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Kontrollierte Immobilisierung von Proteinen an Oberflächen für
Anwendungen in der Katalyse und der gezielten Wirkstofffreisetzung
Die gezielte, spezifische Immobilisierung von Enzymen und Proteinwirkstoffen
stellt eine große Herausforderung dar, da häufig die Aktivität
verloren geht oder reduziert wird. Wir konnten neulich zeigen, dass durch
gezielte Selbstorganisation auf Oberflächen und Immobilisierung durch
Proteinthioester über bifunktionelle Peptide die Aktivität des
Enzyms Aldoketo-reduktase erhalten bleibt und zudem ein Ausbluten aus dem
System über Wochen verhindert werden konnte. Im Rahmen des Projektes
soll dieses Konzept nun auf weitere Enzyme und Proteinwirkstoffe angewandt
werden. Hierfür ist geplant:
1. Immobilisierung von Sortase A: Diese Transpeptidase erlaubt die chemische
Modi- fizierung von Proteinen durch den Transfer von Peptidbindungen. Somit
ist eine gezielte chemische Modifizierung von großen Proteinen durch
kleine, markierte Peptide möglich. Eine Immobilisierung weist große
Vorteile auf, da das Enzym regeneriert werden kann, für mehrere Cyclen
eingesetzt wird und im Batch-Verfahren verwendet werden kann. Weiterhin
entfällt die mühsame Abtrennung von Substrat und Enzym.
2. Immobilisierung von Proteinwirkstoffen, wie z.B. Cytokinen und gezielte
Freisetzung durch Proteasen. In diesem Projekt sollen Cytokine, wie SDF-1
alpha (stromal derived factor) über Peptide, die eine Protease-Schnittstelle
enthalten, an Biomaterialien gekoppelt werden. Bei Entzündungsreaktionen
spaltet die Protease gezielt das Peptid, ein Gradient des Cytokins entwickelt
sich und lockt geeignete Zellen zur Reparatur an den Ort der Entzündung.
Im Fall von Implantatbeschichtungen handelt es sich dabei um
Knochenvorläuferzellen, im Fall von Hautdefekten um
Fibroblasenvorläuferzellen. Dieser Ansatz ermöglicht eine rasche
Annahme des Fremdstoffs durch die gezielte Freisetzung des Wirkstoffes von
der Oberfläche.
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Bakterienzellen als Carrier funktioneller biogener und synthetischer
Nanopartikel
Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten der Interaktion zwischen
Nanopartikeln und potenziellen bakteriellen Trägerzellen sind bisher
nicht systematisch untersucht worden. Funktionelle Einheiten aus beiden
Komponenten haben vielversprechende Eigenschaften z.B. im Hinblick auf die
gezielte Verbringung katalytischer Nanopartikel oder virengetragene genetische
Information durch chemotaktische Bakterien. Andererseits beeinflussen
Bakterien-Nanopartikel Interaktionen die Wahrscheinlichkeit mit der Nanopartikel
über trophische Interaktionen in für den Menschen bedeutsame
Nahrungsnetze gelangen können. Des Weiteren lassen sich
fluoreszenzmarkierte, nanoskalige Bacteriophagen als extrem selektive Marker
für Bakterien in komplexen Umweltsystemen verwenden. In diesem Arbeitspaket
sollen Interaktionen zwischen ausgewählten Bakterien und Nanopartikeln
katalytischer Funktion einerseits sowie Viren
und Bacteriophagen anderseits mittels physikochemischer Messungen und
Modellierung und zytometrischer Analysen untersucht werden.
