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Die Herausbildung des heliozentrischen Weltbildes
unter Mitwirkung Leipziger Gelehrter

In der Mitte des 16.Jahrhunderts waren an Leipzigs Universität Professoren und Studenten tätig, deren Wirken zur Untermauerung und Verbreitung der Erkenntnisse der großen Astronomen Nikolaus Kopernikus und Johannes Kepler beitrugen, wenn auch meist nach ihrer Leipziger Zeit.

Joachim Rheticus aus Feldkirch in Vorarlberg - Professor für Mathematik an der Universität in Wittenberg - war begeisterter Anhänger der kopernikanischen Lehre. Durch die Veröffentlichung seines "ersten Berichtes" (Narratio prima) zu Kopernikus wurde dessen Lehre erst richtig bekannt. Er reiste 1539 nach Ostpreußen, um Kopernikus zum Druck seines Hauptwerkes "De Revolutionibus Orbium Coelestium" zu überreden, welches dann 1543 erschien. 1542 gelang es, für kurze Zeit Rheticus als Professor für Mathematik an die Universität nach Leipzig zu binden. Über sein Wirken in Leipzig ist wenig bekannt.
Ihm folgte 1548 Johannes Hommel als Mathematik-Professor, der jedoch die Erkenntnisse von Kopernikus ablehnte. Seine Verdienste liegen in der Verbreitung von Sonnenuhren und in der Schaffung der Anfänge einer Kartographie Sachsens. Er wurde später der Kartograph des Kurfürsten August.

Brahe
 
Tycho Brahe  
Von der Wahrheit des heliozentrischen Weltsystems ebenfalls nicht überzeugt war der dänische Astronom Tycho Brahe. Er studierte seit 1562 bei Hommel in Leipzig. Eigentlich zum Studium der Jurisprudenz von seiner Familie nach Leipzig geschickt, verwandte Brahe den größten Teil seines Geldes für den Kauf astronomischer Bücher und Instrumente. Ausgerüstet mit Globus und Kompass - ein Teleskop gab es damals noch nicht - führte er am 17. und 24. August 1563 während der Konjunktion von Saturn und Jupiter Beobachtungen am nächtlichen Himmel über Leipzig durch. Hier stellte er fest, dass die Berechnungen sowohl nach dem ptolomäischen als auch nach dem kopernikanischen System den wahren Ort der Planeten nur ungenau wiedergaben. Diese Leipziger Beobachtungen gaben Brahe den Anstoß zur Verbesserung der Genauigkeit der astronomischen Daten. 1565 bei Ausbruch des Krieges zwischen Dänemark und Schweden endete Brahes Leipziger Zeit.
1576 bewilligte ihm der dänische König die Mittel für den Bau und den Betrieb einer Sternwarte auf der Sundinsel Hven. Hier führte er fast 20 Jahre lang Messungen und Beobachtungen durch, deren Genauigkeit die aller damaligen Untersuchungen übertraf. Dennoch blieb er in seinen Schlußfolgerungen weit hinter Kopernikus zurück. Er versuchte, die Sonderstellung der Erde zu retten, indem er zwar die anderen Planeten um die Sonne kreisen lies, jedoch die Erde als feststehend mit den Trabanten Sonne und Mond darstellte.
1597 ging er nach Prag an den Hof des Kaisers. Hier stellte er einen begabten Mathematiker als Gehilfen ein - sein Name: Johannes Kepler. Die Zusammenarbeit war spannungsgeladen, denn Kepler war ein Anhänger der Lehre von Kopernikus. Nach dem Tod Brahes (1601) wertete dieser dessen begehrte Beobachtungsprotokolle aus und fand nach langwierigen Berechnungen heraus, dass die Planeten keine Kreise, sondern Ellipsen ziehen, und zwar umso schneller, je näher sie der Sonne kommen.

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