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Die Universität in der Weltwirtschaftskrise
1929 - 1931

Der Zusammenbruch der New Yorker Börse am 25. Oktober 1929, als "Schwarzer Freitag" in die Geschichte eingegangen, leitete die Weltwirtschaftskrise ein. Die Folgen dieses Ereignisses hinterließen auch an der Universität Leipzig spürbare Auswirkungen.

Ab dem Jahre 1930 wurden die Finanzmittel aus dem sächsischen Haushalt für die Universität als Folge der Notverordnungen der Landesregierung gekürzt. Die Größenordnung lässt sich aus den Zahlen für das Jahr 1931 erkennen:
das Jahresbudget von 9.337.020 Reichsmark war gegenüber dem Vorjahr
um 1.767.100 Reichsmark gekürzt worden,1
das waren immerhin 16% Reduzierung.
Die Kürzungen wirkten sich in vielen Bereichen der Hochschule aus.
Das Baugeschehen wurde wesentlich reduziert. Die geplanten Neubauten für das Chemische Institut sowie das Institut für Geschichte der Medizin unterblieben. Lediglich der sechste Bauabschnitt der Universitätsbibliothek konnte zu Ende geführt werden. Mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt und das Messeamt sowie aus Stiftungen konnte unter großen Schwierigkeiten ein Wohnheim für 50 Studenten errichtet werden.

Durch die finanziellen Einschränkungen war an die Errichtung neuer Lehrstühle nicht zu denken. Die Finanzierung von Forschungsvorhaben wurde immer schwieriger. Die Quellen dafür aus der "Notgemeinschaft der deutschen Wirtschaft" und der "Gesellschaft von Förderern und Freunden der Universität Leipzig" wurden spärlicher, da die Sponsoren gleichfalls unter der sich verschärfenden Krise litten. So musste z.B. die Stadt Leipzig ihre Zuwendungen zur "Gesellschaft von Förderern …" von jährlich 25.000 auf 10.000 Reichsmark im Jahre 19312 zurückfahren.
"Die deutsche Forschung ist in Gefahr"3 , so eine Aussage der "Notgemeinschaft …" in ihrem Tätigkeitsbericht.

Auch die Masse der meist aus kleinbürgerlichen und mittelständischen Verhältnissen stammenden Studenten gerieten in eine Existenznotlage. Die finanzielle Unterstützung durch die Angehörigen ging zurück. Nebenverdienstmöglichkeiten waren infolge der allgemeinen Arbeitslosigkeit nicht zu bekommen. Auch nach Abschluss des Studiums bestanden kaum Chancen für eine Anstellung.
Trotzdem stieg die Zahl der Studenten in diesen Jahren an und erreichte im Sommersemester 1931 mit 7.374 einen Höchstwert, der erst nach dem 2. Weltkrieg übertroffen wurde. Die Gründe lagen wohl bei vielen in dem Wunsch, durch eine höhere Qualifikation die Berufschancen zu verbessern.
Die Immatrikulationszahlen gingen jedoch in den folgenden Jahren wieder stark zurück, begründet u.a. durch die Erhöhung der Studiengebühren (1931 von 45,00 auf 65,00 RM pro Semester)4, der Einschreibgebühren sowie der Kolleg- und Prüfungsgelder. Auch die soziale Unterstützung der minderbemittelten Studenten durch studentische Wohlfahrtseinrichtungen musste immer mehr eingeschränkt werden, so dass viele in Notlage gerieten und das Studium abbrechen mussten.

Die nachfolgende Darstellung zeigt den Verlauf der Studentenzahlen von Ende der 20er Jahre bis 1945. 5


 
 

1 Rathmann, L. (Hrsg.): Alma mater Lipsiensis. Geschichte der Karl-Marx-Universität. Leipzig 1984, S. 254
2 Ebenda
3 Ebenda
4 Ebenda
5 Krause, K. Alma mater Lipsiensis. Leipziger Universitätsverlag 2003, S. 294

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