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Rektoren der Universität in der Nazizeit

Das Rektorat der Universität Leipzig wurde seit 1831 im jährlichen Rhythmus im Oktober gewählt. Die Nationalsozialisten führten eine mehrjährige Amtszeit der Rektoren ein.

Im Zeitraum von 1933 bis zum Ende des Krieges 1945 waren an der Universität sechs Professoren als Rektoren im Amt.

Hans A c h e l i s (1865 - 1937)    Amtszeit : 1932 / 33

Hans Achelis
 
Hans Achelis  

Der Theologe Hans Achelis war der letzte von den Senatoren frei gewählte Rektor vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Der Kunst- und Kirchenhistoriker war von 1918 bis zu seiner Emeritierung 1935 an der Uni Leipzig tätig.
Als Rektor hat er den Umbruch zwar zögerlich mitgetragen, jedoch auch kaum Widerstand geleistet. Mit seinem zustimmenden Verhalten zur Maßregelung des Nationalökonomen Gerhard Kessler erlangte er die Sympathien der Nationalsozialisten.



Arthur G o l f (1877 - 1944)    Amtszeiten : 1933 / 35 und 1936 / 37

Arthur Golf
 
Arthur Golf  
Der Landwirtschaftswissenschaftler und Veterinärmediziner Arthur Golf hat für seine erste Amtszeit im Oktober 1933 das Rektoramt noch nach traditionellem Ritual übernommen. 1936 galt auch das "Führerprinzip" an der Universität, wonach der Rektor eingesetzt wurde und der Senat nur noch beratend mitwirkte.
Rektor Golf war schon vor 1933 NSDAP-Mitglied und arbeitete eng mit dem NS-Studentenbund zusammen.
In seiner Antrittsrede zu den Themen "Nationalsozialismus und Universität" sowie "Das Bauerntum, der Grundpfeiler des Deutschen Volkes" brachte er zum Ausdruck, dass unter seinem Rektorat Forschung und Lehre nun in einem wahrhaft nationalsozialistischen Geiste betrieben werden. Das bedeutete für ihn die Notwendigkeit der NS-Lehre von der Herrenrasse, der "Volk ohne Raum"-These oder der Vererbungslehre auf der Einheit von Blut und Boden.
Unter seine Amtszeit fällt die Umsetzung des "Reichsgesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", auf dessen Grundlage die "Säuberung" von Juden, anderen Nichtariern und politisch unzuverlässigen Subjekten erfolgte. In Leipzig betraf das von 1933 bis 1935 insgesamt 68 Personen der Universität.
Arthur Golf hatte als Rektor aktiven Einfluss auf eine schnelle Eingliederung der Universität Leipzig in das Machtgefüge des NS-Staates genommen und dazu beigetragen, dass unter Teilen des Lehrkörpers und der Studentenschaft die Ideologie der Nationalsozialisten breiten Raum einnehmen konnte.

Felix K r ü g e r (1874 - 1948)     Amtszeit : 1935 / 36

Felix Krueger
 
Felix Krüger  

Der Psychologe Felix Krüger - Begründer der Leipziger Schule der Ganzheitspsychologie - wurde vom Reichserziehungsminister Rust auf Vorschlag des sächsischen Ministeriums als Rektor eingesetzt, obwohl die Universität nicht für ihn votiert hatte.
Krüger war deutsch-national eingestellt. Seine Antrittsrede enthielt die "Hoffnung auf einen nationalsozialistischen Kern an der Universität mit volksverbundener Gesinnung ".
Wegen angeblicher Judenfreundlichkeit empfahl man ihm, von seinem Amt zurück zu treten, was er am 8. Januar 1936 aus gesundheitlichen Gründen tat. Im September 1936 bat er aus gleichen Gründen um seine Emeritierung.


Arthur K n i c k (1883 - 1944)     Amtszeit : 1937 / 40
Arthur Knick war an der Universität außerordentlicher Professor für HNO- Krankheiten, wurde jedoch vor seiner Einsetzung als Rektor zum ordentlichen Professor (Extra-Ordinariat) ernannt.
Knick war seit der Gründung Mitglied der NSDAP und zeitweilig Gaudozentenführer an der Universität. Für ihn hatte jedoch die wissenschaftliche Tätigkeit als Einheit von Forschung und Lehre ohne Politik- und Staatseinmischung Vorrang, was er auch in seiner Antrittsrede "Die Universität einst und jetzt" unter Berufung auf die Humboldtschen Reformen zum Ausdruck brachte.
Er war von der politischen Entwicklung immer mehr enttäuscht und kritisierte im Alltag manche nationalsozialistische Einmischung in den Universitätsbetrieb. Nach drei Jahren Rektoramt resignierte er und bat um Entbindung von der Funktion.

Helmut B e r v e (1896 - 1979)    Amtszeit : 1940 / 43

Helmut Berve
 
Helmut Berve  
Helmut Berve war anerkannter Althistoriker und seit 1927 in Leipzig.
Er war völkisch konservative eingestellt und stand dem nationalsozialistischen Weltbild nahe. In den Schriften "Antike und NS-Staat" sowie "Rasse und Geschichte" versuchte er die NS-Ideologie aus der Antike zu begründen.
Seit 1933 NSDAP-Mitglied, war er doch nicht immer mit der Umsetzung in den politischen Alttag einverstanden und verteidigte vor allem die Autonomie der Universität. 1943 folgte er einer Berufung an die Münchener Universität.

Wolfgang W i l m a n s (1893 - 1968)    Amtszeit : 1943 /1945

Wolfgang Wilmans
 
Wolfgang Wilmans  

Wolfgang Wilmans war Agrarwissenschaftler und hatte den Lehrstuhl für landwirtschaftliche Betriebslehre an der hiesigen Universität seit 1934 inne. Ab 1938 war er Obmann der Reichsarbeits-gemeinschaft "Agrarpolitik und Betriebslehre".

Seine Amtszeit fällt in die letzten Kriegsjahre, in denen die Universität Leipzig als eine der wenigen in Deutschland - 10 an der Zahl - den Lehrbetrieb fortsetzen konnte, jedoch durch Kriegsschäden stark beeinflusst. Wilmans war bis April 1945 im Rektoramt und verließ Leipzig 1946 in Richtung Niedersachsen.



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