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Die Leipziger "Schreberbewegung"

Ein Professor der Universität als Namensgeber für eine Erfolgsgeschichte, die sich von Leipzig aus über Sachsen auf ganz Deutschland ausbreitete und heute noch eine bemerkenswerte Stellung im Leben eines großen Teiles der Bevölkerung einnimmt - die des Kleingartenwesens.


Daniel Gottlob Moritz Schreber
 
Daniel Gottlob Moritz Schreber  
Dabei war Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808 - 1861) unmittelbar an der Entstehung der Kleingärten gar nicht beteiligt. Nach dem Studium der Medizin an der hiesigen Universität, das er 1833 mit der Promotion beendete, wurde er zunächst Leibarzt eines russischen Fürsten und reiste durch viele Länder Europas. 1836 ließ er sich dann in seiner Geburtsstadt als Orthopäde nieder und lehrte gleichzeitig an der Universität.

Als Leiter der orthopädischen Heilanstalt wurde er täglich mit den gesundheitlichen Folgen der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts in der Stadtbevölkerung, insbesondere bei den Kindern, konfrontiert. Das bewog ihn zusammen mit weiteren Professoren der Universität, den ersten Leipziger Turnverein zu gründen. Von der Stadt forderte er, Grünflächen zu schaffen, die den Kindern als Spielplatz dienen und somit der Gesundheit förderlich sein könnten. Auch in seinen Schriften - "Die ärztliche Zimmergymnastik" (1855) wurde zum Bestseller (30 Auflagen) - propagierte er die gesundheitsförderliche Wirkung der Heilgymnastik sowie der Bewegung im Grünen. Er gilt heute als Vorreiter der modernen Naturheilkunde. Über den Nutzen von Gartenarbeit allerdings hat er kein einziges Wort hinterlassen.

Es war sein Schwiegersohn, Schuldirektor Ernst Innocenz Hauschild, der drei Jahre nach dem Tod von Schreber zusammen mit Eltern einen kindergerechten Turn- und Spielplatz einrichtete, den er zu Ehren des geistigen Vordenkers den "Schreberplatz" nannte.

 
Kleingärtnermuseum
  Kleingärtnermuseum
Ein Lehrer namens Heinrich Karl Gesell ließ dann an diesem Platz kleine Gärten für die Schulkinder anlegen, in denen sie sich an frischer Luft betätigen konnten. Alsbald war jedoch die Lust der Kinder am Gärtnern verflogen, so dass die Eltern selbst zu Hacke und Spaten griffen. Aus den "Kinderbeeten" wurden "Familienbeete", die man später parzellierte und umzäunte. Die "Schrebergärten" waren geboren.

Die historische Kleingartenanlage "Dr. Schreber" in Leipzigs Zentrum West wird heute noch bewirtschaftet. Das auf ihrem Gelände befindliche "Deutsche Kleingärtnermuseum" zeigt die erfolgreiche Fortentwicklung dieses Vereinslebens in Deutschland bis in unsere Zeit.

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