Was wir wollen
Wir wollten uns auf die Suche nach Frauenpersönlichkeiten in Leipzig begeben, die oftmals unter schwierigen Bedingungen gewirkt, außerordentliches Engagement gezeigt und dabei Leipzig auf allen gesellschaftlichen Ebenen mitgeprägt haben. Eine Würdigung ihres Wirkens durch die Entscheidungsträger der Stadt erfuhren sie indes nur in geringem Umfang.
Mit unserer Suche begonnen haben wir in Büchern, die uns zunächst zur Verfügung standen. Das waren:
- "Leipziger Denkmale", Sax-Verlag Beucha 1998
- "Lexikon der Leipziger Straßennamen" von 1995
- "Leipziger Frauengeschichten, Ein historischer Stadtrundgang" von Gerlinde Kämmerer und Anett Pilz im KuKuC e.V., Leipzig 1995
- "STADTLEXIKON LEIPZIG von A bis Z", Herausgegeben von PRO LEIPZIG, Leipzig 2005
Das Buch "Leipziger Denkmale" führt nur vier Denkmale für Frauen auf:
- das Clara-Zetkin-Denkmal im Clara-Zetkin-Park als einzige überlebensgroße Plastik für eine Frau in Leipzig
- die Clara-Zetkin-Büste in der Karl-Heine-Str. 22b an der ehemaligen Pädagogischen Hochschule "Clara Zetkin"
- das Louise-Otto-Peters-Denkmal auf dem ältesten öffentlichen Spielplatz der Stadt im Rosenthal
- das Luise-Carl-Denkmal vor der Samuel-Heinicke-Schule in der Karl-Sigismund-Straße 2.
Das Buch "Leipziger Frauengeschichten, Ein historischer Stadtrundgang" führt folgende Kategorien von Frauenstraßennamen auf:
- 15 Namen erinnern an Stifterinnen, wobei oft nur der Familienname verwendet wurde und damit nicht sichtbar wird, dass es sich um Frauen handelt.
- 35 Straßen wurden nach Vornamen von Frauen und Töchtern von Stiftern oder Grundeigentümern benannt, auf deren Gebiet die Straße angelegt wurde. Die Identität dieser Frauen bleibt dem Betrachter jedoch verborgen, da kein Familienname ersichtlich ist.
- Nach 1950 wurden 13 Straßen nach Frauen benannt, die aktiv gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben, von denen allerdings nur 3 in Leipzig gelebt haben.
- Eine Reihe von Straßen erinnern an Geschwister oder Ehepaare, die im Widerstand waren, wobei die Beteiligung der Frauen oft nicht erkennbar ist.
- Nur 10 Straßen in Leipzig würdigen die Leistung von Frauen, z.B. auf künstlerischem oder politischem Gebiet.
Beispielhaft für den Umgang der Stadt Leipzig mit dem Andenken an bedeutende Frauen sei an den Abriss des denkmalgeschützten Henriette-Goldschmidt-Hauses in der Friedrich-Ebert-Straße im Jahre 2000 erinnert. Frau Goldschmidt wirkte 31 Jahre in diesem Haus und starb hier 95jährig. Das Haus war durch Spenden jüdischer Bürger erworben und der Stadt in treuhänderische Verwaltung zum Zwecke der Frauenbildung übergeben worden. In der Stiftungsurkunde war festgelegt worden, dass dieses Erbe auch in aller Zukunft den Interessen der Frauen Leipzigs dienen solle. Der Abriss wurde mit einer damals geplanten Straßenumgestaltung begründet und trotz Protesten durchgesetzt. Der Straßenausbau fand dann später doch nicht statt.
Dass die Leistungen von Frauen immer noch zu wenig Beachtung finden, ist auch daran ersichtlich, dass die Stadt Leipzig 88 Personen seit 1832 das Ehrenbürgerrecht verliehen hat, allerdings bis heute keiner einzigen Frau.
In der Politik sind Frauen selbst heute noch unterrepräsentiert. Zum Beispiel hatte der Leipziger Stadtrat 70 Sitze zur Stadtratswahl 2014 zu vergeben, davon gingen nur 25 an Frauen.
Wir wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, die Leistungen von Leipzigs bedeutsamen Frauen stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Dazu haben wir unsere Aufmerksamkeit, neben den oben genannten Kategorien, auf Professorinnen der Universität Leipzig und auf Frauen, die keine Erwähnung in Büchern oder im öffentlichen Raum finden,
erweitert.
An dem Projekt "Frauenpersönlichkeiten in Leipzig" arbeiten zur Zeit: Undine Jung und Ute Tartz.