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Universität Leipzig

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Kindheit und Jugend in der Isolation — Obninskoje — 1946-1955

Zum Schicksal deutscher Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker und ihrer Familien in der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg

Ein Bericht von Dr. Clemens Weiss, Leipzig


Unser Vater war einer der damals noch wenigen Kernphysiker im Deutschen Reich, tätig in der  Physikalischen Technischen Reichsanstalt, den es in Folge der Evakuierung Berlins gegen Ende 1944 nach Ronneburg/Thüringen verschlagen hatte. Ich selbst lebte zu der Zeit mit Mutter und zwei Geschwistern in Rittersgrün/Erzgebirge, wo wir nach dem 8. Mai 1945 den merkwürdigen, von uns Kindern allerdings nicht wahrgenommenen, Zustand einer „Republik Schwarzenberg“ miterlebten, die einem kuriosen Irrtum der Siegermächte ihre kurzfristige Existenz verdankte, nämlich der Tatsache, dass die Amerikaner und die Russen glaubten, der jeweils Andere habe diesen Kreis des Erzgebirges bereits besetzt.

Vater geriet Anfang April 1945 in die Hände der Amerikaner, denen er die sogenannten Reichs-Radium-Vorräte übergab. Thüringen wurde dann im Juli Teil der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und unsere Restfamilie zog nun ebenfalls nach Beendigung der merkwürdigen „Republik Schwarzenberg“ im August  nach Ronneburg.

Im Juli hatte bereits die Rote Armee ihrerseits nach unserem Vater gegriffen, dessen Existenz den Sowjets offenbar bekannt war, und nach mehreren Wochen unerfreulicher Diskussionen und einiger Wochen Haft irgendwo in Dresden wurde ein „Vertrag“ geschlossen, der eine zweijährige Verbringung der Familie mit der zufällig anwesender Schwester unsere Mutter in die Sowjetunion vereinbarte. Vereinbart war aber auch, dass wir in Moskau frei  leben sollten, dass schulische und musikalische Ausbildung für uns Kinder und Urlaub in Deutschland garantiert seien. Man brachte uns am 23. August 1946 per Militärflugzeug auf eine Wiese bei Moskau und dann etwa 120 Km südwestlich von Moskau ins Dorf Obninskoje, in dessen Nähe uns nach Passage eines undurchdringlichen Waldes und mehrerer äußerst armseliger Dörfer ein mit Stacheldraht notdürftig abgegrenztes Areal mitten im Walde mit zwei steinernen Häusern und einigen Holzhütten empfing.

Es begann eine fast zehnjährige Periode völliger Abgeschiedenheit.

Kindheit und Jugend in der Isolation

Wir trafen hier auf bereits mehrere Wochen vor uns eingetroffene deutsche Familien, deren Zahl sich in rascher Folge vergrößerte, so dass sich Anfang September 1946 – in meiner Erinnerung – mehr als zwei Dutzend deutsche Familien in diesem später „Objekt B“ genannten geheimen Forschungsgebiet einfanden. Mit ihnen kamen auch acht Kinder in unserem Alter, also die Jahrgänge 1932-1936, und natürlich auch jüngere, die aber, wie Kinder so sind, von uns nicht so richtig „ernst“ genommen wurden.

Es geht also in diesem Bericht im Wesentlichen um 10 fast gleichaltrige Kinder, die die nächsten 6 Jahre in engster Gemeinschaft auf kleinstem Raume erlebten.

Weiss

Cornelius geb. 1933  Die Zwillinge Bettina und Clemens geb. 1935

Unsere Familie wurde in eine Drei-Zimmer-Wohnung des einen Steinhauses eingewiesen – ein zweites war dem kommenden Forschungsvorhaben vorbehalten –, welches bis auf Tisch, fünf Stühle und Betten, einem Kanonenofen und einem sehr primitiven Bad nichts enthielt. Die Küche verfügte über eine elektrische Platte, deren Glühspiralen offen lagen. Elektrischer Strom wurde von einer alten Lokomotive stundenweise und sehr unzuverlässig produziert.
Wir waren hier die einzige Familie, die während des Krieges in Berlin durch eine Luftmine ihr Haus und das gesamte Eigentum verloren hatte. Außer Musikinstrumenten, einem Blüthnerflügel, Geigen, Cello und einer Bratsche, die Vater noch im letzten Moment in Leipzig kaufen konnte, besaßen wir nur das, was wir auf dem Körper trugen,  ein Dutzend Bücher und  ein paar Kochtöpfe.

Noch war allerdings nichts von unserem, Gepäck angekommen.

Für uns Kinder war zunächst das Wichtigste, dass es nach sechsstündigem Flug und fast zehnstündiger Busreise endlich etwas zu essen gab. Schon in Ronneburg hatte sich unsere Ernährungslage schlagartig verbessert, als Vater seinen „Vertrag“ unterzeichnet hatte. Bis Mitte 1946 hungerten wir wirklich hart, denn die Eltern besaßen nichts, was man auf dem schwarzen Markt oder bei dem Versuch, zu hamstern, hätte eintauschen können. Hier nun im „Objekt B“ wurden wir sehr üppig versorgt, was uns zunächst nicht sonderlich überraschte. Erst  später begriffen wir dann, wie sehr das russische Volk selbst litt, welches in einer  geradezu katastrophalen Armut lebte und sichtbar hungerte.

Sehr rasch aber ahnten unsere Eltern, dass von einem kurzen Aufenthalt in diesem Lande keine Rede sein könne, wie auch nicht von einem Leben in Freiheit und in einer Großstadt. Der beglückend warme und in Farben schwelgende kontinentale Spätsommer konnte die Angekommenen nicht darüber täuschen, dass harte Zeiten bevorstünden. Zwar begann mit unserer Ankunft sofort eine sehr rege Bautätigkeit, die ausschließlich von Strafgefangenen bewältigt wurde, die in endlosen, düsteren, schwerbewachten und uns erschreckenden Kolonnen morgens herangeführt und abends ins Unbekannte abgeführt wurden. Doch es zeigte sich, dass erträgliche Wohnsituationen für die Familien erst im nächsten Jahr erwartet werden konnten.
Wir Kinder, die schulfrei hatten, da es nur eine winzige russischsprachige Schule in einem einzimmerigen Blockhaus gab, in dem die Russenkinder, ein knappes Dutzend, unterrichtet wurden, nutzten die üppige Freiheit zur Erkundung des Landes. Noch erwies sich der Stacheldrahtzaun als durchlässig.

Das Dorf Obninskoje befand sich im ehemaligen Frontbereich des hier gescheiterten Angriffes der Deutschen Wehrmacht auf Moskau. Keine 15 Km von hier liegt die Stadt Malojaroslawez, in der der Verteidigungsstab des Generals Budjonnyi die Gegenoffensive startete.

So fanden sich in unserem „Objekt B“, so der offizielle Name einer geheimen Atomforschungs-Mission, eine Reihe von verlassenen Wehrmachtsbunkern, die alle noch komplett verkabelt waren. Wir fanden auch noch halbierte Erkennungsmarken von gefallenen Soldaten. Die fehlenden Wipfel des dichten Waldes zeigten, was für erbitterte Kämpfe hier einst stattgefunden hatten.

