Aus der Geschichte der Geburtshilfe - Hebammen



Abb. 1:     
Titelblatt von Rößlins Buch, 1513 in Strassburg verlegt


Die Instrumente, die Hebammen bis ins 17. Jahrhundert hinein benutzten, glichen zum großen Teil jenen der Bader oder Wundärzte. Eucarius Rößlin hat 1513 in seinem Buch "Der Swangern Frauwen und hebammen Rosegarten" u.a. beschrieben, was die Hebamme tun sollte, wenn das Kind im Mutterleib gestorben war. Falls austreibende Medikamente wie Bibergeil, Myrrhe und Raute nicht wirkten, hatte sie Haken, Zange und Schere aus Eisen zu Hilfe zu nehmen. Lag das Kind mit dem Kopf zum Ausgang der Gebärmutter, konnte es mit den Haken (Dekapitationshaken, Geburtshaken) am Kopf gefasst und herausgezogen werden. War die Lage ungünstiger, mussten Extremitäten abgetrennt und einzeln hervorgebracht werden.

Daten
Wenn der Kopf wegen einer Flüssigkeits- ansammlung zu groß war, hatte die Hebamme mit Lasseisen oder einem scharfen Messer einzugreifen. (Später benutzte der Arzt für diese Zwecke Perforatorien). Rößlins Buch galt in den Hebammenordnungen des 16. Jahrhunderts als "Lehrbuch", das der Ausbildung der Hebammen zugrunde gelegt wurde.



Abb. 2:      Lasseisen, 16. Jahrhundert



Abb. 3:      Kreißstuhl und -bett, 1690
In der Hebammenordnung von Passau aus dem Jahre 1595 wurde festgehalten, dass bei Tod der Mutter, aber noch lebendem Kind die zum Schnitt, d. h. zum Kaiserschnitt verordneten Ärzte rechtzeitig benachrichtigt und zugezogen werden sollten. War jedoch ein solcher nicht zur Stelle, hatten die Hebammen das Recht und die Pflicht, den Kaiserschnitt an der Toten selbst vorzunehmen.
Im Allgemeinen hatten die Hebammen jedoch "normale" Geburten zu betreuen. Diese verliefen auf Gebärstühlen oder in Gebärbetten, wie sie die "Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter" Justina Siegemund 1690 angab. Heute zeigt der Inhalt von Hebammenkoffern, wie die Hebamme der Gebärenden helfend zu Seite stehen kann.
Abbildungsnachweis:
Abb. 1: Eucarius Rößlinīs "Rosengarten", gedruckt im Jahre 1513.
           Begleittext von Gustav Klein. München 1910
Abb. 2: Medizinhistorische Sammlung Karl-Sudhoff-Institut, Inv.-Nr. 0154
Abb. 3: Siegemundin, Justina: Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter/ Das ist: ein höchst-nöthiger            Unterricht/ Von schweren und unrecht stehenen Geburten... Cölln 1690
Ausgestellte Objekte:
 
 
Geburtshilflicher Haken
(Nachbildung), 1. Jahrhundert
Geburtshilflicher Haken,
(Nachbildung), 1. Jahrhundert
Perforator mit langem schmalem Öhr, (Nachbildung),
1. Jahrhundert
 
Geburtshaken nach Busch,
19. Jahrhundert
Perforatorium nach Siebold,
19. Jahrhundert
Dekapitationshaken nach Braun, 19. Jahrhundert
 
Perforatorium nach Blot,
20. Jahrhundert
Hebammenkoffer,
20. Jahrhundert
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