Logo
Der Anatom Wilhelm His

Wilhelm His war eine der großen Wissenschaftlerpersönlichkeiten an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Er wurde am 09. 07. 1831 in Basel als Sohn eines Kaufmanns geboren, studierte Medizin an den Universitäten Basel, Bern, Berlin, Würzburg, Paris und Wien. Zu seinen Lehrern gehörte u.a. Rudolf Virchow. 1854 wurde er promoviert, 1856 habilitierte er sich in Basel. Von 1857 bis 1872 hatte er eine Professur für Anatomie und Physiologie an der Universität Basel inne.


His
 
Wilhelm His  
1872 wurde er an die Universität Leipzig als Professor für Anatomie berufen. Nach seinen Plänen wurde das Anatomische Institut erbaut, das 1875 eröffnet wurde und als mustergültig galt.
His führte zahlreiche methodische Neuerungen in die Anatomie ein wie den "Embryographen" zum Zeichnen von Schnitten auf Wachsplatten sowie das damals beste Mikrotom 1. Bedeutend war His auch für den Aufbau der anatomischen Sammlung in Leipzig, die heute noch Präparate aus seiner Zeit besitzt. Zusammen mit dem Bildhauer Steger fertigte er Gipsabgüsse anatomischer Präparate an ("His-Steger-Modelle").
Er gilt als Begründer der Embryologie des Menschen. Sein Forschungsprogramm auf dem Gebiet der Embryologie konzentrierte sich vor allem auf das Nervensystem. Ihm gelang die Entdeckung der Neuroblasten 2, der embryonalen Nervenzellen. Er beschäftigte sich bis an sein Lebensende mit diesem Gebiet. Sein letztes Werk war 1904 "Die Entwicklung des menschlichen Gehirns während der ersten Monate".
Verdient hat er sich auch um die anatomische Nomenklatur gemacht. Er regte eine Reform und Vereinfachung der anatomischen Nomenklatur an, die zur "Baseler Nomenklatur" führte.
Als 1884 bei der Erweiterung der Johanniskirche Leipzig das Skelett gefunden wurde, das man für das von Johann Sebastian Bach hielt, rekonstruierte His Skelett, Schädel und Weichteile des Gesichts. Seine Rekonstruktion entsprach dem Aussehen Bachs auf alten Gemälden. Carl Seffner schuf dann nach seinen Angaben das Bach-Denkmal vor der Thomaskirche.
His war neben seinen Lehrverpflichtungen 1877/78, 1883/84, 1887/88 und 1898/99 auch Dekan, 1882 Rektor der Universität Leipzig.

Er war auch einer der Gründer der "Anatomischen Gesellschaft", deren erste Versammlung 1887 in Leipzig stattfand. Ebenso war er Mitbegründer der "Zeitschrift für Anatomie und Ent- wicklungsgeschichte" und des "Archiv für Anthropologie".
Erwähnenswert ist His' Anteil an der Gründung der Brain Commission 3. Gemeinsam mit Paul Flechsig besprach His den Plan, spezielle Institute für Hirnforschung zu schaffen. Der Vorschlag wurde der Versammlung der assoziierten deutschen Akademien unterbreitet, die ihn ihrerseits der internationalen Assoziation der Akademien vortrug. Zur 1904 stattfindenden Generalversammlung der internationalen Assoziation der Akademien gelang es der Brain Commission, die Arbeit interakademischer Hirnforschungsinstitute zu koordinieren und ein Zentralinstitut für Hirnforschung in Amsterdam zu gründen.

Am 02. 05. 1904 verstarb Wilhelm His in Leipzig.

Quelle
Kästner, I. und Thom, A. (Hrsg.): 575 Jahre Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Leipzig 1990; S.64 - 68, 79

1  Johannes Evangelista von Purkinje, Professor für Physiologie an der Universität Prag, erfand das Mikrotom, ein Gerät, um hauchdünne
    Gewebeschnitte für mikroskopische Studien herzustellen.
2  Zellen des embryonalen Nervengewebes, aus denen die Nervenzellen entstehen.
3  Vorläuferin der International Brain Research Organization


 Zur Zeittafel      Seitenanfang      Diese Seite drucken