Für uns Kinder aber waren es glückliche und schwerelose Zeiten: keine Schule, keine Verpflichtungen, beste Ernährung. Wir nannten uns übrigens schon sehr bald „Russlandkinder“. Mir ist nicht erinnerlich, wie diese Bezeichnung aufkam, ich weiß nur, dass wir nie von „Sowjetunion“ sprachen, sondern immer von Russland. Der Name „Russlandkinder“ blieb bis heute erhalten, und wir treffen uns seit 2006 regelmäßig aller zwei Jahre zum „Russlandkindertreffen“. Natürlich gefiel der üppige Freiraum den Eltern überhaupt nicht, sie argwöhnten sofort Verlotterung, so dass sie, namentlich unsere Mutter, die Initiative ergriffen und uns alle, die zwischen acht und 11 Jahre alt waren, zu unterrichten begannen. 

So wurde Russischunterricht durch Herrn Polijanski, der uns seit Ronneburg begleitete und perfekt Deutsch beherrschte, begonnen. Frau v. Oertzen organisierte Turnkreise, die Väter kümmerten sich um sporadischen „Unterricht“ in üblichen Schulfächern und Mutter gestaltete mit uns für das rasch nahende Weihnachtsfest ein Krippenspiel, das sie aus Gesangsbuchversen und Bibeltexten zusammenstellte. Es wurde im großen Blockhaus „uraufgeführt“, wobei sich dieses Krippenspiel, seines großen Erfolges wegen, zur jährlichen Tradition über die nächsten sechs Jahre entwickelte.

Ausflug nach Moskau

Zum großen Jahrestag der Oktoberrevolution, die das ganze Land seit Jahrzehnten beherrschte, wurden wir Kinder überraschend mit dem scheibenlosen „Bus“, der uns hierher gebracht hatte, nach Moskau kutschiert. Hier überwältigte uns eine lichtdurchflutete Stadt, deren Straßen mit Scheinwerfern in pausenlos wechselndes Licht getaucht wurde. Wir konnten diese Pracht, den Anblick hoher und nicht durch Luftangriffe zerstörter  Gebäude, die Menschenmassen, die überall leuchtenden Riesenbuchstaben „XXIX“ für den 29. Jahrestag der Revolution im Grunde gar nicht verkraften. Und es gab damals schon das heute noch  bekannte  „Moskauer Eis“.

Die größte, geradezu befremdliche Überraschung bereiteten allerdings die Babuschkas, die allgegenwärtig Eis und Kwas (ein aus Brot hergestelltes Kaltgetränk) verkauften, weil sie uns, kaum dass sie begriffen, dass wir deutsche Kinder seien, in ihre Arme rissen und uns herzten und küssten. Bis heute empfinde ich diese unvergessliche Geste des Verzeihens dieser Großmütter, die uns Kinder einfach ausschloss von den verübten Verbrechen der Naziwehrmacht, als eine einmalige Erfahrung, da es natürlich sehr viel über die russische Mentalität aussagt.

Uns war übrigens strikt untersagt worden, deutsch zu sprechen. Wir sollten schweigen! Das geht bei Kindern aber nicht. Und so wies man uns an, dass wir sagen sollten, falls man uns fragte, wir seien spanische Kinder. Anfänglich begriffen wir diese unverständliche Forderung nicht. Später wurde uns bekannt, dass in den Gebäuden des jetzigen „Objektes B“ während des Spanischen Krieges ein Waisenhaus für spanische Waisen betrieben worden war.

Der erste Winter

Nun wurde es Winter, d.h. es trat ein Winter ein, wie wir ihn in dieser Härte nicht kannten - Schnee in überwältigenden Massen, Frost unter 30 Grad Kälte, Sturm und Wind, der dann allerdings bei den niedrigeren Temperaturen üblicherweise zur Ruhe kam.

Endlich, die Möbel trafen ein, das Leben fiel langsam in geordnete Bahnen. Die Väter bekamen für ihre Arbeit, die Einrichtung eines Forschungslabors im größeren „Steinhaus“, Gehalt in Form von Gutscheinen ausgezahlt. Ein „Magazin“ wurde eröffnet, in dem ein ziemlich hilfloses Männchen die Übersicht zu behalten trachtete. Fahrten in das benachbarte Malojaroslwez zum Markt fanden statt – immer unter bewaffneter Begleitung –, die uns mit dem fast surrealistischen Marktleben Russlands bekannt machten, bei dem alle feilgebotenen Artikel vom Fleisch bis zur zerbrochenen Axt auf Tischen und Erdboden lagerten. Heiße Getränke unbestimmbarer Art und auch Wein wurden aus Fässern angeboten, wobei ein einziges schmutziges Glas zur Verfügung stand, das gelegentlich in der Regentonne abgespült wurde. Für diese Markttage erhielten die Mütter extra Rubel ausgehändigt.

Das erste Weihnachten vereinte die deutsche Gruppe mit Kind und Kegel beim mütterlichen Krippenspiel im großen Blockhaus, das die Kinderschar mit großer Begeisterung sang und spielte, wobei natürlich das warme Licht der zahllosen Kerzen, die den fehlenden Strom ersetzen mussten, viel zu der bewegenden Stimmung beitrugen.

Nach dem harten Winter trat eine Tauperiode ein, deren anschwellende Wassermassen in den tiefgefrorenen Boden nicht einzudringen vermochten und dadurch zu unbeherrschbaren Überschwemmungen der Straßen, Wege und Felder führten. Die Schulkinder bekamen „Matschferien“ (es gab da einen speziellen russischen Ausdruck dafür, den ich vergessen habe und der in keinem Wörterbuch steht), weil die Schulen unerreichbar geworden waren. Der Fluss Protwa, ein kleines Gewässer, schwoll an zu einem reißenden Strome, der das breite Urstromtal  kilometerweit ausfüllte und noch wochenlang laut klirrende Eisschollen von hinnen trug.

Der erste Sommer

Das Jahr 1947 brachte in Folge des wirklich eindrucksvollen Bautempos eine deutliche Verbesserung der Wohnsituation, da die neuen Steinhäuser bezugsfertig wurden, wie auch die speziell für diese Gegend aus dem Norden übernommenen sogenannten Finnenhäuser, deren eines unsere Familie bezog. Dort allerdings, ein wenig außerhalb des Objektzentrums, mitten im Walde verfügten wir bis 1949 weder über elektrischen Strom noch fließendes Wasser.

Weiss

 

Natürlich begann nun zur großen Erleichterung der Eltern der Schulunterricht, der zunächst von wolgadeutschen Lehrerinnen begonnen wurde und irgendwann – das geschah unmerklich für uns – in die russische Sprache wechselte. Innerhalb der Deutschen Gruppe entwickelten sich nun gemeinsame Tendenzen, die sowohl die Umsorgung von uns Kindern (Sprach- und Religionsunterricht, Sport, Gymnastik, Kinderchor usw.), als auch der Erwachsenen (Leseabende, Theatergruppen, Gesangsunterricht etc.) umfasste.

