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Novalis (Friedrich Freiherr von Hardenberg)
(1772-1801)

 
  Novalis
Novalis wurde am 2. Mai 1772 als Sohn des Groß- grundbesitzers und späteren Salinendirektors der Salinen Dürrenberg, Kösen und Artern Heinrich Ulrich Erasmus von Hardenberg im mannsfeldischen Oberwiederstedt (Harz) geboren. Er genoß eine strenge Erziehung in herrnhutisch-pietistischer Frömmigkeit. Der Vater hielt auf solide Bildung und Ausprägung einer steten Liebe zum Tätigsein.
Schon früh begeisterte er sich für alles Schöngeistige, insbesondere die Dichtung, wovon seine vielen Jugendgedichte Zeugnis ablegen.

Novalis' Leben war eine Synthese von bürgerlicher Berufspraxis, Wissenschaft und Dichtung. Er war der herausragende Lyriker der Frühromantik, wandte sich aus mystisch - irrationaler Grundhaltung in bewußtem Gegensatz zum Realismus der deutschen Klassik einer magischen Traumwelt zu.
Er leistete aber auch einen großen Beitrag für den sächsischen Bergbau. Sein Anteil an der Erschließung neuer Kohle- und Salzvorkommen sowie an der Erfindung und Nutzung neuer Produktionsverfahren zählt heute noch zu den von der Bergakademie Freiberg geschätzten historischen Errungenschaften der Montanwissenschaft.
Seine intensiven wissenschaftlichen Studien führten zu der Idee, alle Wissenschaftsgebiete miteinander zu vereinigen, um das Universum als Ganzes zu begreifen und ein natürlich - harmonisches Verhältnis zu ihm zu haben.

Im Herbst 1790 begann er in Jena auf väterlichen Wunsch ein Jurastudium. Ihn interessierten aber mehr Philosophie, Geschichte und Literatur. In Jena hörte er u.a. Vorlesungen bei dem Kantianer Karl Leonhard Reinhold, der ihn mit den Gedanken Johann Gottlieb Fichtes vertraut machte, und Geschichte bei Friedrich Schiller. Er machte die persönliche Bekanntschaft beider.
Im Oktober 1791 ging er an die Leipziger Universität, um Jura, Mathematik und Philosophie zu studieren. Hier lernte er Friedrich Schlegel kennen. Bereits im Mai 1793 ging er nach Wittenberg, wo er 1794 sein juristisches Examen ablegte.
Er absolvierte ein Probejahr bei den sächsischen Salinen in Tennstedt, wo er Erfahrungen in der Bergbaupraxis sammelte. Hier lernte er im November 1794 die erst 13-jährige Sophie von Kühn kennen, mit der er sich im März 1795 heimlich verlobte.
1796 wurde er Akzessist in Weißenfels. Ihm blieb nicht viel Zeit, um seine inzwischen schwer erkrankte Braut zu besuchen, die im Frühjahr 1797 starb. Ihr früher Tod erschütterte ihn tief. Er hatte eine entscheidende Wendung seines Geistes zur Folge. Sein Hang zur Mystik, der sich in seinen Werken niederschlägt, wurde noch verstärkt. Dem Gedächtnis der Braut galt nun alles Sinnen, und er wünschte ihr nachzusterben.

Von 1797 bis 1799 studierte Novalis an der Bergakademie Freiberg Bergwerkskunde, Chemie und Mathematik, um die zur Ausübung seines Berufes notwendigen naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu erwerben.
In dieser Zeit entfaltete er eine reiche literarische Tätigkeit. 1798 erschienen im ersten Heft der von den Brüdern Friedrich und August Wilhelm von Schlegel herausgegebenen Zeitschrift "Athenaeum" unter dem Titel "Blüthenstaub" 114 Fragmente von ihm. Eine enge Freundschaft verband ihn auch mit Ludwig Tieck.
Mit Friedrich von Schlegel zusammen entwickelte er die Theorie der "Universalpoesie", die alle Wissenschaften und Künste zu verbinden suchte.
Novalis' bekanntester Lyrikzyklus sind die"Hymnen an die Nacht" (1800), sechs religiöse Gedichte mit stark mystischem Gehalt, in denen er Sophie zur ewigen Weisheit Sophia erhöht und seine Sehnsucht nach einer vollkommenen Daseinsform gestaltet.
Im Romanfragment "Heinrich von Ofterdingen" (1. Teil 1800 abgeschlossen) behandelt er das Wesen der durch die "Blaue Blume" symbolisierten romantischen Poesie, sich dabei ins Übersinnliche verlierend. Im Gegensatz zum klassischen Bildungsroman erscheint nicht die Entwicklung des Menschen als höchstes Ziel, sondern das Sichverlieren in Sehnsucht, Trauer und Tod.
Mit dem Aufsatz "Die Christenheit oder Europa" (1799-1800) trat er als politischer Dichter hervor. Er strebte danach, die Einheit Europas im Sinne der mittelalterlichen Christenheit zu restaurieren und politische Wirklichkeit in religiöse Sehnsucht zu wenden. Auch die 1799 entstandenen Geistlichen Lieder (1801 posthum herausgegeben) preisen die mystische Vereinigung des Menschen mit Gott.

Im Dezember 1799 wurde er in Weißenfels als Salinenassessor angestellt und im Dezember 1800 zum Amtshauptmann für Thüringen ernannt. Wegen einer schweren Erkrankung konnte er die Stelle nicht mehr antreten. Er starb am 25. März 1801 in Weißenfels.

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