Aus der Geschichte der Chirurgie
Pompeji und die römische Kaiserzeit

Die antike Stadt Pompeji liegt in Süditalien in der Nähe von Neapel, ca. 8 km südöstlich des Vulkans Vesuv. Sie wurde im 6. Jahrhundert v.u.Z. von den Griechen gegründet, hat aber in wenigen Jahrhunderten mehrfach Herrschaft und Sprache gewechselt. Deshalb galt die Stadt als Berührungspunkt von griechischer, römischer, etruskischer und samnitisch-lucanischer Kultur. Sie war sehr wohlhabend, wozu nicht zuletzt die Tatsache beitrug, dass sich hier der wichtigste Hafen des gesamten Gebietes befand.

Nach einer ersten Vulkanaktivität im Jahre 62 brach am 24. August 79 der Vesuv erneut, diesmal jedoch wesentlich stärker, aus. Diese Eruption gilt übrigens als eine der schwersten Naturkatastrophen des antiken Zeitalters. Pompeji und noch zwei weitere Städte, Herculaneum und Stabiae, wurden vollständig unter Asche und Lava begraben.
Bei Ausgrabungen, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgten, entdeckte man auch das Haus eines Arztes. Die im "Casa del chirurgo" gefundenen Instrumente wurden in das Nationalmuseum Neapel gebracht. Sie zeigen, dass die Ärzte ein mannigfaltiges und geschickt gefertigtes Instrumentarium besaßen.


Daten


Abb. 1:
Rekonstruktionsversuch "Haus des Chirurgen"


Abb. 2:
Älteste Darstellung einer Augenoperation


Die römische Kaiserzeit begann mit der Verleihung des Titels "Augustus" an Octavian im Jahr 27 v.u.Z. und endete 476 mit der Abdankung des letzten Kaisers. Es war die Zeit des Aulus Cornelius Celsus (1. Jahrhundert), dessen Werk "De medicina" eine Sammlung aller medizinischen Kenntnisse der damaligen Zeit darstellt. Ein Teil seiner Abhandlungen befasst sich mit Erkrankungen, die "durch die Hand" geheilt werden sollten, also durch chirurgische Kenntnisse und entsprechende Instrumente. So gab er als erster die operative Entfernung der getrübten Linse (heute: grauer Star) an, ohne allerdings die wahre Ursache dieser Erkrankung zu kennen.

Viele Instrumente aus dieser Epoche lassen nur schwer erkennen, ob sie für medizinische Eingriffe oder eher für alltägliche Situationen gestaltet waren. So sind beispielsweise Spatel sowohl für das Aufstreichen von heilenden Salben als auch von kosmetischen Cremes denkbar, Pinzetten konnten zum Entfernen von Splittern, aber auch von Wimpern benutzt werden.



Abb. 3:   
Spatel aus Pompeji und der Römischen Kaiserzeit (Nachbildungen)




Abb. 4:
Pinzetten aus Pompeji und der Römischen Kaiserzeit (Nachbildungen)


Abbildungsnachweis:
Abb. 1:   Eschebach, Hans: Die Arzthäuser in Pompeji. Antike Welt 15(1984), S. 7
Abb. 2:   Schott, H.: Die Chronik der Medizin. Dortmund 1993, S. 51
Abb. 3:   Medizinhistorische Sammlung Karl-Sudhoff-Institut
Abb. 4:   Medizinhistorische Sammlung Karl-Sudhoff-Institut
Ausgestellte Objekte:
 
 
Skalpell (Nachbildung),
1.-4. Jahrhundert
Sichelskalpell (Nachbildung),
1.-4. Jahrhundert
Brenneisen (Nachbildung),
1.-4. Jahrhundert
 
Wundhalter (Nachbildung),
1.-4. Jahrhundert
Forzeps (Nachbildung),
1.-4. Jahrhundert
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