Gebärstuhl und Geburtszange
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Abb. 1: Gebärstuhl, 1513
Auch konnten sie bis ins 17. Jahrhundert hinein im Notfall tote Kinder aus dem Mutterleib entfernen, um das Leben der Mutter zu retten. Das geschah mit Hilfe austreibender Medikamente, oder, wenn diese Mittel nicht anschlugen, durch die Zergliederung des Kindes. Dazu wurden Haken, Zangen oder auch Lasseisen eingesetzt. Seit dem 16. Jahrhundert mussten die Hebammen allerdings zunächst ärztliche Hilfe herbeirufen. |
Jahrhundertelang war es "weisen Frauen" und Hebammen vorbehalten, werdenden Müttern bei der Geburt ihres Kindes zur Seite zu stehen. Sie waren wie die Bader und Barbiere eine Gruppe von Heilpersonen ohne akademische Bildung. Zu ihrem Instrumentarium gehörten Scheren, um die Nabelschnur zu durchtrennen, Schwämme, Messerchen und Öl sowie ein Gebärstuhl. Abb. 2: Instrumente, 1728 | |
Abb. 3: Wendung des Kindes, 1690 |
1690
erschien Justina Siegemunds Schrift "Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter". Hier reichte eine Hebamme ihre Erfahrungen aus jahrzehntelanger Tätigkeit weiter. Noch heute wird der "doppelte Handgriff", die Wendung des Kindes auf die Füße, bei komplizierter Lage des Kindes angewandt. | |
Seit dem 18. Jahrhundert erfolgte eine geregelte Ausbildung der Hebammen, und zwar durch "Geburtshelfer", die zunächst spezialisierte Wundärzte waren. Ihnen verdankt die Geburtshilfe eine Vielzahl von Instrumenten. Deren Entwicklung war u.a. abhängig vom fortschreitenden anatomischen und physiologischen Wissen um den Geburtsvorgang, das seit dem 16. Jahrhundert sprunghaft anwuchs, und setzte vor allem dort an, wo der "normale" physiologische Geburtsvorgang gestört war. | ||
Abb. 4: Kindslage, 1513 |
Abb. 5: Kindslage, 1704 | |
Die Arbeit der Hebamme beschränkte sich zunehmend auf die Begleitung normaler Geburten. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war eine Untersuchung der Frau ein immer noch sehr heikler Akt. Um genaue Vorstellungen von der Form des Beckens der Gebärenden zu erhalten, wurde es vermessen. Jean Louis Baudeloque (1746-1810) entwickelte einen Becken- zirkel, der zur äußeren Beckenmessung verwendet wurde und damit Aussagen über den wahrscheinlichen Geburtsverlauf ermöglichte. Geburtshilfliche Zangen wurden zwar bereits in der Antike benutzt, jedoch nur zum Herausziehen eines toten Kindes. Nun setzten sie die Geburtshelfer auch bei einer nicht spontan verlaufenden Geburt ein. |
Abb. 6: Geburtssituation 15. Jahrhundert | |
Die Narkose wurde auch in der Geburtshilfe genutzt, um eine komplizierte Geburt schmerzfrei zu ermöglichen. Deshalb ist eine Narkosemaske seit jener Zeit Bestandteil von geburtshilflichen Bestecken.
Neben medizinischer Hilfe spielte zu allen Zeiten auch der Glaube eine wichtige Rolle. Ausdruck dessen sind beispielsweise Votive. | ||
Abbildungsnachweis Abb. 1 Rößlin, E.: Der Swangern frawen und hebamme roszgarte. 1513. Faksimile, S. DII Abb. 2 Widenmannin, Barbara: Kurtze/ Jedoch hinlängliche und gründliche Anweisung christlicher Hebammen. Augsburg 1728, S. 197 Abb. 3 Siegemundin, Justina: Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter ... Cölln 1690, zw. S. 38/39 Abb. 4 Rößlin, E.: Der Swangern frawen und hebamme roszgarte. 1513. Faksimile, unpag. Abb. 5 Deventer, Henrici: Hebammen-Licht ... Jena 1704, zw. S. 128/129, Fig. 6 Abb. 6 Martin, Alfred: Gebärlage der Frau, Bad des Neugeborenen und Wochenbett in Mitteleuropa auf Grund bildlicher und textlicher Darstellungen. Arch. Gesch. Med. 10(1917)209-250, Tafel 11, Abb. 1 | ||