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Carl Thiersch und das "Medizinische Viertel"

Die Stadt Leipzig besaß zu Beginn des 19. Jahrhunderts das aus dem 13. Jahrhundert stammende Johannishospital als Leprosenhaus, das 1212 gegründete Hospital St. Georg und das Lazarett und Krankenhaus St. Jakob, dessen Anfänge nicht genau bekannt sind.
Weitere medizinische Einrichtungen entstanden in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts vorwiegend aus der Initiative von Universitätsprofessoren und Dozenten sowie privater Stifter. In der Innenstadt befanden sich

Das Jakobshospital am Rosental (in der Nähe der heutigen Jakobstraße) war seit 1799 personell und institutionell eng mit der Leipziger Universität verbunden.

Die Medizinische Fakultät der Leipziger Universität erwarb in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts internationalen Ruf. Besonders nach der Reichsgründung 1871 kamen infolge einer klugen Hochschulpolitik der sächsischen Regierung mit großzügiger materieller Unterstützung der Landesuniversität bedeutende Wissenschaftler und Ärzte nach Leipzig, und die Medizinische Fakultät erhielt zahlreiche Bauten.
 
Thiersch
  Carl Thiersch
Der Aufschwung der Leipziger Medizinischen Fakultät war vor allem verbunden mit dem Wirken Carl Ludwigs und Carl Thierschs.
Carl Thiersch (1822 - 1895) kam als ordentlicher Professor der Chirurgie 1867 über Wien, Paris und Erlangen nach Leipzig. Er war auch Assistent bei dem berühmten Kriegschirurgen Louis Stromeyer gewesen.
Thiersch war nicht nur ein hervorragender Chirurg, sondern auch ein ausgezeichneter Histologe und Pathologe. Er war einer der populärsten Lehrer der Fakultät, als Wissenschaftler ein gründlicher Theoretiker und begabter Naturforscher. Mit Thiersch begann ein neuer Abschnitt in der Chirurgie. Er führte antiseptische Regeln ein und entwickelte neue Operationsmethoden.
Seine Tätigkeit in Leipzig begann allerdings unter sehr schwierigen Bedingungen. Das alte Jakobshospital war nach Thierschs eigener Aussage eines der schlimmsten Krankenhäuser, das er gesehen hatte. Hier häuften sich Todesfälle durch Erkrankungen, die durch Hauskeime verursacht wurden.
Gemeinsam mit dem Leipziger Professor Carl Reinhold August Wunderlich erreichte Thiersch im Zusammenwirken mit dem Leipziger Oberbürgermeister Dr. Koch den Bau eines neuen Krankenhauses als Einrichtung für die Stadt und die Universität. 1871 wurde das "Städtische Krankenhaus zu St. Jakob" eröffnet. Damit wurde der Hauptstandort der Leipziger Universitätsmedizin an der Liebigstraße begründet.
Im Herbst 1886 begann das Johannishospital mit dem Bau einer Anlage als Siechenhaus, zu dem ein Haupthaus (das sogenannte "Rote Haus", die heutige Medizinische Klinik), ein Kinderhaus (die heutige Neurochirurgie) und Wirtschaftsgebäude gehörten. 1897 kaufte der Rat der Stadt Leipzig dem Johannishospital das Siechenhaus mit allen Einrichtungen ab, das seitdem Bestandteil des Krankenhauses St. Jakob ist.

In den Folgejahren siedelten sich in unmittelbarer Nachbarschaft des St. Jakob weitere theoretische und klinische Einrichtungen an und ließen das als "Leipziger Medizinisches Viertel" bezeichnete Areal anwachsen. Bis 1914 entstanden folgende Kliniken und Institute:


Institute und Kliniken der Universität 1909
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Quellen:
Chirurgische Klinik und Poliklinik ,
in: Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens der Universität Leipzig, Band 3; Leipzig 1909, S. 158-174
Kästner, I. und Thom, A. (Hrsg.): 575 Jahre Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Leipzig 1990; S. 51 - 117
Stieda, W.: Die Universität Leipzig in ihrem 1000. Semester, Leipzig 1909; S. 105 - 111
Zur Entwicklung der Chirurgie an der Uni Leipzig   http://www.uni-leipzig.de/~ch/ch/chhistorie.htm

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