Karl Rothe, Leipziger Student
und langjähriger Oberbürgermeister
und langjähriger Oberbürgermeister
Karl Rothe |
Er entstammte einer Leipziger Kaufmannsfamilie. Geboren wurde er am 20. Februar 1865. Nachdem er die Erste Bürgerschule auf der Moritzbastei besucht hatte, wurde er Schüler der Nikolaischule. Danach begann er 1883 zunächst in München mit dem Jurastudium, das er an der Universität Leipzig fortführte und beendete.
1893 ging er für drei Jahre als Stadtrat und geschäftsführender Bürgermeister nach Meißen und kehrte 1896 als Direktor der Leipziger Hypothekenbank nach Leipzig zurück.
20 Jahre lang sammelte er Erfahrungen in der Kommunalpolitik, bevor er Oberbürgermeister wurde. Schon seit 1899 hatte er der Stadtverordnetenversammlung angehört, deren Vorsteher er 1909 wurde.
1909 erhielt er anlässlich der 500-Jahr-Feier der Universität Leipzig deren Ehrendoktorwürde (Dr.phil. h.c.).
Seine Amtszeit als Oberbürgermeister umfasste die schwierigen Jahre 1918 bis 1930, die geprägt waren von der Novemberrevolution, der Inflation und Nachkriegskrise 1919 bis 1924, der Weltwirtschaftskrise und dem Aufschwung des Nationalsozialismus.
In seiner Amtszeit wurden 1919 die im Weltkrieg vereinigten Leipziger Sraßenbahnen in städtisches Eigentum übernommen, 1920 auch der Zoo. Die Leipziger Messe entwickelte sich zur international führenden Messe. 1920 fand die weltweit erste Technische Messe statt, deren Ausstellungsfläche bis 1928 um das Zwanzigfache wuchs. Auch der Leipziger Brühl wurde nach dem Weltkrieg in Rothes Amtszeit wieder ein Rauchwarenwelthandelsplatz. 1926 unterzeichnete Rothe in den USA einen 5-Mill.-Dollar-Kredit bei Verpfändung städtischen Grundeigentums. Die Stadt geriet damit in die Hände ausländischer Gläubiger und musste jährlich eine Zinssumme von 150.000 Dollar entrichten, konnte aber größere kommunale Aufgaben angehen. Weitere Messe- und Repräsentativbauten entstanden, z.B. das Ringmessehaus am Tröndlinring, das erste Untergrundmessehaus der Welt auf dem Markt, das Grassimuseum, der Petershof zwischen Petersstraße und Burgstraße, das Kroch-Hochhaus und das Europahaus am Augustusplatz, die Großmarkthalle in der Zwickauer Straße, die Konsumzentrale in der Industriestraße. Der Mitteldeutsche Rundfunk wurde in Leipzig gegründet. Im Wohnungsbau entstanden die Krochsiedlung in Gohlis und der Lößniger Rundling. Das Verkehrsnetz wurde mit Straßenbahnanschlüssen ausgebaut.
Karl Rothe gehörte seit 1918 der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei an, die die Revision des Versailler Friedensvertrags anstrebte. Die Weimarer Republik bejahte er aus Vernunftsgründen. Er ließ sich aber auch von antidemokratischen Kräften einspannen. So begrüßte er beispielsweise den Kyffhäuserbund, die Dachorganisation deutscher Krieger- und Militärvereine, "als Zeugen einer ruhmvollen vergangenen Zeit" anlässlich des 1. Reichskriegertages am 17./18. Oktober in Leipzig. Das war die bis dahin größte Demonstration militaristischer Verbände in der Weimarer Republik.
Sehr engagiert trat er aber gegen die aufkommende nationalsozialistische Gefahr auf und kritisierte 1932 das Parteiprogramm der Nationalsozialisten. 1933 wurde er zur Unperson erklärt und aus allen Ehrenämtern entfernt.
1930 ging Karl Rothe in den Ruhestand. Er starb am 20.01.1953 im Alter von 87 Jahren in Leipzig und wurde auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt.
1945 wurde die Prendelstraße im Norden von Leipzigs Zentrum, die bereits von 1930 bis 1933 den Namen Karl-Rothe-Straße trug, wieder nach Karl Rothe benannt.
Quellen:
Horst Riedel, Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Leipzig 2005, S.511f.
http://www.leipzig-lexikon.de/PERSONEN/18650220.HTM, eingesehen am 21.02.2007
Löffler/Schöpa/Sprinz, Der Leipziger Südfriedhof, Leipzig 2004, S.154