Der Stern Napoleons sank nach der Katastrophe in Russland 1812. Es begann die Abkehr der "Verbündeten". Im Waffenstillstand von Tauroggen 1812 wurde der Kampf Preußen gegen Russland beendet. Schweden, Österreich und England schlossen sich diesem Waffenstillstand an. In vielen deutschen Orten gärte es in der Bevölkerung und in der Studentenschaft. Der Unmut über die französische Besatzung wurde so laut, dass am 14. Juli 1813 Napoleon persönlich einer Deputation der Universität Leipzig seinen Unwillen über die Haltung der Studentenschaft ausspricht. Prof. Wilhelm Traugott Krug ruft die Studenten zum Kampf gegen Frankreich auf. 1 Viele Freiwillige meldeten sich zum Kampf gegen Napoleon. Die Farben des Lützowschen Freikorps - schwarze Uniform, roter Kragen, goldene Knöpfe - wurden später die deutschen Nationalfarben.
Sachsen war zu diesem Zeitpunkt noch Verbündeter Frankreichs. Auf dem Rückzug von Napoleon konzentrierten die Verbündeten Russland und Preußen ihren Hauptstoß auf das Königreich Sachsen, um Sachsen und auch das Kaiserreich Österreich auf ihre Seite zu ziehen. Im Frühjahrsfeldzug 1813 siegte Napoleon in den Schlachten bei Großgörschen und Bautzen über die Verbündeten. Im Mai 1813 siegte er ebenfalls in der Schlacht bei Reichenbach in der Oberlausitz. Das Blatt wendete sich aber allmählich. Eine umfassende Heeresreform der Preußen und der Freiheitsgedanke der Bevölkerung machten sich bemerkbar. Die Verbündeten konzentrierten in der zweiten Jahreshälfte 1813 in der Region um Leipzig drei Armeen: die Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinz Karl-Johan von Schweden (der ehemalige französische Marschall Bernadotte), im Osten die Schlesische Armee unter dem preußischen Marschall Blücher und im Süden die Hauptarmee unter dem österreichischen Feldmarschall Fürst zu Schwarzenberg. Napoleon schwebte vor, die drei Armeen der Verbündeten einzeln zu schlagen. Blücher gelang es aber, geschickt einer Vernichtungsschlacht auszuweichen. Im "Herbstfeldzug" 1813 gelang es der Nordarmee bei Großbeeren, die französische Armee auf ihrem Vorstoß nach Berlin zu schlagen. Blücher siegte in der Schlacht an der Katzbach. Napoleon siegte dagegen in der Schlacht bei Dresden gegen die Hauptarmee. Die Verbündeten spürten in weiteren Schlachten allmählich ihre aufkommende Stärke. Der Ring um Napoleon wurde immer enger. Die Nordarmee und die Schlesische Armee vereinigten sich und die Verbündeten drängten Napoleon von Norden und Süden in Richtung Leipzig zur Entscheidungsschlacht.
Am Vorabend des 14. Oktober 1813 standen ca. 200.000 Verbündete ca. 200.000 Franzosen und Soldaten des Rheinbundes gegenüber. Im weiteren Verlauf der Schlacht standen ca. 350.000 Verbündete den 200.000 Franzosen und Soldaten des Rheinbundes gegenüber.
Andauernde Regenfälle hatten Straßen und Gelände in äußerst schlechten Zustand versetzt. Das Gelände westlich von Leipzig bei Lindenau war Überschwemmungsgebiet und konnte nur über eine Brücke über die Elster passiert werden. Die Hauptarmee der Verbündeten im Süden kannte die Stellungen der französischen Hauptarmee nicht genau und befahl deshalb eine Aufklärungsoperation. Die Soldaten der Verbündeten stießen beim südöstlich von Leipzig gelegenen Ort Liebertwolkwitz auf den Feind. Aus einem anfänglichen Geplänkel entwickelte sich die größte Reiterschlacht der damaligen Zeit, die unentschieden endete. Napoleon und die Verbündeten konzentrierten am 15. Oktober ihre Truppen in den Vororten Leipzigs. Am 16. Oktober begannen nach einigen Vorgefechten die Schlachten bei Wachau im Süden und bei Möckern im Norden. Napoleon konnte nach einem fünfstündigen Geschützkampf gegen die heftigen Angriffe der Hauptarmee im Süden die Oberhand gewinnen. Er ließ in Leipzig schon die Siegesglocken läuten. Um die Hauptarmee aber zu zerschlagen, benötigte er dringend Verstärkung aus dem Norden. Dort gelang es aber Blücher, die Schlacht bei Möckern für sich zu entscheiden. Am 17. Oktober ruhten die Kämpfe. Die Verbündeten erhielten weitere Verstärkungen und befanden sich jetzt in der Übermacht. Am 18. Oktober rückte Napoleon mit seinen Truppen noch dichter an Leipzig heran und begann mit der Sicherung seines Rückzuges im Westen bei Lindenau. Nachdem ein Bündnisangebot Napoleons an Österreich abgelehnt worden war, begannen die Verbündeten mit heftigen Angriffen im Südosten bei Probstheida und Schönefeld. Es begann wieder ein erbittertes Ringen um jede einzelne Ortschaft, die häufig zu kleinen Festungen ausgebaut waren. Sächsische und württembergische Truppenverbände wechselten auf die Seite der Verbündeten. Ein Dorf nach dem anderen ging Napoleon verloren. Die Verbündeten gewannen langsam die Oberhand. Um Schönefeld wütete bis in die Nacht ein Kampf mit beispielloser Heftigkeit. Nach Einbruch der Dunkelheit befahl Napoleon den Rückzug durch Leipzig über Lindenau in Richtung Saale, unbemerkt von den Verbündeten. Die Truppen des Rheinbundes mussten den Rückzug decken. Am 19. Oktober griffen die Verbündeten Leipzig an, drangen in die Stadt ein und verfolgten den Feind. Am Grimmaischen Tor wurden die französischen Stellungen in der Stadt durch das 1. Ostpreußische Landwehrbataillon unter Major Karl Friedrich Friccius gestürmt.
Kampf vor dem Grimmaischen Tor (Gemälde von Wilhelm Straßberger, Stadtgeschichtliches Museum)
Der sächsische König wurde gefangen genommen. Napoleon konnte sich mit ca. 60.000 Soldaten nach Frankreich zurückziehen, weil die Verbündeten ihn nicht hartnäckig verfolgten. Der Rheinbund löste sich bis Ende 1813 auf. Die Verbündeten zogen siegreich in Paris ein. Napoleon wurde auf die Insel Elba verbannt. 1815 wurde auf dem Wiener Kongress Europa durch die Sieger neu geordnet. Dabei wurde das politische System vor der Französischen Revolution wieder hergestellt. Sachsen verlor rund 58 Prozent seines Staatsgebietes und etwa 42 Prozent seiner Einwohner, hauptsächlich an Preußen.
1 Bruchmüller, W.: Kleine Chronik der Universität Leipzig von 1409 - 1914, Leipzig 1914; S. 18