All das verlief ohne Schwierigkeiten, denn ein Jeder war ja auf den Anderen angewiesen in dieser   Zwangsgemeinschaft. 

In unserer Familie selbst wurde der Musik nun volle Priorität eingeräumt. Mutter erlernte anhand einer „Geigenschule“ erst einmal selbst das Geigenspiel, welches sie, kaum dass sie es beherrschte, an Bettina und später an Cornelius weitergab. Ich selbst saß ja seit meinem fünften Lebensjahr am Klavier, wie auch Bettina und Cornelius. Und da  Vater das Cello strich, hatten wir spätestens seit Ende 1948 ein Quintett beieinander. Wir musizierten in jeder freien Minute bis in die Abende hinein. Es waren beglückende Stunden, die, namentlich im Winter, bei Petroleum- und Kerzenlicht die Familie sehr zusammen schmiedeten. Namentlich eine große und wunderschöne Petroleumlampe mit kreisrundem Docht und verzierten Glaszylinder blieb mir in Erinnerung. Wo mag sie abgeblieben sein?

Tante Tienchen, Mutters Schwester, die sehr künstlerisch engagiert war, schuf ein Schattenspiel, welches aus einem mit Butterbrotpapier (woher mag das aufgetaucht sein?) bespannten Papprahmen und einer Kiste voll selbstgezeichneter und dann ausgeschnittener Pappfiguren bestand, die zum Teil sogar bewegliche Glieder besaßen. Wir Geschwister liebten die fantasievollen Aufführungen von Märchen, Geschichten und Abenteuererzählungen sehr. Mutter und Tante ließen nie nach in ihrer Engelsgeduld, uns zu beglücken, gab es doch weder Radio, noch Plattenspieler geschweige denn Fernsehen.

Befremdlich war und blieb, dass jeder Kontakt mit der heimischen Bevölkerung, der über die Arbeit der Väter und den Schulunterricht bei uns Kindern hinauslief, strikt untersagt wurde. Es gab keinerlei private Unterhaltung mit den russischen Mitmenschen, die übrigens alle auch dem NKWD-Diktat des Ministers für Staatssicherheit, Lawrentij Berija, unterstanden, der speziell für die dringend benötigten ausländischen   und einheimischen Wissenschaftler, (letztere galten bezeichnender Weise prinzipiell für politisch verdächtig und unzuverlässig), sogenannte Scharaschkas erfunden hatte, die einem GULAG-Lager auf höherem Niveau entsprachen. Solschenizyn beschreibt im „Der erste Kreis der Hölle“ so eine Einrichtung.

Ein ungerechtes Schicksal

Im Frühherbst 1947 erschien im Finnenhaus ein vollkommen verwahrloster und zahnloser Mann in abgerissenem Soldatenhabit, der uns Kinder deutsch ansprach und nach der Mutter fragte. Die fassungslose Mutter erkannte in diesem Wrack ihren Bruder Frank, von dem man wusste, dass er und ein weiterer Bruder Eberhard im Kriegsgefangenenlager „27“ im fernen Sibirien gefangen waren, wo sich die Beiden, jeder vom anderen glaubend, er sei gefallen, unerwartet  buchstäblich über den Weg gelaufen waren. Wer vermag sich überhaupt vorzustellen, wie so eine Begegnung abläuft, irgendwo, fernab von Zivilisation, Familie und Zukunft?

Die Eltern hatten bei unserer Ankunft in Unkenntnis der hier zu erwartenden Situation die örtlichen Behörden gebeten, die beiden Gefangenen aus ihrer misslichen Lage zu befreien und zu uns nach Obninskoje zu bringen. Diese Bitte hatten sie aber sehr rasch zurückgezogen, kaum dass sie begriffen, dass sich unsere Zukunft sehr ungewiss gestalten werde. Diese Rücknahme erreichte aber nur den Onkel Eberhard. Er verblieb dort im Kriegsgefangenenlager und behielt, was sich als lebensentscheidend erwies und von Niemandem erwartet werden konnte, seinen Kriegsgefangenenstatus, der ihn 1949 in Erfüllung des Vier-Mächte-Status problemlos in die neue Bundesrepublik brachte. Onkel Frank dagegen geriet in die Fänge des NKWD, dem wir ja unterstanden, also in eine vollkommene Rechtlosigkeit. Das führte dann dazu – ich greife ein wenig vor – , dass er 1949 aus Gründen, die wir nie erfuhren, nächstens aus dem Objekt von „einem Leutnant und zwei Mann“ (wie das unter Stalin üblich war) abgeführt wurde und bis 1954 verschwand. Seine Frau, die mit drei Töchtern bei Stendal lebte, verzieh es unseren Eltern nie, dass diese, wenn auch unwissend, so schwerwiegend in das Schicksal ihres gefangenen Mannes eingegriffen hatten.

Das Jahr 1947/1948 brachte uns den kältesten Winter unserer Kindheit, der uns Frostgrade unter -45 Grad bescherte, was unsere Bubenkräfte außerordentlich belastete, denn das Finnenhaus wurde durch einen zentralen Ofen beheizt, der bis zu drei Klafter Holz im Monat „verschlang“. Wir mussten im Wald Bäume fällen, nach Hause schleppen, zersägen, mit der Axt spalten und am Hause stapeln. Das war im Grunde eine Sklavenschinderei. Wir Buben konnten nur froh und dankbar sein, dass uns Onkel Frank tatkräftig und mit Erfahrung zur Seite stand. Unser Vater kam für derartige Arbeiten überhaupt nicht in Frage.

Die neue Schule

Inzwischen war eine neue Schule, namens Schatzky, gebaut worden, in der wir nun gemeinsam mit russischen Kindern unterrichtet wurden. Der Zufall wollte es, dass in den beiden Klassen, in denen sich die deutschen Jahrgänge 1932-1934 und 1935-1937 einfanden, eine völlige Gleichheit herrschte. In beiden Klassen waren gleichviel russische und deutsche Mädchen, wie auch deutsche und russische Jungen. Dadurch lernten wir in nur kleinen „gemischten“ Klassen, also unter idealen Umständen. Der Unterricht gestaltete sich dadurch so optimal, dass Hausaufgaben praktisch entfallen konnten.

Weiss vor der Abfahrt nach Moskau

Der alles begrenzende Stacheldraht-Zaun war nun komplett geschlossen. Nur noch wenige Male im Jahr konnten wir das Objekt mit einem Soprowoshdajutschij, (сопровождающий) wörtlich: Begleiter, in unserem Falle ein Bewaffneter, verlassen. Das betraf die Marktbesuche der Mütter, aber auch seltene Fahrten nach Moskau, die entweder „Kultur“ betrafen, also Museen, Konzert- und Opernbesuche, oder Einkaufstouren. Diese sehr seltenen Fahrten in der „Korobotschka“, (коробочка) wörtlich: Kästchen / Schachtel dem scheibenlosen Bus, waren für uns immer Höhepunkte des Jahreskreises. Sie brachten  unvergessliche Momente in berühmten Museen, Konzerthäusern und – nicht zuletzt – auf dem Roten Platz, dessen düstere Trutzburg des Kremls mich immer wieder verschreckte. Denn außer einer unübersehbaren Menschenschlange vor dem Mausoleum an der Kremlmauer, war der riesige Platz menschenleer, düster und unsagbar trostlos. Nur gespenstische schwarze Limousinen fuhren mit hohem Tempo in die dunklen Tore der Burg ein und aus. Die Basiliuskathedrale und der erhöhte Richtplatz aus der Zarenzeit lagen einsam und unbeachtet inmitten des riesigen Platzes. Das Mausoleum besuchten wir Kinder nie, obwohl es uns ermöglicht worden wäre, außer der Reihe den wächsernen Lenin zu betrachten. Uns lag nichts daran. Ich bin auch später nie hineingegangen. 

