Logo
Gottfried Wilhelm Leibniz

Die Wurzeln des Philosophen der Frühaufklärung und späteren Universalgelehrten liegen in Leipzig. Das gesamte Lebenswerk des wohl unbestritten zu den größten deutschen Denkern gehörenden Mannes hier zu beleuchten, würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Er soll deshalb auf die Episoden seines Lebens beschränkt bleiben, die in Verbindung mit seiner Vaterstadt stehen.

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde als Sohn des Rechtsanwaltes und Universitätsprofessors Friedrich Leibnüz und dessen Ehefrau Katharina geb. Schmuck - Tochter eines angesehenen Rechtswissenschaftlers - am 1. Juli 1646 (21. Juni nach dem noch bis 1700 in Sachsen geltenden Julianischen Kalender) in der Universitätsstadt geboren. Seine Eltern, früh verstorben (1652 bzw. 1664), konnten den Wissensdurst des intelligenten Kindes vor allem durch die vorhandene Bibliothek stillen.

"Kaum war sein Geist fähig, etwas zu fassen, als er sich schon eifrigst bemühete, denselben durch allerhand Sachen zu bereichern. Kaum war er so weit gekommen, dass er ein Buch in etwa verstehen konnte, als man ihn schon mitten unter den Büchern, die ihm sein Vater in ziemlicher Anzahl hinterlassen hatte, fast vergraben antraf. Er las, ja er las sie alle, ohne einen Unterschied zu machen, wovon sie handelten. Ein großer Geist lässt sich nicht einschränken, noch an etwas gewisses binden." 1

Schon als Achtjähriger erlernte er ohne fremde Anleitung, nur mit Hilfe der illustrierten Bücher, die lateinische Sprache. Auch Griechisch brachte er sich im frühen Alter selbst bei, so dass er beide Sprachen wenige Jahre später hervorragend beherrschte.

Nach dem Besuch der Nikolaischule 1653 - 1661 wird bereits mit 14 Jahren der seinen Altersgenossen geistig weit überlegene Knabe an der Artistenfakultät der hiesigen Universität immatrikuliert. Er studierte Philosophie und Rechtswissenschaft (ein Semester auch in Jena), beschäftigte sich aber auch intensiv mit Mathematik, Logik und Physik. Er wird beeinflusst von seinem Lehrer, dem Philosophen Jacob Thomasius und erwirbt bei ihm 1663 mit der Dissertation "De principio individui" den untersten akademischen Grad eines Bakkalaureus. Ein Jahr später wird ihm als 18-Jähriger von der Universität Leipzig der Grad eines Magisters der Philosophie und kurz darauf die Lehrberechtigung mit der Dissertation "Specimen difficultatis in jure" (schwierige Rechtsfragen) verliehen. 1666, im Alter von 20 Jahren, wollte er an der Juristenfakultät die Disputation zur Erlangung des Lizentiatengrades als Vorstufe zum Doktorat halten, was ihm jedoch verwehrt wurde. Die Gründe dafür sind bis heute umstritten. Einerseits wird in einer frühen Biographie von J. F. Lamprecht (Berlin 1740) dargestellt - gleichzeitig aber auch wieder angezweifelt, dass die Ehefrau des Dekans der Juristenfakultät der Grund für die Nichtzulassung des jungen Leibniz gewesen sein könnte. Glaubhafter erscheint die Version, nach der die Nichtzulassung wegen seiner Jugend und der von ihm vertretenen neuen Anschauungen erfolgte. Die verkrusteten Strukturen der Leipziger Universität ließen wohl eine positive Entscheidung nicht zu. Jedenfalls verließ der junge Leibniz daraufhin seine Vaterstadt für immer und erwarb sein Doktorat der Rechte an der Universität Altdorf bei Nürnberg.

 
Leibniz jung
  Der junge Leibniz
Eine Eigenheit nahm Leibniz wohl mit aus der Stadt seiner Kindheit und Jugend. Den sächsischen Akzent konnte er Zeit seines Lebens nicht leugnen, so dass seine Herkunft ständig präsent war.

Leibniz ist in den folgenden Jahren nur noch selten und dann immer nur für wenige Tage zu Besuch in Leipzig gewesen. Dabei fand er im Kreis der hiesigen Intellektuellen durchaus erhebliche Aufmerksamkeit und Anerkennung als "Princeps Philosophorum", als Meister aller Wissenschaften.

