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Das studentische Leben im 15. Jahrhundert

Die Studenten lebten gemeinschaftlich entweder in den Kollegien - deren Platzangebot jedoch begrenzt war - oder in den Bursen. Alle vier Leipziger Universitätsnationen hatten eigene Bursen. Das Leben in den Bursen bedeutete nicht nur gemeinschaftliches Wohnen, sondern auch Unterwerfung unter eine strenge Hausordnung, die Mahl- und Schlafzeiten ebenso vorschrieb wie die Kleidung. Die Aufsicht führte ein rector bursae, der meist ein Magister war und auch das Lernen der Studenten überwachte.
Mit dem Anwachsen der Studentenzahl in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gestattete der Rektor auch privates Wohnen außerhalb der Burse. Der Betreffende hatte sich allerdings einen Magister zu wählen, der für einen ordentlichen Lebenswandel seines Schützlings bürgte. Diese Vergünstigungen waren natürlich nur mit einen genügend großen Geldbeutel zu haben. Die Zahl der privat wohnenden Studenten nahm trotzdem immer mehr zu, da der Bursenzwang die Bewegungsfreiheit bedeutend einschränkte.
 
Schusterfehde
  "Wahre Abbildung des akademischen Lebens"

Das Leben der Studenten war nicht nur durch die strengen Ordnungen geprägt. Es kam häufig zu Auseinandersetzungen, Tumulten, Schlägereien und auch zu bewaffneten Zusammenstößen mit der übrigen Bevölkerung der Stadt. Das verdeutlicht auch der Stich aus dem 16. Jahrhundert, in welchem das Titelblatt der Schrift "Wahre Abbildung des akademischen Lebens"dargestellt ist.
Unstimmigkeiten gab es auch durch die geteilte Gerichtsbarkeit, denn Angehörige der Universität unterstanden dem akademischen Gericht der obersten Richterschaft des Kanzlers, die auf den Privilegien der Universität beruhte.
Rat der Stadt und Universität unternahmen große Anstrengungen, um die Auseinandersetzungen einzudämmen. 1469 einigten sie sich darauf, daß sich kein relegierter und exkludierter Student mehr im Weichbild der Stadt aufhalten dürfte. Trotzdem wuchs zwei Jahre später ein grober Scherz der Schustergesellen an einigen wegen ihrer Kneiptouren bekannten Studenten zur "Schusterfehde" aus. Es wurden die drei Universitätsdörfer Gottscheina, Hohenheida und Merkwitz - nordöstlich von Leipzig gelegen - geplündert. Die Schusterknechte schlugen ein Lager außerhalb der Stadt auf, zu dem auch Raubritter stießen. Schließlich mußte die Landesherrschaft eingreifen und die Fehde beenden. Das Ereignis ist ein Beleg für die latenten Gegensätze zwischen Teilen der Stadtbevölkerung und den Universitätsangehörigen.

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