Das Jahr 1948 verlief Dank des nun „abgeschlossenen Lagers“ in sehr geordneten Bahnen. Der Schulunterricht nahm den größeren Teil des Tages ein. Wir hatten sehr großes Glück mit zwei Lehrern, deren einer Onkel Frank war, der von Haus aus ein begnadeter Lehrer war. Der zweite Lehrer hieß Jewgenij Fjodorowitsch. Auch er ein begnadeter  Pädagoge, der – wie auch Onkel Frank – wundervollen Zugang zu unseren ja doch etwas durch die herrschenden Umstände verwirrten Seelen fand.

Wie gesagt, die Beziehungen zu den Mitschülern erwiesen sich als unkompliziert und frei von allen Ressentiments. Dass wir außerschulisch keinen Kontakt pflegen durften, fiel uns gar nicht auf. Schwierig für uns Kinder erwiesen sich nur die Schulferien, die bereits im Mai mit lockeren Prüfungen begannen und bis zum Ende August dauerten. Diesen Zeitraum zu überbrücken, ohne „Auslauf“ zu haben, stellten die Eltern vor große Aufgaben. Sie meisterten diese – man kann sagen – in kollektiver Gemeinschaft. Jeder der Erwachsenen übernahm irgendeine Rolle in unserer Betreuung. Das reichte von zusätzlichen Fremdsprachen wie Latein, Englisch und Französisch bis zu Sport und Gymnastik, beinhaltete Musik, Gesang  und Theaterzirkel und durch Geburtstage initiierte Garten- und Hausfeste. Auch wurde ein Tennisplatz errichtet, der uns sehr viel bedeutete, zumal im Winter darauf eine Eisbahn eingerichtet wurde. Die zentrale Rolle in den Ferien spielt das Flüsslein Protwa, das bis 1950 frei zugängig für uns war. Auf dem winzigen Platz vor dem Forschungsinstitut, der gerahmt wurde von einem Kino und einer Verkaufseinrichtung sowie dem Verwaltungsgebäude, fuhren wir Rad. Wir nannten das „Idiotenfahren“, weil es immer nur im Kreis ging.

Zum Ende des Schuljahres fanden Prüfungen in allen Fächern statt, die aus einem ausgeklügelten System von sogenannten 30 Frage-Billets bestanden (eine in Russland übliche Bezeichnung), auf denen jeweils drei Fragen standen. Jeder Schüler musste eines ziehen und die Antworten finden. Nun standen allerdings alle Schulen des Landes in einem „sozialistischen“ Wettstreit, wer die größere Zahl an guten Abschlüssen vorweisen könne, was dazu führte, dass den Schülern die Billets mit den Fragen im Voraus ausgehändigt wurden. Dies allein hätte schon eine große Erleichterung für den Abschluss der Prüfungen bedeuten können. Aber nun wurde dieser „Betrug“ noch überhöht, indem diese Billets mit glatten und gerissenen Umrandungen „gezinkt“ und das System den Schülern mitgeteilt wurde, so dass im Durchschnitt nur ein Drittel der Antworten auswendig gepaukt werden musste. Jetzt kam es nur darauf an, gezielt die persönlich zugeteilte „Zinkung“ zu erkennen und auszuwählen. Dann lief alles glatt.

Das „Objekt B“ wird verkleinernt

 
Weiss Das einzige Bild Vaters und Mitarbeiters mit Wachposten

Im Frühjahr 1951 wurde unser Lebensraum verkleinert und die Bewachung deutlich verstärkt, was bedeutete, dass die Protwa und auch die Schule außerhalb des Schlagbaumes lagen und nur noch unter „Begleitung“ aufgesucht werden konnten, was namentlich in Bezug auf die Schule, die nur 30 m vor dem Zaun lag, im Grunde lächerlich war, wenn wir da wie eine Hammelherde allmorgendlich hin- und nachmittags wieder zurückgeführt wurden.

Weiss 1951 - letztes Bild im Finnenhaus

Belastend und verheerend für uns Eingesperrte wirkte sich in den endlos langen Ferien nur die Behinderung des Zuganges zum Fluss aus. Auch mussten nun die Familien, die in Finnenhäusern lebten, ihre Domizile aufgeben, weil diese jetzt außerhalb des Zaunes lagen. Wir wurden in ein ehemaliges Herrenhaus am westlichen Rand des auf 600x600 Meter verkleinerten Areals umgesiedelt, das an der Rückseite des zusätzlich den Freiraum verkleinernden Instituts-Bereiches lag.

WEiss Das „Herrenhaus“, aufgenommen 2002

Nach Onkel Franks Verschwinden wurde sein Lehramt ersetzt durch Frau Burkhardt, der Frau eines der Kernphysiker. Dieser Wechsel irritierte uns sehr. Die neuen Lebensumstände führten dazu, dass nun doch  auch unter den Erwachsenen eine gewisse Lethargie einsetzte. Überraschender Weise traten sogar „gesellschaft­liche“ Situationen auf, die denen in Thomas Manns „Zauberberg“ entsprachen. Es gab Zeiten des „Großen Stumpfsinns“, zu denen alberne Gesellschaftsspiele Mode wurden, es gab „Die große Gereiztheit“, mit Spannungen unter Familien und Partnern, und die Gerüchteküche brodelte von früh bis in die Nacht. Dieser Stimmungswechsel wurde natürlich von der „Obrigkeit“ bemerkt, die lediglich mit einem erhöhten Reiseprogramm nach Moskau reagieren konnte und mit einem besseren Filmangebot im Kino.

Ein Hauch Freiheit

1951 gab es unerwartet  das Angebot für einen erweiterten Schulausflug auf die Krim, an dem allerdings nur eine begrenzte Zahl von Schülern teilnehmen konnte.

Weiss

Ich gehörte zu meinem namenlosen Glück zu den fünf deutschen Kindern, die mitfahren durften,  natürlich nur unter Bewachung durch einen bewaffneten(!) Begleiter. Irgendwann auf dieser Traumfahrt auf offenem LKW durch russische Lande wurde er sich seiner eigenen Lächerlichkeit bewusst. Er verzichtete auf sein irres Gebot, untereinander nur russisch zu sprechen, und  ließ uns dann „frei“ herumlaufen in den fremden Orten und Städten. Wir erlebten nach fünfjähriger Isolation ein ganz neues und beglückendes Freiheitsgefühl, wie wohl nur nachempfinden kann, wer je eingesperrt leben musste. Die Fahrt unter freiem Himmel in großer räumlicher Enge auf der Ladefläche auf harten und ungepolsterten Bänken, führte uns durch das russische Land bis hinab an das Asowsche Meer und den Sewasch, die beide die Halbinsel Krim östlich umfangen, auf der wir dann in dem Ort Aluschta die Schule aufsuchten. Für zwei Wochen fanden wir dort Logis, d.h. wir schliefen auf Zeitungen auf dem nackten Boden des Schulflures. All das machte uns nichts aus — Hauptsache kein Zaun!

