Logo
Der Pietismus in Sachsen

 
Spener
  Philipp Jakob Spener
Der Pietismus war die größte Erneuerungsbewegung, die es in der evangelischen Kirche nach der Reformation gegeben hat. Seine Wurzeln liegen im 17. und 18. Jahrhundert. Er ist vor allem mit Namen wie Philipp Jakob Spener, August Hermann Francke und Nikolaus Reichsgraf von Zinzendorf verknüpft.
Ph. J. Spener übte zwanzig Jahre lang das Amt des leitenden Geistlichen in Frankfurt am Main aus. Er geriet dabei zunehmend in Gegensatz zur vorherrschenden Kirchlichkeit. 1675 veröffentlichte er seine Schrift "Pia Desideria", in der er Kritik an der evangelischen Kirche übte und gleichzeitig einen Weg zur Erneuerung der Kirche von innen heraus aufwies. Die "Pia Desideria" hat den Untertitel "Pia Desideria oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche samt einigen darin einfältig abzweckenden christlichen Vorschlägen". Sie war richtungsweisend für den Pietismus.


Pia Desideria
 
Pia Desideria  
Der Pietismus verstand den Glauben als persönliches Verhältnis zu Jesus Christus. Er trat für das Persönliche gegen das Anstaltsmäßige, für die Freiwilligkeit gegen den Zwang, für die Aktualität gegen die Tradition, für das Recht des Laien gegenüber dem Theologen und für die Bekenntniskirche gegen die mit Autorität wirkende Staatskirche ein. Typisch für den Pietismus waren Gebetsgemeinschaften. Spener propagierte einen lebendigen Glauben und Begegnung mit Gott. Dies setzte er praktisch um und versammelte interessierte Laien zu Hausversammlungen, in denen man die Bibel las und über die Sonntagspredigt sprach. Die Leute kamen in Strömen zu seinen Kreisen, und er war auch als Pastor ein gefragter Mann. Gute Taten, Verzicht auf Luxus und weltliches Vergnügen wie Tanz, Spiel und Theater gehörten zu einer pietistischen Lebensweise.


Zinzendorf
 
Nikolaus Reichsgraf von Zinzendorf  
1686 erreichte Spener der Ruf nach Dresden. Bis 1691 hatte er das wichtigste Amt im deutschen Luthertum, die Stelle des sächsischen Oberhofpredigers, inne. Er führte den Katechismusunterricht ein und versuchte, das geistliche Amt mit der Seelsorge zu verbinden. Von allen, auch den Fürsten, forderte er Sittenreinheit und praktische Frömmigkeit. Er geriet damit in Meinungsverschiedenheiten mit seinem Landsfürsten, Kurfürst Johann Georg III., fiel in Ungnade und nahm 1691 die Stelle als Probst an der Nikolaikirche in Berlin an. Hier setzte er sich intensiv für die Ausbreitung des Pietismus ein. Als die Universität von Halle gegründet wurde, sorgte er dafür, daß sie vom pietistischen Geist erfüllt war.
Nach Speners Weggang aus Sachsen wurden auch weitere Anhänger der pietistischen Auffassung, z.B. Christian Thomasius und August Hermann Francke, durch führende Kreise des orthodoxen Luthertums aus dem Land gedrängt. Die allmähliche Verbreitung ihrer Ideen war damit aber nicht zu verhindern, wie auch nicht die Gründung der Herrnhuter Brüdergemeine durch den Pietisten Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf, der eine weltweite missionarische Tätigkeit entfaltete.

 Zur Zeittafel      Seitenanfang      Diese Seite drucken