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Alma Mater Lipsiensis
Universität Leipzig

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Neulehrerausbildung im historischen Hörsaal 40

Ein Bericht von Ingeburg Faust, Leipzig

Die Stadt Leipzig feiert im Jahr 2009 das 600-jährige Bestehen der Universität Leipzig. Zu Recht! Berühmte Persönlichkeiten wurden in der Stadt geboren oder wurden durch ihre Tätigkeit an der Universität berühmt, so dass man gern von ihnen spricht. Ich habe aus dem 20. Jahrhundert unvergessene Erinnerungen an diese Bildungsstätte.

Leipzig wurde im 2. Weltkrieg durch Luftangriffe stark zerstört und viele Menschen getötet. Die Bomben vernichteten auch den größten Teil des Universitätsgebäudes am Augustusplatz.

Im Mai 1945 war dann der Krieg zu Ende. Einige Zeit danach begann ich mit meinen 19 Jahren die Berufsausbildung als Neulehrerin. Ich hatte das Glück, dass die Dozenten, die die Nazis wegen ihrer Zugehörigkeit zu den Parteien SPD bzw. KPD aus dem Dienst warfen, wieder als Dozenten oder Professoren  eingesetzt wurden.

Sie erhielten in den zwanziger Jahren eine gute wissenschaftliche Ausbildung, die uns werdenden Lehrern zugute kam. So hörte ich Vorlesungen von Ernst Bloch (1885 – 1977), Hans Mayer (1907 – 2001) und von anderen Gelehrten im Hörsaal 40.

Dieser Hörsaal erlangte historische Bedeutung. Wie mir in Erinnerung ist, gab es in der sehr zerbombten Universität damals nur noch den Hörsaal 40, in dem Vorlesungen möglich waren. In diesem fanden etwa 300 Zuhörer, auf mit viel Mühe reparierten Holzbänken, Platz. Wollte man zum Hörsaal 40 gelangen, musste man durch die Trümmer des Universitätsgebäudes gehen, in denen Gänge freigeschaufelt worden waren.

Unvergessen ist für mich die Teilnahme an Vorlesungen von Dr. Jahn, Professor für Kunstgeschichte. Durch ihn lernte ich die Werke der berühmten Kunstschaffenden Michelangelo (1475 – 1564), Leonardo da Vinci (1452 – 1510) und Santi Raffael (1483 – 1570) in Wort und Bild so richtig kennen. Die “Schaffung Adams“ – ebenfalls vorgestellt in der Vorlesung - und die „Sixtinische Madonna“, gesehen im Bildermuseum Dresden, begleiten mich bis heute in meinem 82. Lebensjahr.

Was will ich mehr? Das waren Höhepunkte in meiner Ausbildung als Lehrer für Deutsch und Literatur. Der Krieg und die Nachkriegszeit waren schlimm. Fast 40 Jahre war ich dann Lehrer und unterrichtete deutsche und ausländische Jugendliche. Ich bin dankbar für ein ausgefülltes Leben.




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