Weiss Jalta / im Botanischen Nikita-Park

Die Krim-Landschaft ist ausgesprochen lieblich. Die Berge der südlichen Krim erreichen zwar über 1000 m Höhe, aber sind für den Wanderer dann doch durch ihre felsige Struktur überraschend kräftezehrend. Wir badeten viel im klaren Meerwasser, erkundeten die Küste mit ihren kleinen Städtchen und auch das bereits in zaristischen Zeiten legendäre Jalta, welches sich als ein sehr schöner und gut besuchter Badeort erwies. Uns, die wir aus dem zerstörten Deutschland nur Ruinenstädte kannten, betörte dieser Ort über alle Maßen. Im Handumdrehen waren die zwei Wochen Freiheit vorbei und es ging wieder auf offenem Gefährt zurück ins Geschlossene.

Die Trostlosigkeit der räumlichen Enge

Wieder umfing uns die Trostlosigkeit regelrecht atmosphärisch. Dazu trug auch die zunehmende Unsicherheit unserer Zukunft bei, denn nicht einmal gerüchteweise keimten Gedanken an Deutschland auf. Das Leben ging seinen gewohnten Trott: es wurde gelesen, musiziert, gelernt und auch gezankt untereinander. Das Frühjahr 1952 brachte Cornelius und seinen Jahrgängen das Abitur. Er schloss mit einer Medaille ab, was ihm nach sowjetischer Gesetzgebung das verbriefte Recht einräumte, unabhängig von Geschlecht, Religion, Nationalität und Staatszugehörigkeit in einer sowjetischen Universität seiner Wahl ohne Aufnahmeprüfung zu studieren. Ausgenommen waren nur die Städte Moskau und Leningrad. An dieses Gesetz und an die Tatsache, dass die deutschen Kinder irgendwann einen Schulabschluss machen könnten, der sie berechtigte, ein Studium in der Sowjetunion zu beginnen, hatte der NKWD und der Herr Berija nicht gedacht. Und nun erhoben Cornelius als erster und mit ihm die drei anderen deutschen Absolventen der Schule Anspruch auf ein Studium.

Die Konfusion war groß, es dauerte Wochen, ehe zuständige Behörden überhaupt reagierten. Und sie reagierten mit Hinhaltetechnik. Dieses große Ereignis, denn es waren ja die ersten deutschen Kinder nach dem schrecklichen Krieg, die in Russland eine Schule abschlossen, wurde aber zunächst überschattet, weil sowohl Vater als auch ich erkrankten. Vater erlitt eine schwere Lungenentzündung, von der er dachte, dass es Lungenkrebs sei, denn immer schon hatte er behauptet, dass er wegen seiner Strahlenbelastung mit einem Krebsleiden rechnen müsse. Das bestätigte sich glücklicherweise nicht, vielmehr hatte er wohl eine Psittakose, eine sogenannte Papageienkrankheit, aufgeschnappt in unserem „Zoo“, da wir all die Jahre Krähen, Dohlen, eine Eule, einen Reiher, zahllose Hühner, Enten und Gänse neben Hund und Katz im Hause hielten.

WEiss

 

Und ich erkrankte nach einer alljährlich üblichen Großimpfung gegen Typhus, Cholera etc. mit hohem Fieber und Delirium. Wir beide fanden uns gemeinsam auf der Krankenstation des Objektes ein. Aber uns ging es so schlecht, dass wir keine Notiz von einander nahmen. Bei mir handelte es sich wohl um eine Schmutzinfektion mit septischem Verlauf. Erst 1963 wurde mir dies klar, denn bis dahin wusste niemand in Russland eine genaue Diagnose. Ich sollte nämlich für das Leipziger Klinikum St. Georg, in dem ich inzwischen arbeitete, die Gebrauchsanweisung eines russischen Medikamentes übersetzen. Und dort stand unter besonderen Hinweisen: “......bei diesem speziellen Medikament müssen sterile Spritzen und Kanülen verwendet werden, und für jeden neuen Patienten eine neue sterile Kanüle! ...“ Wenn so etwas noch in den sechziger Jahren geschrieben wurde, wird es wohl 1952 kaum sauberer zugegangen sein. Wahrscheinlich gab es für die Schule nur eine Spritze und eine Kanüle. Unser beider Glück war der Umstand, dass Antibiotika entdeckt worden waren und dass sie in diesem Spezial-Objekt zur Verfügung standen!

Suchumi

In diesem Jahre verdichteten sich erstmals Gerüchte, dass eine Verlegung der deutschen Mitarbeiter mit Ihren Familien in die Hauptstadt Abchasiens, Suchumi, innerhalb Georgiens/Grusiniens gelegen, erfolgen solle. Dort arbeiteten die wissenschaftlichen Gruppen „Gustav Hertz“ und „Manfred von Ardenne“ ebenfalls seit 1945/1946. Wie immer gab es keine genaueren Planungen. Es wurde einfach kein Termin genannt, an dem wir uns hätten ausrichten können. Kurz nach dem Beginn des neuen Schuljahres 1952/1953 wurden plötzlich Kisten angeliefert mit der Ansage, dass es bald losgehen werde. Es ist verständlich, dass alle Pläne für ein Studium der erfolgreichen Abiturienten zunächst in Vergessenheit gerieten. Wir wurden im September angewiesen, unsere Sachen zu packen und die Kisten zu vernageln. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nichts Schriftliches eingepackt werden dürfe.

Nun, es zog sich dann hin bis zum 20. Oktober 1952, in dessen Abendstunden sich ein russischer Schlafwagen mit abteilartigen, aber nicht durchgehend getrennten „Kabinen“ mit je neun Liegen (drei übereinander im Gang in Fahrtrichtung und sechs je drei übereinander quer zum Waggon) bereit gestellt wurde.

Und es ging los! Fünf Tage waren wir unterwegs in traumhafter Schwerelosigkeit. Nichts tangierte uns, nur der Tag zählte, endlose Felder zogen vor unseren Fenstern vorbei, und täglich, ja stündlich, wurde es wärmer. Unser Wagen hing am Ende eines schier endlosen Güterzuges, der sich mit kaum 40 km/h durch das Land schlängelte. Wir saßen auf den Puffern und waren einfach glücklich.

