Franz Adolf Hofmann
Die Medizinische Fakultät hatte in Franz Hofmann seit 1872 einen um die praktische Hygiene in Leipzig verdienstvollen Wissenschaftler.
Er wurde am 14. Juni 1843 in München geboren, studierte auch in München Medizin, wo er Schüler von Max von Pettenkofer war 1.
Franz Adolf Hofmann |
Auf Forderung der Medizinischen Fakultät unter dem Dekanat von Wilhelm His wurde am 3. Juni 1878 der Lehrstuhl für Hygiene gegründet. Am 1. Juli wurde Franz Hofmann zum ordentlichen Professor der "experimentellen Hygiene" und zum Direktor des neuen Hygiene-Instituts berufen. Damit war Franz Hofmann Inhaber des zweiten ordentlichen Lehrstuhls für Hygiene in Deutschland. Der erste war in München 1865 gegründet worden, auf den sein Lehrer Pettenkofer berufen worden war. In Göttingen entstand der dritte Lehrstuhl für Hygiene in Deutschland 1883, auf den der ehemalige Assistent Hofmanns Karl Flügge berufen wurde.
Der Aufschwung der Hygiene war sowohl eine Folge der Industrialisierung und raschen Zunahme der städtischen Bevölkerung als auch der Fortschritte auf dem Gebiet der Bakteriologie. Nicht nur die Bekämpfung von ansteckenden Krankheiten und Seuchenschutz gehörte nun zum Arbeitsgebiet des Hygienikers, sondern auch die bakteriologische Diagnostik, die Reinheitsprüfung von Nahrungs- und Genussmitteln, die Wohnungs- und Kommunalhygiene und Wasser- und Abwasserprobleme.
Das 1878 gegründete Hygieneinstitut befand sich im Pathologischen Institut. Schon bald mussten zusätzliche Räume durch Aufstocken einer Etage geschaffen werden. Als das Pathologische Institut 1906 einen Neubau bezog, übernahm das Hygiene-Institut das Gebäude allein. Nach Umbauten und Modernisierungen besass die Medizinische Fakultät Leipzig eines der größten und bestausgestatteten Hygiene-Institute Deutschlands.
1883 begründete Hofmann mit Pettenkofer und Forster das "Archiv für Hygiene" als erstes fachspezifisches Publikationsorgan.
Franz Hofmanns Grundanliegen bestand in der praktischen Anwendung hygienischen Wissens. Er betätigte sich in Leipzig sehr aktiv auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheitspflege. 9 Jahre lang war er Stadtverordneter und 12 Jahre medizinischer Rat der Kreishauptmannschaft Leipzig. Die Aufgaben in der rasch gewachsenen Großstadt mit Fabriken und Arbeiterquartieren waren gewaltig. Das Trinkwassernetz war leistungsschwach, das Abwassersystem sanierungsbedürftig, die Friedhofs-, Wohnungs-, Säuglingshygiene mangelhaft, und Verfälschungen von Nahrungs- und Genussmitteln waren zu verhindern. 1877 verfasste Hofmann das Gutachten "Die Wasserversorgung zu Leipzig". Nach seinem Gutachten erfolgte die Sanierung der Leipziger Wasserversorgung. Auch in zahlreichen Gemeinden entstanden unter seiner Leitung Wasserleitungen und Kanalisationsanlagen. Verdient machte sich Hofmann außerdem, indem er an der Schaffung der wichtigsten hygienischen Anlagen der Stadt beteiligt war, z.B. am Bau der Leipziger Kläranlagen, der städtischen Markthalle, des Schlachthofes und einiger Friedhöfe.
Franz Hofmann war bis 1913 Direktor des Hygiene-Instituts. Ein Augenleiden, das bis zur Erblindung führte, zwang ihn, am 1. Oktober 1913 in den Ruhestand zu gehen.
Er starb am 16. September 1920 in Giechkröttendorf/Oberfranken.
Quellen
Kästner, I. und Thom, A. (Hrsg.): 575 Jahre Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Leipzig 1990; S.64, 68-70
Krause, K.: Alma mater Lipsiensis Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart, Leipzig 2003; S. 194
1 Max von Pettenkofer war der Begründer der modernen Hygiene. Er betonte die Abhängigkeit der Seuchenentstehung von der
Beschaffenheit der menschlichen Umwelt, besonders von Bodenverunreinigungen und Grundwasserstand.