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Die Theologische Fakultät

Die Studentenzahl der Theologischen Fakultät, lange Zeit die stärkste der Universität, sank von 630 im Sommersemester 1830 auf nur noch 155 im Jahre 1854 und stieg bis 1884/85 auf 700. Bis 1902 erfolgte erneut ein rasches Sinken auf 250. Danach pendelte sich die Zahl der Theologiestudenten auf ca. 300 ein 1. Der Anteil an der Gesamtzahl der Studenten ging auf weniger als 10 % zurück.

(aus Eulenburg, F.: Die Entwicklung der Universität Leipzig in den letzten 100 Jahren, Leipzig 1909; S. 20)

Diese Entwicklung der Studentenzahlen trat auch bei anderen evangelisch-theologischen Fakultäten (Berlin, Halle, Tübingen) auf. Ursache war einerseits der Rückgang von Pfarrstellen der evangelischen Kirche, andererseits das Entstehen neuer akademischer Berufe, z.B. Gymnasiallehrer, die die Theologen in diesen Tätigkeiten ablösten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auch an der Theologischen Fakultät Seminare gegründet, die neue Lehrmethoden praktizierten.
  • Bereits im Sommersemester 1834 war unter Leitung von August Ludwig Gottlob Krehl das Seminar für praktische Theologie entstanden. Ab 1867/568 gliederte es sich in die homiletisch-liturgische Abteilung, die katechetische Abbteilung und die pädagogische Abteilung. Ordinarius war ab 1871 Rudolf Hugo Hofmann.
  • Im Wintersemester 1874/75 wurde durch Clemens Brockhaus die kirchlich-archäologische Sammlung eingerichtet, die später von Albert Hauck weitergeführt wurde.
  • Seit 1875 gab es die theologische Studentenbibliothek mit ca. 3000 Bänden.
  • Das kirchengeschichtliche Seminar wurde im Wintersemester 1886/87 von Theodor Brieger gegründet.
  • Im Wintersemester 1894/95 entstand unter Georg Henrici und Gustav Adolph Fricke das neutestamentlich-exegetische Seminar.
  • Durch Otto Kirn wurde im Sommersemester 1896 das Seminar für systematische Theologie eingerichtet.
  • 1898/99 gründete Rudolf Kittel das alttestamentlich-exegetische Seminar.
Diese Fakultätsstruktur blieb im Wesentlichen bis zum Ende des 1. Weltkriegs und darüber hinaus bestehen. Mit der Umgestaltung des Paulinums standen den Seminaren auch bessere Unterrichtsräume zur Verfügung.

Mit den Seminargründungen wurde auch der Lehrkörper erweitert. Im Jahre 1909 waren an der Fakultät acht Ordinarien, fünf Extraordinarien, ein Honorarprofessor und vier Privatdozenten tätig. Unter den Professoren waren eine Reihe über die Grenzen Leipzigs hinaus bekannter Gelehrte. Dazu gehörten neben den bereits erwähnten Justus Franz Delitzsch, Albrecht Alt, Konstantin von Tischendorf, Georg Heinrici, Hans Windisch, Ludwig Ihmels. Von 1912 bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs war Nathan Söderblom aus Upsala Ordinarius für Religionsgeschichte. Er hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung dieses Fachs. Im Jahre 1930 erhielt er den Friedens-Nobelpreis.
Eine Reihe von in Leipzig ausgebildeten Theologen wurden an anderen Universitäten als Hochschullehrer berufen.

Quellen:
Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens der Universität Leipzig, Band 1; S. 213 - 221
Stieda, W.: Die Universität Leipzig in ihrem 1000. Semester, Leipzig 1909; S. 85 - 86
Eulenburg, F.: Die Entwicklung der Universität Leipzig in den letzten hundert Jahren, Leipzig 1909; S. 20 - 22
Czok, K.: Der Höhepunkt der bürgerlichen Wissenschaftsentwicklung. 1871 bis 1917
In Rathmann, L. (Hrsg.): Alma mater Lipsiensis Geschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig 1984 ; S. 215 - 216
Krause, K.: Alma mater Lipsiensis Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart; S.209 -215

1 Eulenburg, F.: Die Entwicklung der Universität Leipzig in den letzten hundert Jahren, Leipzig 1909; S. 20

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