Am 25.Oktober kamen wir in Suchumi an und mit einem Schlage änderte sich unsere Situation. Aus der Schwerelosigkeit wurde schiere Verzweiflung, denn unsere Gruppe wurde willkürlich auf zwei „Objekte“ südlich von Suchumi aufgeteilt. Unsere Familie kam ohne unsere Tante Tienchen und ohne die Freunde der Eltern nach Agudseri 13 km weiter südlich, alle übrigen zu Ardenne unmittelbar bei Suchumi. Mit einem Schlage waren wir Geschwister „in fremden Landen“ ohne alle Freunde. Zudem verfügten wir nicht über Ausweispapiere, die aber zwingend nötig waren, um den Schulbus nutzen zu können, der uns nach Suchumi transportieren sollte. So saßen wir denn in dem winzigen Areal, konnten weder die Schule besuchen, noch den Strand des Schwarzen Meeres, der ebenfalls nur mit „Dokument“ betreten werden durfte. Und Bettina und ich standen doch nun auch vor dem Abitur. Wie sollten wir die wochenlangen Ausfälle kompensieren? Es ging auf Ende November zu, ohne dass wir an einer einzigen Schulstunde des wichtigen letzten Jahres hätten teilnehmen können.

Der erste Schultag dann in einer reinen Jungenschule war ein Horrortrip. Ich traf auf eine Klasse von über 30 jungen, bereits bärtigen Männern, die mir einen Platz in der letzten Reihe zuwiesen. Es herrschte ein unbeschreiblicher Lärm. Ich konnte den Lehrer kaum hören, ja kaum sehen, weil ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Das hintere offene und ebenerdige Fenster wurde als Ausgang zum Rauchen genutzt.

Es genügt, wenn ich berichte, dass meine Zensuren in den Keller gingen. Ein Abschluss mit Abitur schien mir unerreichbar zu sein. Mich rettete schließlich nur das gleiche „Betrugssystem“ mit den Prüfungsbillets vor der Schande eines Versagens.

Der Juni 1953 brachte den Abschied von der Schule! Ich wollte es kaum fassen. Ich war einfach selig! Bettina hatte es offenbar besser getroffen in ihrer Mädchenschule, zumal sie mit Marion, ebenfalls einer Deutschen, die mit uns in Agudseri lebte, eine Freundin fand.
Ja, und nun? Wie weiter?

Studium

Cornelius hatte es mit unsäglichen Mühen und bewundernswertem Elan tatsächlich geschafft, in Minsk studieren zu können. Für uns Zwillinge bestand aber zu der Zeit keine Möglichkeit, ein angestrebtes Medizinstudium anzutreten, weil 1953 nur naturwissenschaftliche Fächer bewilligt wurden. So entschlossen wir uns, in der örtlichen Fachmusikschule vorzuspielen. Und wir wurden angenommen! Bettina im Fach Geige und ich im Fach Klavier. Unsere Freude wurde anfangs allerdings arg gemindert, als wir merkten, wie unvergleichlich besser die deutlich jüngeren Schüler an diesem Institut ihre Instrumente beherrschten. Aber wir wurden mit beglückender Freundlichkeit, ja Achtung, begrüßt und gefördert. Wir erhielten sogar ein Stipendium!

Es begann ein glückliches Jahr, das ausgefüllt war mit Üben, Unterricht, Vorspielen und Kennenlernen von neuen Lebensformen, die einfach durch die Freiheit bedingt waren, die unser Leben in der Stadt Suchumi ganz neu für uns formte.

Im Herbst durfte ich Cornelius in Rostow am Don besuchen, da die deutschen Studenten aus Minsk nach dort gewechselt hatten, was einer kühnen Initiative von Cornelius zu verdanken war, dem deshalb wegen Eigenmächtigkeit sogar ein Verfahren angedroht wurde, das aber niedergeschlagen werden konnte.

Meine Reiseerlaubnis war ein unerhörtes Zugeständnis der örtlichen Behörden an die Deutschen, das Bettina leider nicht nutzen konnte, da sie am Blinddarm operiert worden war, ein schlimmes Erlebnis in damals dort üblicher örtlicher Betäubung.

Cornelius lebte dort zu sechst in einer so genannten Obsheshitie, (общежитие) im übertragenen Sinne: gemeinsames Wohnen, ein Gemeinschaftsquartier unter wirklich erbärmlichen Umständen. Das Schlimmste allerdings war dann, dass der für mich unvermeidliche Begleiter uns Geschwister keine Sekunde aus den Augen ließ, was bei der totalen Freiheit, die Cornelius mit seinen Kollegen dort erlebte, vollkommen widersinnig war. Trotzdem genoss ich diese Reise in eine fremde Stadt mit alle Sinnen.

Ein Jahr später wurde ein Medizinstudium in Rostow am Don plötzlich möglich. Bettina entschloss sich, die Möglichkeit wahrzunehmen, um dort zu studieren. Ich aber fand das Musikstudium so wunderschön, dass ich mich entschloss, es weiter zu betreiben, zumal ich gute Fortschritte gemacht hatte.

Erlebnis Kaukasus

Im Sommer 1954 wurde eine Kaukasustour genehmigt für interessierte Wissenschaftler, die begeistert zusagten und uns Jugendliche zur Teilnahme einluden.

Weiss Mestia

Unter der üblichen Begleitung eines Offiziellen fuhren wir dann im Juli gen Süden nach Sugdidi, von wo wir die Bergstraße entlang des Enguri-Flusses befuhren, die uns in den Ort Mestia in ca.1500 m Höhe führte. Es war ein typisches georgisches Bergdorf mit wehrhaften Häusern und Türmen, in dem noch immer die Blutrache herrschte. Die Sowjetmacht war erst Ende der vierziger Jahre hier sesshaft geworden, was nicht verhindert hatte, dass im Teehaus zu Mestia ein großer Ölschinken an der Wand hing, welcher drei deutsche Generale im vollen Ornat mit Pleitegeier und Orden an der Brust nach der Erstürmung des Elbrusgipfels zeigte. Mestia lag noch in der Autonomen Republik Abchasien und war somit moslemisch geprägt. Im Teehaus durften nur Männer Platz nehmen.

Weiss

             Elbrus       Dongus Orun          Uschba    Mestia und Shabes

Wir erklommen den viertausend Meter hohen Leila-Gipfel des Swanetischen Bergkammes, der südlich des Hauptkaukasus liegt. Der Blick von hier auf den Hauptkamm war ein beeindruckendes Erlebnis.

Die drei Wochen im Hochgebirge vergingen wie im Fluge, und ehe wir es gedacht, waren wir wieder im Objekt gefangen. Allerdings hatte sich als Vorbote einer eventuellen Heimreise das Regime gelockert, wir durften uns in einem genau abgesteckten Bereich frei bewegen.

Langsame Normalisierung und Heimkehr

Im Herbst 1954 erreichte uns die beglückende Nachricht, dass unser Onkel Frank plötzlich aus seiner schlimmen Isolation in der Nähe Moskaus entlassen worden war. Die Kunde kam aus Schweinfurt, wo er völlig unerwartet aufgetaucht war, wissend, dass das oben erwähnte Vier-Mächte-Abkommen den Entlassenen aus der Sowjetunion freie Wahl ihres Wohnortes gewährte. Tante Gertrud in Stendal, die von der Entlassung wusste, nichts aber von seiner Entscheidung, gen Westen zu gehen, fiel mit ihren drei Mädchen in tiefe Verzweiflung. Lagen doch wieder lange Wochen der Ungewissheit vor ihnen, wann sie denn und wo endlich ihren Mann und Vater in die Arme schließen könnten. Es ging überraschend schnell, den Umzug mit der geringen Habe der ehemaligen Flüchtlingsfamilie zu bewerkstelligen. 12 Jahre der Trennung von seiner Familie fanden nun ein Ende!

