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Wendel Hipler - ein Realpolitiker der frühen Neuzeit

1482 ist in der Matrikel der Leipziger Universität ein "Wendel Hippeler aus Bartenstein" vermerkt.
Hipler wurde wohl um 1465 in Neuenstein (Württemberg) als Sohn einer Bürgerfamilie, deren Vater in Diensten des Grafen von Hohenlohe stand, geboren. In der sächsischen Messestadt erweiterte er seine humanistische Bildung und erlangte Kenntnisse im römischen Recht. Anschließend trat der Jurist wie sein Vater in die Dienste des Grafen und rückte später zum Kanzler und Vertrauten auf. Götz von Berlichingen urteilte über ihn:
Wendel Hipler, ein feiner geschickhter Mann unn Schreiber, alß mann ungeuerlich einen im Rath finden sollt, war auch ettwan ein hoelowischer Cantzler gewest.
Der Kanzler wirkte recht selbständig für Hohenlohe, heiratete in erster und zweiter Ehe reiche Bürgertöchter und mehrte seinen eigenen Besitz merklich. Für sein Gut in Fischbach, seine Glashütte und Schankwirtschaft erwirkte er einen kaiserlichen Schutzbrief. Diese Verselbständigung mißfiel den Grafen und es kam zum Bruch.
In der Folge trat er in kurpfälzische Dienste ein, übernahm Aufträge des ritterschaftlichen Adels und suchte Kontakt zu anderen Unzufriedenen. Als 1525 der Bauernkrieg ausbrach, wurde Hipler zum gemäßigten Führer des Neckertal-Odenwalder Bauernhaufens, der die Gewalt um der Gewalt willen prinzipiell ablehnte. Zusammen mit Berlichingen verfasste er die "Amorbacher Erklärung", die die Bündnismöglichkeiten der Bauern, als deren Kanzler und Feldschreiber er fungierte, erweiterte. Sein Reformprogramm, das sich in der "Heilbronner Tagesordnung" niederschlug, beinhaltete bereits Gedanken einer Volksvertretung und die Notwendigkeit einer Opposition. Es gibt wohl in der Tat kein anderes Schriftstück der Bauernbewegung, das so komplex und differenziert erreichbare Ziele anvisiert, als Hiplers "Tagesordnung".
Doch sein mäßigender Realitätssinn bewahrte ihn nach der Niederlagschlagung des Bauernaufstandes nicht vor der Gefangenschaft, in deren Verlauf er im September 1526 in Heidelberg verstarb.

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