Wesentlich intensiver waren seine Verbindungen per Korrespondenz. Im Verwandtenkreis war es anfangs sein Stiefbruder Johann Friedrich, der als Lehrer in der Thomasschule wirkte, mit dem er im Briefwechsel stand. Diese Verbindung übertrug sich nach dessen Tod auf seinen Neffen Friedrich Simon Löffler, Pfarrer in Probstheida, der bis wenige Wochen vor Leibniz' Tod über die verschiedensten Ereignisse in Leipzig informierte, u.a. auch über die Feierlichkeiten zum 300. Gründungstag der Universität. Löffler wurde auch Universalerbe seines Onkels, was ihm aber wenig Reichtum bescherte.


G. W. Leibniz
 
Gottfried Wilhelm Leibniz um 1700  
Die nachhaltigste Verbindung war die zu Otto Mencke, dem Herausgeber der ersten wissenschaftlichen Zeitschrift in Deutschland, der berühmten "Acta Eruditorum". Leibniz hat die Konzeption der Zeitschrift beeinflusst und war einer ihrer produktivsten Mitarbeiter. 101 Beiträge von Leibniz sind nachgewiesen, von denen nicht wenige seinen Ruhm zu Lebzeiten begründeten. Mit dem Tod von Otto Mencke 1707 ging die Mitarbeit an der Zeitschrift stark zurück - die Korrespondenz mit dessen Sohn Johann Burkhard Mencke war eher lose. Auch zu weiteren in Leipzig herausgegebenen wissenschaftlichen Zeitschriften war das Urteil des berühmten Gelehrten gefragt, was die große Anerkennung unter den Intellektuellen der Stadt in seinen letzten Lebensjahren unterstreicht.

Die damalige Abkehr des genialsten Studenten der Universität und eines der größten Söhne ist für die Stadt Leipzig wohl für immer ein Problem geblieben. Mit der Würdigung von Leibniz tat man sich über die Jahrhunderte schwer. So ist im ehemaligen Hauptort des deutschen Buchdrucks und Buchhandels nicht eine der großen Leibniz-Editionen erschienen. Öffentliche Ehrungen sind nur spät und schleppend in Gang gekommen. Im 18. Jahrhundert ist es vor allem Johann Christoph Gottsched als Anhänger der Leibniz-Wolff`schen Philosophie, der zumindest das Gedankengut und die Verdienste des großen Gelehrten in Leipzig aufrecht erhält. So ist er auch Initiator von Festakten zum 100. Geburtstag und hält Lob- und Gedächtnisreden, u.a. am 10. Mai 1746 ein selbstverfasstes Gedicht in der Universitätsbibliothek.

 
Leiniz-Denkmal
  Leibniz-Denkmal vor dem Bornerianum
 
Hierin fordert er die Stadt Leipzig zur Errichtung eines Denkmals auf, nachdem bereits Graf Manteuffel einen diesbezüglichen Versuch unternommen hatte. Aus unbekannten Gründen kam es jedoch nicht zur Ausführung, wie auch der 1775 nochmals ernsthaft betriebene Versuch des Philosophen und Mediziners Ernst Platner. Erst anlässlich des 200. Geburtstages von Leibniz beauftragt die Universität den Bildhauer Hermann Knaur, eine große Marmorbüste zu schaffen, die bis 1968 im Augusteum aufgestellt war.
Zu einer Würdigung im öffentlichen Raum der Stadt kam es erst 1883, als ein von Ernst Julius Hähnel geschaffenes Leibniz-Denkmal an der Thomaskirche aufgestellt wurde. Mit der Umgestaltung des Paulinums fand es 1896/97 seinen Standort vor dem Bornerianum. Nach dem 2. Weltkrieg und der Fertigstellung der Neubauten in den 70er Jahren stand es viele Jahre an der Universitätsstraße zwischen Hörsaalgebäude und Moritzbastei. Nach Fertigstellung des neuen Campus Augustusplatz im Jahre 2009 wird es im Innenhof an herausgehobener Stelle aufgestellt.

Quellen:
Döring, D.: Der junge Leibniz in Leipzig; Ausstellung zum 350. Geburtstag von Gottfried Wilhelm Leibniz im Leipziger Alten Rathaus,
Berlin 1996
http://de.wikipedia.org/wiki/Leibniz
Kurzbiografie http://www.leibniz-igb.de/leibniz.htm

1 aus "Lobrede auf den Herrn von Leibnitz", gehalten von J.G.I. Breitkopf anlässlich einer vormittägigen Rednergesellschaft des
   Herrn Profess. Gottsched

 Zur Zeittafel      Seitenanfang      Diese Seite drucken