Als erste Zeichen einer Änderung unserer persönlichen Lage in den Objekten wurden im Sommer 1954 die herrschenden stringenten Bestimmungen gelockert. Dies betraf unsere Bewegungsfreiheit, den Briefwechsel nach Deutschland, der bis dahin nur mit Verwandten 1.Grades geführt werden durfte, die erstmalige Möglichkeit, Zeitungen zu beziehen (auch aus Westdeutschland!) und die Erlaubnis, Pakete aus Deutschland zu empfangen. All dies wurde mit Jubel registriert und die allgemeine Stimmung kam auf einen Höhepunkt, der rasche Dämpfung erfuhr, denn bis Dezember 1954 tat sich gar nichts mehr. Erst als unsere Studenten im anbrechenden neuen Jahr nicht mehr nach Rostow am Don fahren durften, wurde es deutlich, dass die Weichen endgültig auf Heimreise gestellt waren.

Und tatsächlich wurden uns Kisten geliefert, es wurde gepackt, was das Zeug hielt, viel war es bei uns ja nicht, und wieder hieß es: warten, warten, warten.

Am 13. März 1955 ging der erste Transport aus der Gruppe von Ardenne aus Sinop ab nach Berlin. Unsere Familie folgte am 20. März 1955 – ein unvergessliches Datum – im ersten nun aus Agudseri abgehenden Trupp. Die Abreise aus diesem Land der Gefangenschaft, die völlige Ungewissheit einer zu erwartenden Zukunft, die Trennung von Freunden der Kindheit und der frühen Jugend – all das machte die Heimfahrt schwerer und belastender, als gedacht, und es verwunderte nicht, dass es vereinzelt Jugendliche gab, die sich schlicht weigern wollten, die Eltern nach Deutschland zu begleiten. Für uns kam der entscheidende „point of no return“, als wir am hinteren Fenster des letzten Waggons die schneebedeckten Gipfel des Hauptkaukasus unwiederbringlich verschwinden sahen.

Nach viertägiger Reise, diesmal in einem Luxusschlafwagen mit anhängendem Speisewagen, in dem es Cornelius sogar gelang, einen Offizier der Roten Armee unter den Tisch zu trinken, erreichten wir am 24. März 1955 den Bahnhof Frankfurt/Oder. Völlig unerwartet wurde die Reise hier unterbrochen. Es ging nicht, wie abgesprochen, mit dem Zug weiter nach Berlin, sondern man brachte uns im Bus nach Leipzig, wo wir im Hotel „Continental“ einquartiert wurden. Die Gründe für die Zieländerung lagen in der Tatsache, dass ein Großteil der Heimkehrer des ersten Transportes sofort und unmittelbar nach Westberlin entschwand. Nun waren wir zurück! Und nun?

Ziemlich verunsichert standen wir drei in der ungewohnt kühlen Vor-Osterzeit vor dem Hotel „Continental“ und suchten Orientierung im Ungewohnten, die uns eigentlich niemand zu geben vermochte. Es galt, sich zurechtzufinden, „anzukommen“ im Sinne dieses Wortes, was schwieriger war, als man sich heute noch vorzustellen vermag.

Die Aufführung von Johann Sebastian Bachs „Johannespassion“ durch den Universitätschor Leipzig unter Friedrich Rabenschlag am 27. März 1955 in der Universitätskirche markierte, wie kein anderes Ereignis, unsere Rückkehr nach Deutschland.

Weiss Wir drei Weiss-Kinder 1955

 

Wieder zu Hause

Immer wieder wurde ich gefragt, ob denn die Zeit in der Isolation von mir und uns als furchtbar und unerträglich empfunden worden sei. Nun, wir Kinder haben unter dem Eingesperrtsein natürlich sehr gelitten. Aber Kinder sind anpassungsfähig. Und es ging uns ja physisch gut. Wir mussten nicht hungern, wir lebten in unbedrohter Umgebung und in sauberster Umwelt. Vati war durch den Beruf vollkommen ausgefüllt.

Schlimm war es nur für die Mütter und Frauen, die es am schwersten hatten, sich in diese Welt einzuleben.

Und wir hatten enormes Glück mit den nach dort verbrachten Familien, denn dieser Umstand einer völliger Konzentration auf die Kinder verdanken wir eine selten intensive Beschäftigung aller Eltern mit uns Heranwachsenden, die in eine überdurchschnittliche Ausbildung des Geistes und des Intellekts mündete. Das können wir den Eltern und deren Freunden nicht genug danken!
Verheerend wirkte sich nach meiner Meinung nur aus, dass die erzwungene Isolation und das Leben in dieser Art Diaspora ausgerechnet in der Phase lag, da Kinder sich zu Erwachsenen mausern, was bewirkte, dass wir nicht normale Verhaltensweisen entwickeln konnten. Im Grunde waren wir, als wir, zwanzigjährig und älter, 1955 nach Hause kamen, noch Kinder, lebensunfähig, unerfahren und wehrlos. Wir wussten nicht, wie man sich Fremden gegenüber verhält und wir hatten keine Kenntnis, wie man mit Konflikten umgeht, denn diese wurden ja weitestgehend in den vergangenen Jahren ferngehalten von uns. Fast zehn Jahre lang lebten wir total fremdbestimmt!

Wir hatten auch keine Erfahrungen sammeln können, wie man mit Partnern umgeht, diese findet und sich ihnen anpasst, oder auch nicht. Auch standen wir den uns entgegenbrandenden Feindseligkeiten der DDR-Deutschen sprach- und wehrlos gegenüber, weil wir den Vorgang nicht zu begreifen vermochten. Wir galten als "Russen" und bekamen die ganze Wucht der im Osten herrschenden Antipathie gegenüber den Russen zu spüren. Für mich ist unvergesslich, dass meine Kommilitonen mich anlässlich der Ereignisse in Ungarn im Jahre 1956 mit den Worten attackierten: "Deine Russen morden in Ungarn!“. Das änderte sich erst, als ich 1961 mein Berufsleben begann, da ich gelernt hatte, mit der Darstellung meiner Vergangenheit zurückhaltend umzugehen.

Die Schicksale der Russenkinder wurden in beiden Teilen Deutschlands ignoriert. In der DDR durften wir nur sagen, dass wir in der Sowjetunion gelebt hätten, über die Umstände mussten wir schweigen. Als ich mich 1974 um eine Oberarztstelle in Berlin-Lichtenberg bewarb und im Fragebogen den Punkt „Auslandsaufenthalt nach 1945„ mit „Ja, 1946 – 1955 Internierung Sowjetunion“ beantwortet hatte, wurde ich vom Parteisekretär des Hauses wegen Diffamierung der Sowjetunion von der Liste gestrichen.

