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Hans-Georg Gadamer

 
  Hans-Georg Gadamer 1993 in Leipzig
Deutscher Philosoph, der durch sein, 1960 die philosophische Hermeneutik begründendes, Werk "Wahrheit und Methode" über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.

H.-G. Gadamer wurde am 11. Februar 1900 als Sohn eines Professors der pharmazeutischen Chemie in Marburg geboren. Er wuchs in Breslau auf und begann nach dem Abitur 1918 ein Studium der Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Breslau, das er in München, Freiburg und Marburg fortsetzte und 1922 mit einer Promotion abschloss. Wichtigster Lehrer wurde für ihn Martin Heidegger, einer der international einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. 1929, nach einem Studium der Klassischen Philologie, habilitierte er sich bei Heidegger und Friedländer und arbeitete als Privatdozent in Marburg. Seine Habilitationsschrift "Platos dialektische Ethik" wurde zwei Jahre später veröffentlicht. 1933 verließ er Deutschland und im Jahr darauf erschien sein " Plato und die Dichter". Darin waren sehr deutliche Ansätze der Gadamerschen Hermeneutik und eine kritische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus erkennbar. "Trotzdem gehörte er noch im November 1933 zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat.1

1937 erhielt er eine Professur in Marburg, zwei Jahre später erfolgte die Berufung nach Leipzig, wo er ordentlicher Professor und Direktor des Philosophischen Instituts der Universität Leipzig wurde.
1945 wurde Hans-Georg Gadamer Dekan der Philosophischen Fakultät und 1946/1947 Rektor der Universität Leipzig.
Von 1947 bis 1949 lehrte er in Frankfurt/Main und danach als Nachfolger von Karl Jaspers bis zu seiner Emeritierung 1968 in Heidelberg. 1953 begründete er die philosophische Zeitschrift "Frankfurter Hefte".

1960 veröffentlichte er "Wahrheit und Methode".
"In seinem Hauptwerk" Wahrheit und Methode" (1960) entwickelte Gadamer einen Leitfaden der Erfahrbarkeit (bzw. der Möglichkeiten des Verstehens) von Kunst, Literatur und Geschichte. Demnach ist Verstehen auf die Erfahrung von Wahrheit gerichtet, die jeder wissenschaftlichen Methodik vorausgeht. Das hermeneutische Verstehen vollzieht sich über die Sprache, über das Gespräch oder über Gesprächssituationen, in denen, wenn es zu einer erfolgreichen Kommunikation kommen soll, die "Horizonte" der Gesprächspartner abgeglichen werden müssen: "So gehört zu jedem echten Gespräch, dass man auf den anderen eingeht ...". Das Verstehen ist sprachgebunden; der Mensch ist ein verstehendes, vor allem sprachliches Wesen. Gadamer führte in Wahrheit und Methode aus: "Die eigenen Begriffe bei der Auslegung vermeiden zu wollen, ist nicht nur nicht möglich, sondern offenbarer Widersinn. Auslegen heißt gerade: die eigenen Vorbegriffe mit ins Spiel bringen, damit die Meinung des Textes für uns wirklich zum Sprechen gebracht wird." Interpretationen der Werke Goethes, Hölderlins, Rilkes und anderer Dichter führten zu einer hermeneutischen Ästhetik, nach der die Schönheit eines Kunstwerkes über alle Bildungsvoraussetzungen hinweg erfahrbar ist." 2

1962 wurde Gadamer Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. Es folgte die Gründung der Internationalen Vereinigung zur Förderung der Hegel-Studien, deren Präsident er wurde. Von 1967 bis 1971 führte er philosophische Debatten u.a. mit Jürgen Habermas und bis 1977 schrieb er "Kleine Schriften in vier Bänden". Nach seiner Emeritierung 1968 lehrte er weiter in Heidelberg. Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften war er von 1969 bis 1972. 1996 verlieh ihm die Universität Leipzig die Ehrendoktorwürde. Er starb am 14.März 2002 in Heidelberg.

"Hans-Georg Gadamer war einer der prominentesten deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Begründer einer universalen Hermeneutik, die sich sowohl gegen den einseitigen Methodologismus der traditionellen Hermeneutik von Friedrich Schleiermacher und Wilhelm Dilthey als auch gegen den Idealismus Georg Wilhelm Friedrich Hegels wendet." 1

"Die Gadamer-Stiftungsprofessur ist eine nach Hans-Georg Gadamer benannte Stiftungsprofessur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Sie wurde 2001 am Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg eingerichtet mit dem Ziel der Auseinandersetzung bedeutender internationaler Geisteswissenschaftler mit der Hermeneutik. Die Gadamer-Professur wird vom Stiftungsfonds Deutsche Bank, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der Universität Heidelberg sowie dem Fonds der Ehrenbürger der Universität Heidelberg unterstützt. Bisherige Preisträger waren Karl Heinz Bohrer, Peter Burke, Jan Assmann, Horst Bredekamp, Wolfram Hogrebe und Eberhard Jüngel." 1

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Georg_Gadamer, eingesehen am 28.1.09
2 http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761592921/Hans- Georg_Gadamer.html, eingesehen am 30.01.09

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