Aus der Geschichte der Chirurgie - Bader



Abb. 1:   
Jost Amman, Ständebuch 1568


Bader und Wundärzte waren diejenigen, die über Jahrhunderte Eingriffe der ver- schiedensten Art vornahmen. Im Gegensatz zu den akademisch ausgebildeten Ärzten hatten sie keine Universität besucht, sondern ihren Beruf als Handwerk erlernt.
Zu den üblichen Eingriffen gehörten das Aderlassen und das Schröpfen. Beides sind Therapieformen, die seit der Antike bekannt sind.



Abb. 2:
Aderlass am Arm mit Becken. Miniatur Kodex Schürstab, Nürnberg 1492


Zur Durchführung benutzten die Bader zunächst sogenannte Lasseisen. Eine solche "Fliete" wurde in eine oberflächliche Vene "geschlagen", aus der der Aderlass erfolgen sollte. Später verfeinerte man das Instrumentarium. Im 18. Jahrhundert verwendete man sowohl Aderlasslanzetten als auch Aderlassschnäpper.



Abb. 3:   
Schröpfschnäpper aus Messing, 1731, Schröpfköpfe aus Messing und Glas, 18. Jahrhundert


Bei solchen Schnäppern handelte es sich um einen Mechanismus mit eingebauter Feder, der auf Druck die Fliete herausschnellen ließ. In einer Aderlassschüssel wurde das herausströmende Blut aufgefangen. Mit Hilfe eines Aderlassmaßes konnte die abgelassene Menge Blutes bestimmt werden. Der Einsatz des Aderlasses als Behandlungsmethode lag in der Lehre von den vier Körpersäften (Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim) begründet. Überschüssige Säfte sah man als Ursache für Fieber und Entzündung.
Beim Schröpfen unterscheidet man das unblutige und das blutige Schröpfen. Seit dem 18. Jahrhundert wurden mit Hilfe von Schröpfschnäppern kleine, feine Einritzungen in die Haut vorgenommen. Auf diese wurden Schröpfköpfe aus Messing oder Glas gesetzt. Vorher erwärmte man sie mit Hilfe von Schröpflampen. Durch ihre Abkühlung nach dem Aufsetzen entstand eine Sogwirkung.

Zu den Instrumenten des Baders gehörten auch Haarseilzangen. Mit ihrer Hilfe wurde im Nacken eine Muskelfalte zusammengepresst, durch die mit einer glühenden Nadel ein Loch gebohrt wurde. Dieses Zusammenquetschen erzeugte einen weniger sensiblen Zustand im Gewebe, der das Durchstoßen mit der Haarseilnadel einigermaßen erträglich machte. Durch das entstandene Loch wurde als Fremdkörper ein Haarseil gezogen. Nach humoralpathologischen Vorstellungen sollte auf diese Weise ein Reiz erzeugt werden, der den Ausstoß von "schlechten Stoffen" bewirkte.



Abb. 4:    Haarseilzangen, 1679



Abb. 5:    Setzen eines Haarseils, 1679

Abbildungsnachweis:
Abb. 1:   Amman, Jost: Ständebuch, 1568. Nachdruck Leipzig 1960
Abb. 2:   Widmann, Martin; Mörgeli, Christoph: Bader und Wundarzt. Zürich 1998. S. 109
Abb. 3:   Widmann, Martin; Mörgeli, Christoph: Bader und Wundarzt. Zürich 1998. S. 101
Abb. 4:   Scultetus, J.: Wund-Artzneyisches Zeug-Hauß/ übers. v. A. Megerlin. Frankfurt/M. 1679, Tab. VII
Abb. 5:   Scultetus, J.: Wund-Artzneyisches Zeug-Hauß/ übers. v. A. Megerlin. Frankfurt/M. 1679
Ausgestellte Objekte:
 
 
Aderlassbesteck,
17. Jahrhundert
Haarseilzange,
18. Jahrhundert
Aderlassmaß,
18. Jahrhundert
 
Aderlassschüssel,
19. Jahrhundert
Aderlassschnäpper,
19. Jahrhundert
Schröpfschnäpper,
19. Jahrhundert
 
Schröpflampe,
19. Jahrhundert
Schröpfkopf,
19. Jahrhundert
Schröpfkopf,
19. Jahrhundert
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