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Der Gerichtsmediziner Otto Prokop

Otto Gerhard Prokop gehörte zu den bekanntesten Gerichtsmedizinern der ehemaligen DDR. Er entstammte einer österreichischen Arztfamilie. Am 29. September 1921 wurde er in Sankt Pölten/Österreich geboren. 1940 begann er das Medizinstudium in Wien, das er wegen der Einberufung zur Deutschen Wehrmacht unterbrechen musste. Von 1945 bis 1948 setzte er sein Studium in Bonn fort. 1948 wurde er promoviert, 1953 habilitierte er sich. Danach war er weiter in Bonn tätig.

Ende 1956 folgte er einem Ruf an die Humboldt-Universität Berlin, wo er vom 1. Februar 1957 bis zum 31. August 1987 Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin war. Die Berliner Zeitung vom 11.12.2004 schätzt ein: "Es war ein karriereorientierter Wechsel, kein Frontwechsel im Kalten Krieg." 1 Galt doch das Institut für Gerichtliche Medizin als ältestes deutsches Zentrum der akademischen Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Gerichtsmedizin. Zu seinen umfangreichen Lehraufgaben gehörten u. a. Vorlesungen für Studenten der Medizin, Zahnmedizin, Kriminalistik und Rechtwissenschaften. Er bildete Laborärzte, Chemiker, Pathologen sowie medizinisch-technisches Personal mit Schwerpunkt toxikologische Analyse aus. Außerdem war er Direktor des Instituts für Blutspende- und Transfusionswesen in Berlin-Lichtenberg.

 
Otto Prokop
  Otto Prokop
Da nach dem Zweiten Weltkrieg die Gerichtliche Medizin in der DDR stark unterbesetzt war, musste Prokop in seinen ersten Amtsjahren kommissarisch auch das Leipziger und das Hallesche Institut leiten.
Von 1958 - 1961 war Otto Prokop kommissarischer Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Leipzig. Obwohl das Institut aus der Ferne geleitet wurde, wurden die Studenten der Medizin gut betreut.
Durch Prokops Wirken erlangte die gerichtliche Medizin der DDR rasch nationale und internationale Anerkennung. Die Leipziger Gerichtsmediziner waren international geachtet und gefragte Sachverständige bei Gericht.
Nachfolger von Otto Prokop war ab 1961 Prof. Wolfgang Dürwald. Er war neben Prokop der bekannteste Gerichtsmediziner der ehemaligen DDR.

Otto Prokop hat maßgeblich zum systematischen Ausbau der Gerichtlichen Medizin in ganz Deutschland beigetragen und eine eigene Schule hinterlassen. Bei ihm habilitierten sich mehr als 25 Ärzte, von denen viele selbst Lehrstuhlinhaber und Dozenten wurden. Er war auf den Gebieten der Blutgruppen- und Serumkunde führend und vollbrachte in der Krebsforschung und der Genetik überragende Leistungen. Schwerpunktthemen seiner Arbeit waren außerdem:

Otto Prokop war Vorsitzender der Facharzt-Prüfungskommission und gehörte dem Rat für Medizinische Wissenschaft beim Minister für Gesundheitswesen der DDR an. 1967 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Gerichtlichen Medizin der DDR und war auch ihr Vorsitzender.

Otto Prokop erhielt die Ehrendoktorwürde der Universitäten Leipzig, Tokio und Szeged, war Mitglied oder Ehrenmitglied in über 20 in- und ausländischen Fachgesellschaften auf drei Kontinenten, Träger von Nationalpreisen in der DDR und Japan und des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst in Österreich sowie Fellow der Royal Society of Medicine in London. Er ist Autor von 608 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Lehrbüchern.

Prokop gab nie seine österreichische Staatsbürgerschaft auf. Er besaß zwei Pässe. So konnte er deutsche und internationale Beziehungen knüpfen, nach eigenem Gutdünken zu Kongressen reisen, Hospitanten aus dem westlichen Ausland einladen und Gutachter für bundesdeutsche Gerichte sein.2

1 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/1211/magazin/0302/index.html, eingesehen am 06.05.2008
2 ebenda

Weitere Quellen:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2263667, eingesehen am 14.05.2008
http://rechtsmedizin.uni-leipzig.de/home/content/geschichte/leipzig/index.htm, eingesehen am 14.05.2008
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Gerhard_Prokop, eingesehen am 14.05.2008


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