Logo
Die bauliche Umgestaltung der Universität in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts musste der Lehrbetrieb der Universität in den mittelalterlichen Gebäuden stattfinden, in denen sie seit dem 15. und 16. Jahrhundert untergebracht war und die seither nahezu ohne bauliche Erneuerung und Erweiterung geblieben waren. Das waren
  • das Große Fürstenkolleg,
  • das Rote Kolleg,
  • das Kleine Kolleg.
Dieser Gebäudekomplex befand sich zwischen der ehemaligen Stadtbefestigung (der heutigen Goethestraße) und der Ritterstraße.
  • Das Paulinum mit Paulinerkirche auf dem Gelände des seit 1543 der Universität gehörenden ehemaligen Paulinerklosters zwischen Stadtmauer und der heutigen Universitätsstraße mit einer Anzahl größerer und kleiner Gebäude.
  • Das Juridicum zwischen Petersstraße und Burgplatz, in dem die Juristenfakultät untergebracht war.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Befestigungsanlagen rund um die Altstadt ihre militärische Bedeutung verloren und die Stadtmauer wurde abgebrochen. Damit entstand der die Stadt umschließende Promenadenring mit Grünanlagen und größeren freien Flächen. Die an der östlichen Stadtmauer gelegenen Kollegien und das Paulinum lagen nun offen an dem ca. 40.000 m² großen Grimmaischen Thorplatz.
Dieser Platz sollte zu Ehren des 1827 verstorbenen sächsischen Königs Friedrich August I. repräsentativ gestaltet und in Augustusplatz umbenannt werden.
Der bauliche Zustand der Gebäude und die wachsenden Ansprüche aus der Entwicklung des wissenschaftlichen Betriebs an der Universität erforderten umfangreiche Maßnahmen zur Erweiterung und Modernisierung der Bausubstanz. Im Vordergrund stand dabei das Paulinum. Dort befanden sich neben der Universitätsverwaltung, Hörsälen, der Universitätsbibliothek, Sammlungen verschiedener Fachgebiete, der Anatomie, Laboratorien, dem Speisesaal des Konvikts, dem Botanischen Garten und dem Apothekengarten auch Wohnungen für Professoren und Studenten.
Im Zeitraum von 1797 bis 1805 wurde das Vorderpaulinum an der Universitätsstraße in mehreren Bauabschnitten mit landesherrlicher Unterstützung gründlich repariert und um ein 3. Stockwerk erweitert.
1829 wurde das Senatsgebäude nach Plänen von Geutebrück mit den von den Landständen bewilligten 12 000 Reichsthalern um- und ausgebaut.
Viele der Universitätsbauten und eine große Zahl weiterer Bauwerke dieser Zeit in Leipzig sind mit dem Namen des Universitäts- und Stadtbaumeisters Albert Geutebrück (1801 - 1868) verbunden.


Augusteum
 
Augusteum und Paulinerkirche  
Von ihm - mit Anregungen Schinkels für die Fassadengestaltung und den Innenausbau - stammten auch die Pläne für das wichtigste Vorhaben der nach der Universitätsreform von 1830 beginnenden Neugestaltung der Bau- substanz auf dem Gelände des ehemaligen Paulinerklosters, das Augusteum. Es entstand an der Ostseite des Grundstücks zwischen Paulinerkirche und Senatsgebäude. Die alten Gebäude wurden 1829 abgebrochen und am 4. Dezember 1831 der Grundstein für den Neubau gelegt.
Die Übergabe und feierliche Einweihung des neuen Hauptgebäudes der Universität erfolgte am 3. August 1836. Die Vorderfront des dreigeschossigen klassizistischen Gebäudes mit dem Haupteingang stand unmittelbar am Augustusplatz. Das Relief am Giebel mit der Darstellung der vier Fakultäten und dem Geist der Erleuchtung schuf der Dresdner Bildhauer Ernst Rietzschel. Auch das von Schinkel entworfene Portal mit reichem Skulpturenschmuck und die bildhauerische Gestaltung im Inneren, besonders in der Aula, wurden von ihm ausgeführt.
Im Augusteum befanden sich neun Hörsäle mit 840 Plätzen, die über zwei Geschosse reichende Aula mit 248 Sitzplätzen, die inzwischen auf einen Bestand von 100 000 Bänden und zahlreichen Handschriften angewachsene Bibliothek sowie Sammlungen und Laboratorien. Trotzdem konnte mit dem Neubau des Augusteums der Raummangel nicht behoben werden, sodass bald weitere Neu- und Erweiterungsbauten folgten.
 
Augusteum
  Fridericianum Schillerstraße (1842)
1842/43 wurde nach Plänen Geutebrücks in der Schillerstraße das Fridericianum für die dringend benötigten Laboratorien des Chemischen Instituts und die Sammlungen des Archäologischen Instituts errichtet. An der Ecke zur Universitätsstraße entstand gleichzeitig ein Wohnhaus.
Das Mittelpaulinum wurde 1844 um ein zweites Stockwerk erweitert. Gleichzeitig wurde der Speisesaal in ein neues Konviktgebäude verlagert. Im umgebauten Mittelpaulinum wurden wieder die Universitätsbibliothek sowie Sammlungen aus dem Augusteum untergebracht. Dadurch wurde dort Platz für weitere Hörsäle geschaffen.
An der Grimmaischen Straße entstand schließlich anstelle eines erst 1817 errichteten eingeschossigen Gebäudes 1849 das fünfgeschossige Mauricianum als Laden- und Wohngebäude. Damit wurde der Universitätskomplex auch nach Norden abgeschlossen.

Quelle:
Füßler, H. (Herausg.): Leipziger Universitätsbauten. Leipzig 1961

 Zur Zeittafel      Seitenanfang      Diese Seite drucken