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Jean Paul


 
Jean Paul  
Johann Paul (eigentlich Johann Paul Friedrich Richter) wurde am 21. März 1763 in Wunsiedel (Fichtelgebirge) geboren. Er besuchte ab 1779 das Gymnasium in Hof.
1781 begann er Theologie an der Universität Leipzig zu studieren, jedoch nur sehr lustlos. Er gab sein Studium auf und versuchte sich als Schriftsteller. Er schrieb nach literarischen Experimenten vor allem Satiren. Nach ersten Publikationen blieben jedoch weitere Erfolge aus. 1784 musste er vor seinen Gläubigern fliehen und kehrte nach Hof zu seiner Mutter zurück. Neben der drückenden Armut dieser Jahre belasteten ihn auch der Tod eines Freundes und der Selbstmord seines Bruders Heinrich.
Erst als Jean Paul ab 1787 ein Auskommen als Privatlehrer fand, linderte sich seine Notlage allmählich. Von 1790 bid 1794 arbeitete er als Lehrer an der von ihm gegründeten Elementarschule in Schwarzenbach, bis ihn der Erfolg seiner Bücher finanziell unabhängig machte. Die Reihe seiner schriftstellerischen Erfolge begann 1793 mit dem Roman "Die unsichtbare Loge". Jean Paul hatte dem Schriftsteller Karl Philipp Moritz das Manuskript geschickt, und dieser zeigte sich begeistert: "Ach nein, das ist noch über Goethe, das ist was ganz Neues!", soll der gesagt haben. Durch seine Vermittlung fand das Buch rasch einen Verlag in Berlin. In "Die unsichtbare Loge" verwendete Jean Paul, der seine Arbeiten zuvor unter dem Pseudonym J.P.F. Hasus geschrieben hatte, aus Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau erstmals den Namen Jean Paul.
Doch "Die unsichtbare Loge" blieb ein Fragment, denn Jean Paul widmete sich mit dem "Hesperus" einem neuen Roman, der 1795 erschien. Das Buch, das zum größten literarischen Erfolg seit Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" wurde, machte Jean Paul schlagartig berühmt. Herder und Wieland äußerten sich enthusiastisch über den "Hesperus". Goethe und Schiller fanden dagegen an dem Roman keinen Gefallen. Auf Einladung einer Verehrerin besuchte Jean Paul 1796 Weimar. Im literarischen Zentrum seiner Zeit wurde er respektvoll aufgenommen, doch blieb sein Verhältnis zu Goethe und Schiller eher kühl und distanziert. Zwei Jahre später wurde Jean Paul selbst zum "Weimaraner".
Inzwischen hatte er eine stattliche Anzahl literarischer Werke vorzuweisen: "Siebenkäs" (1796/97), "Das Leben des Quintus Fixlein" (1796), "Der Jubelsenior" (1797), "Das Kampaner Tal" (1797).
Seine Berlin-Reise stellte den Höhepunkt seines literarischen Ruhmes dar: Selbst die preußische Königin Luise bekannte sich ihm als begeisterte Leserin seiner Werke. Dies brachte ihn dazu, im Oktober 1800 ganz nach Berlin zu ziehen, wo er sich u.a. mit den Brüdern Schlegel, Tieck, Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte anfreundete.
1804 übersiedelte er nach Bayreuth, nachdem er kurze Zeit in Meiningen und Coburg gewohnt hatte. In Bayreuth führte er fortan ein zurückgezogenes Leben, unterbrochen nur von einigen Reisen, z.B. nach Bamberg, wo er E.T.A. Hoffmann besuchte, oder nach Heidelberg, wo ihm 1817 auf Vorschlag Hegels der Ehrendoktortitel verliehen wurde. Seine politischen Stellungnahmen fanden besonders bei patriotisch gesinnten Studenten lebhaften Widerhall. Er wurde zu einer Leitfigur der deutschen Burschenschaften. Bei Besuchen in Heidelberg 1817 und Stuttgart 1819 wurde er gar zum "Lieblingsdichter der Deutschen" erhoben.

1823 erkrankte Jean Paul am Grauen Star und erblindete allmählich. Er starb am 14. November 1825 im Alter von 62 Jahren in Bayreuth. Bald nach seinem Tod wurde er vergessen. Sein Werk und dessen Bedeutung wurden erst durch Stefan George wiederentdeckt. Jean Paul nimmt in der deutschen Literatur eine Sonderstellung ein und hat das Lesepublikum schon immer gespalten. Bei den einen erntete er höchste Verehrung, bei anderen Kopfschütteln und Desinteresse. Er trieb die zerfließende Formlosigkeit des Romans der Romantiker auf die Spitze. August Wilhelm Schlegel nannte seine Romane "Selbstgespräche", an denen er den Leser teilnehmen lasse. Jean Paul spielte ständig mit einer Vielzahl witziger und skurriler Einfälle. Seine Werke sind geprägt von wilder Metaphorik sowie abschweifenden, teilweise labyrinthischen Handlungen. Besonders weibliche Leser schätzten seine Romane. Dies lag vor allem an der Eindringlichkeit, mit der Jean Paul die Frauenfiguren in seinen Werken gestalten konnte. Nie zuvor waren in der deutschen Literatur weibliche Charaktere mit einer solchen psychologischen Tiefe dargestellt worden.
Zu Jean Pauls Ehren wurde der "Große Literaturpreis des Freistaates Bayern" nach ihm benannt.

Quellen:
http:/de.wikipedia.org/wiki/Jean_Paul, eingesehen am 14.06.2006
http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/jean_paul.htm, eingesehen am 14.06.2006

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