In der Bundesrepublik wurden die Erlebnisse dieser Kinder auch weitestgehend ignoriert. Das zeigte sich, als ich anlässlich meiner Konteneröffnung für die Rente bei der BfA erfahren musste, dass es für diesen Umstand unseres Lebens keine Entsprechung in den Formularen und Computern gab. Man wusste mit der Tatsache, dass ein junger Mann nach erfolgtem Abitur zwei Jahre keine Arbeit aufnehmen konnte, nichts anzufangen, so wenig, wie mit der Antwort auf die Frage, ob man sich denn um Arbeit bemüht habe: „Nein, das ging dort gar nicht! „ Also arbeitslos!“ hieß es!

In der Bibel bei Matthäus stehen die Worte: "Deine Rede sei ja, ja, oder nein, nein, was darüber ist, ist von Übel!". Nun, ich sage zu diesen zehn Jahren: "Ja, ja!“


Dr. Clemens Weiss, Leipzig 2001

 

Besuch im Sommer 2002

Genau fünfzig Jahre nach dem Verlassen des „Objektes B“, fand ich durch einen weißrussischen Freund die Gelegenheit, Obninskoje zu besuchen.

Der eindrucksvolle Wald zwischen Bahnhof und dem „Objekt“ war verschwunden. An seiner Stelle existierte jetzt die Stadt Obninsk mit ca. 200 000 Einwohnern. Es war nicht schwierig, unsere damalige Wohnstätte, die nun in die Stadt integriert war, wiederzufinden. Die „Schatzky-Schule“ kannte jedermann, auch wenn sie inzwischen nicht mehr genutzt wurde. Das „Objekt“ selbst war zu meiner großen Überraschung überhaupt nicht baulich verändert worden (der Stacheldrahtzaun war natürlich verschwunden).

Meine Befürchtungen, es könne mich „umhauen“, wenn ich die Orte der Kindheit aufsuchte, bestätigten sich zunächst nicht, wiewohl es sehr berührte, dass ausschließlich die Bäume groß geworden waren. Sonst stand alles noch an alter Stelle: die Schule, die Wohnhäuser der Deutschen, das Institut, die Verwaltungsgebäude, das Steinhaus, in dem wir einquartiert wurden, die Sanitätsstelle usw. Nur die Blockhütten der ersten Jahre und die Finnenhäuser waren verschwunden.

WEiss Der Ort unseres Finnenhauses 2002

Zunächst taumelte ich – nun doch emotional ziemlich angeschlagen – zur Stelle unseres Finnenhauses, wo ich nur eine kleine Hütte vorfand, aber eben auch den Pfad zum Außenklo, den Cornelius und ich mit Ziegelsteinen gepflastert hatten vor über 55 Jahren! Der Fluss Protwa wurde inzwischen ein wenig aufgestaut, um den damals ersten Atommeiler der SU kühlen zu können, der 1950 hier erbaut und 1955 in Betrieb genommen worden war.

Mein Versuch, das Institutsgelände zu betreten – ich wollte gerne wissen, ob es Dokumente über die damaligen Mitarbeiter gäbe, die man womöglich einsehen könnte – wurde mit vorgehaltenen Kalaschnikows vereitelt, obwohl ich wusste, dass hier keine geheimen Forschungen mehr betrieben wurden.

Zu Fuß lief ich all die Wege meiner Kindheit ab, besuchte das Herrenhaus, die Tennisplätze und die Schatzky-Schule, die zu meinem Bedauern verschlossen war und baufällig wirkte. Zu meiner Überraschung erinnerten sich fast alle Menschen, die ich ansprach, an „Die Deutschen“. Man gab mir zu verstehen, dass man es als sehr gut empfände, dass ich den Weg zurück in die doch wohl nicht leicht empfundene Kindheit gefunden hätte. Sie waren es auch, die mir halfen, eventuell noch Menschen aus dieser Vergangenheit aufzustöbern. Es erwies sich, dass Jedermann die Ärztin und auch den Lehrer der damaligen Zeit und ihre Adressen kannte. So glückte es mir, die Beiden zu finden: unsere so hochverehrte Ärztin Sinaida Fjodorowna und den so geliebten Lehrer Jewgenij Fjodorowitsch, beide weit über achtzig Jahre. Mit beiden so liebenswerten Menschen kam ich nun erstmals in persönliche Gespräche und hörte so endlich von ihren Lebenswegen während des Krieges und im „Objekt B“.

Weiss

Sinaida hatte am Kriegsbeginn gerade ihr Medizinstudium beendet, allerdings verhinderte der Krieg die nötigen Abschlussprüfungen. Durch einen Stalin-Dekret wurden alle Absolventen zu sogenannten  „Außer-der Reihe-Ärzte“ berufen, die sofort an die Front beordert wurden. So wanderte denn Sinaida, im sechste Monat schwanger, mit nur einem „Knoten“ ausgerüstet, das war die in ein Laken geschlagene und verknotete ganze Habe, die über den Rücken getragen werden konnte, zu Fuß von Smolensk die fast 400 km nach Moskau. Als Major der Roten Armee überlebte sie diesen fürchterlichen Krieg, was ja durchaus nicht selbstverständlich war, und so wurde sie als Ärztin in unserem „Objekt B“ angestellt. Sie war es auch, die die Gerüchte bestätigte, dass das Finnenhaus, in dem wir wohnten, stark radioaktiv verstrahlt gewesen sei, weil unser Vater – Sinaida konnte sich jetzt noch nicht beruhigen – jeden Strahlenschutz für seine Person ablehnte. Dies waren die Gründe für das Verbrennen sämtlicher Finnenhäuser.

Weiss

Jewgenij hatte als Offizier am Endkampf um Berlin teilgenommen, wurde dort wegen „Mitleid mit dem Feind“ zum einfachen Soldaten degradiert und nach Prag beordert, das er zu Fuß erreichte. Von dort aus steckte man ihn als Lehrer in das vom NKWD kontrollierte „Objekt B“. Und er konnte von Glück sagen, dass Lehrer gebraucht wurden, denn üblicherweise sprang man ganz anders mit Abweichlern um. Er erkannte mich auf Anhieb, umarmte mich und strahlte vor Freude. In seinem Besitze waren noch alle schulischen Dokumente. Und sofort sprach er mich auf meine dürftigen Leistungen an, zeigte mir die Listen von uns deutschen Schülern und persönliche Aufzeichnungen über uns. Das war umso überraschender, als es in der SU strikt verboten war, irgendwelche Dokumente persönlich aufzuheben. Das galt übrigens auch für Zeitungsartikel, in denen man womöglich frühere Versprechungen der Parteiführung hätte nachlesen und überprüfen können.

Dieser Besuch des Ortes meiner Kindheit, zu dem auch die Stadt Malajaroslawitz gehörte, gab mir viel neue Erfahrungen mit, zu denen an erste Stelle die persönlichen Schilderungen von Sinaida und Jewgenij gehören.

Man wird wohl nie ergründen können, was die damaligen Vorgesetzten in der Nachkriegszeit veranlasst haben mochte, jeden persönlichen Kontakt ihrer eigenen Staatsbürger mit uns Deutschen zu verhindern.


Dr. Clemens Weiss im Juli 2014



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