Kugelbohrer und Skalpell
Durch Anklicken der hervorgehobenen Worte können weitere Texte aufgerufen werden. | ||
Vieles von dem, was wir heute unter "Chirurgie" zusammenfassen, gehört erst seit dem späten 18. Jahrhundert zur Ausbildung eines Medizinstudenten an der Universität. Lange Zeit vorher jedoch mussten Verletzungen verschiedenster Art auch schon versorgt werden. Instrumente aus der Römischen Kaiserzeit (1. bis 4. Jahrhundert) zeigen, mit welch durchdachten Gerätschaften die Ärzte damals gearbeitet haben. | ||
Abb. 1: Das Schröpfen |
Im Mittelalter hingegen lag die praktische Arbeit in den Händen von Badern und Barbieren, später auch Feldscherern und Wundärzten. Sie waren handwerklich ausgebildet und in Zünften organisiert. Zu ihren hauptsächlichen Tätigkeiten gehörten das Aderlassen, das Schröpfen und das Setzen von Haarseilen mit Hilfe von Haarseilzangen.
Auch Schädelverletzungen wurden seit dem 15. Jahrhundert versorgt. Dazu benutzten die Wundchirurgen Triploide, Elevatorien und Doppelhebel. Diese Instrumente waren ausgesprochen funktional konstruiert. Der Doppelhebel lässt sich bereits in der Antike nachweisen. | |
Lange Tradition hat das Trepanieren des Schädels, das Bohren von Löchern in die knöcherne Hirnschale. Hierfür setzte man Trepanationssägen, später Trepanationsbohrer bzw. Trepanations- bestecke ein. Der z. Zt. älteste bekannte Fund eines erfolgreich trepanierten Schädels ist etwa 12.000 Jahre alt. |
Abb. 2: Trepanierter Schädel | |
Auch in Fällen kriegerischer Auseinandersetzung stand die heilkundige Hilfe im Vordergrund. Abb. 3: Kämpfe im frühen 16. Jahrhundert mit Langspieß, Helmbarten (Hellebarden) und Schlachtschwertern
Dazu wurden spezielle Instrumente entwickelt, wie etwa die Kranichschnabelzange, das Schroteisen und der Kugelbohrer. Diese bereits seit dem 16. Jahrhundert bekannten Geräte dienten dem Entfernen von Pfeilspitzen oder Kugeln. Eine über Jahrhunderte ausgeübte Operation war die Amputation, die mit Amputationssäge und zusätzlichen Messern ausgeführt wurde. Bei diesen Eingriffen gab es für die Patienten keine Narkose; sie mussten deshalb sehr schnell durchgeführt werden. Zur Stillung der starken Blutungen wurden Brenn- oder Glüheisen verwendet, mit deren Hilfe man auch Geschwüre ausbrennen konnte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte durch die Keimfreimachung des Operationsgebietes und der Operationsinstrumente in der Chirurgie ein gravierender Wandel. | ||
Abbildungsnachweis Abb. 1 Widmann, M.; Mörgeli, Ch.: Bader und Wundarzt. Zürich 1998, S. 167 Abb. 2 Medizinhistorische Sammlung Karl-Sudhoff-Institut, Inv.-Nr. 0208 Abb. 3 Widmann, M.; Mörgeli, Ch.: Bader und Wundarzt. Zürich 1998, S. 153 | ||