirchhof und von dort den Weg zum Augustusplatz vorzusehen. Hier steht ja schon die Säule der Nikolaikirche als Mahnmal. Sie wäre sinnvoller Weise in die zukünftige Gestaltung mit einzubeziehen.
Der Ort, wo die Demonstrationen immer begannen und der anschließende Weg den sie dann nahmen- zumindest bis zum Augustusplatz -, sollte deutlich sichtbar gemacht werden. Wir denken dabei an eine entsprechende Pflastergestaltung, z.B. durch sogenannte Stolpersteine (Pflastersteine mit Schuhabdrücken).
An einer geeigneten Stelle sollte eine moderne Gedenktafel (evtl. in Form einer Litfaßsäule) aufgestellt werden, die in Kurzform über die Montagsgebete und dann die einzelnen Demonstrationen informiert (Beginn und Inhalt der Montagsgebete, Termine der Demos, Forderungen der Teilnehmer, Anzahl der Teilnehmer, Verlauf der Demos um den Ring, Bedeutung der Kerzen usw.). Hier könnten sich die Besucher von Leipzig sowie spätere Generationen einen Überblick über das Wesentliche verschaffen.
Diese Form eines Denkmals dürfte sowohl einmalig, aussagekräftig, sehr interessant und auch für den Tourismus sehr förderlich sein. Sie ermöglicht nachzuvollziehen wie der Prozess der friedlichen Revolution verlief.
Gibt es Fragen zum Denkmal können z.B. auch solche Persönlichkeiten wie Pfarrer Führer, Prof. Kurt Masur oder Bernd-Lutz Lange - die genaue Kenntnisse vom damaligen Geschehen haben - konsultiert werden.
Folgendes müsste bei der Gestaltung des Einheitsdenkmals aber Prinzip sein. An den Entwürfen und den Entscheidungen zum Denkmal dürfen sich nur Personen beteiligen, die die damalige Entwicklung in Leipzig persönlich miterlebt haben. Dafür sollten alle anderen Verständnis haben und sich absolut zurückhalten.
Notwendig dürfte sein, ein Gefühl für die Erfordernisse hinsichtlich des Denkmals zu entwickeln, die sich aus dem gewaltfreien Protest und der Zivilcourage der Demonstranten bei der friedlichen Revolution ergeben.
Unsere Erfahrungen in den Jahren seit der friedlichen Revolution sind: Wenn wir Gäste haben gehen wir mit diesen immer direkt zum Ausgangsort der damaligen Geschehnisse - der Nikolaikirche - und können dort am nachhaltigsten und anschaulichsten über die einstige Situation und den Ablauf berichten. Das findet stets sehr großes Interesse. Und das werden wir auch in Zukunft so machen.
Zusammenfassung: Bei der Wahl des Standortes eines Denkmals ist der wichtigste Ausgangspunkt die historische Richtigkeit. Und diese muss gewährleistet sein.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gerlinde Fellmann Dr. Rolf Beyer Regina Matthees
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Dieses Schreiben wurde gesandt an:
Staatsminister für Kultur und Medien der Bundesregierung, Prof. Dr. Bernd Neumann
Freistaat Sachsen, Ministerpräsident Stanislaw Tillich
Oberbürgermeister von Leipzig, Burkhard Jung
Bürgermeister und Beigeordneter für Kultur, Michael Faber
Leiterin des Kulturamtes, Susanne Kucharski-Huniat
Wettbewerbsjury Kontakt: Matthias Ehrhardt
Fraktionen im Stadtrat Leipzig
CDU
SPD
Die Linke
Bündnis 90/Die Grünen
FDP
Bürgerfraktion
Pfarrer Führer
Prof. Kurt Masur
Bernd-Lutz Lange
Medien
Leipziger Volkszeitung
MDR Fernsehen, Umschau
MDR Radio Sachsen
Homepage der Arbeitsgruppe Zeitzeugen