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Photokatalytisch aktive Moleküle, Nanopartikel und dreidimensionale
Netzwerke
Mehr als 80% aller chemischen Produkte werden mit Hilfe katalytischer Prozesse
hergestellt, weshalb Katalyse in der Chemischen Industrie von erheblicher
volkswirtschaftlicher Bedeutung ist. Der z.T. hohe Energieaufwand könnte
durch Nutzung alternativer Energieformen, wie der Sonnenenergie, erheblich
reduziert werden. Als Beispiel hierfür sei die Photosynthese der Pflanzen
genannt, bei der die vom Sonnenlicht aufgenommene photonische Energie für
die katalytische Reaktion von Kohlendioxid und Wasser zu Kohlenhydraten und
Sauerstoff genutzt wird. Photokatalyse ist also eine ausgezeichnete
Möglichkeit zur Nutzung von Sonnenenergie für chemische Reaktionen.
Beispiele sind der photokatalytische Abbau von Schadstoffen in Luft und Wasser
im Bereich Umweltschutz oder die an Festkörperoberflächen
photokatalytisch ablaufende Wasserspaltung unter Bildung von Wasserstoff
im Bereich der Energiespeicherung.
Im Arbeitskreis Hey-Hawkins werden verschiedene Farbstoffe dargestellt, die
sich durch eine ausgezeichnete thermische und chemische Stabilität
auszeichnen. Durch weitere Modifikationen sollen nun Absorptionen in
unterschiedlichen Wellenlängenbereichen erreicht und so der gesamte
sichtbare Spektralbereich für eine Absorption nutzbar gemacht werden.
Diese carboxyl-substituierten Farbstoffe sollen dann für den Aufbau
photokatalytisch aktiver metall-organischer Gerüste (MOFs) genutzt werden.
Die Verwendung von Carbonsäurederivaten soll hier zudem ein rationales
Strukturdesign (Porengröße, Hohlraumform, etc.) und dadurch
entsprechende Selektivitäten für Substrate und Produkte bei der
Photokatalyse ermöglichen.
Die Abscheidung von katalytisch aktiven Nanopartikeln (Pd, Fe, TiO2 u.a.)
in den dargestellten photokatalytisch aktiven MOFs wird aus entsprechenden
thermisch labilen metallorganischen Vorläufern bei höheren Temperaturen
(<200 °C) erfolgen. Des Weiteren ist eine Anbindung dieser Farbstoffe
an katalytisch aktive Nanopartikel wie TiO2, Fe oder Pd geplant, wodurch
sowohl die Stabilität als auch die Selektivität und photokatalytische
Aktivität der Katalysatoren erhöht werden sollen.
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Selektive makrozyklische heterobimetallische (schaltbare) Katalysatoren
Steuerliganden (insbesondere phosphorhaltige) lassen sich durch Variation
der Substituenten leicht in ihren sterischen und elektronischen Eigenschaften
modifizieren, so dass regio-, chemo- und stereoselektive katalytische Prozesse
steuerbar werden. Entsprechende Ligandensysteme werden in diesem Projekt
entwickelt und mit den Vorteilen eines "molekularen Becherglases", in dem
die katalytische Reaktion ablaufen soll, kombiniert. Ausgehend von
1,1'-Bisphosphan-substituierten Ferrocenderivaten (planar-chirale, P-chirale
Verbindungen), die als Metallabisphosphan-Liganden für katalytisch aktive
Metalle (Pd, Ir, Ru, Au, usw.) dienen, sollen durch die Variation der Spacer
(Länge, konjugierte Gerüste, flexibel oder starr, zusätzliche
Donoratome als Lewis-Basen oder Lewis-Säuren (z.B. Borderivate,
Ammoniumgruppen) im Spacer, usw.) zwischen Ferrocengerüst und
Phosphordonoratom nano-dimensionierte Makrozyklen aufgebaut werden, die durch
zusätzliche Wechselwirkung der Substrate mit den "Wänden" des
Makrozyklus maßgeschneiderte katalytische Reaktionen ermöglichen
sollen.
Einsatzbereiche entsprechender Katalysatoren sind insbesondere
C-C-Bindungs- knüpfungsreaktionen, aber auch enantioselektive Hydrierung
und Hydroformylierung mit chiralen heterobimetallischen Makrozyklen als
Katalysatoren. Durch Fixierung des Katalysators auf einer entsprechenden
Festkörperoberfläche sollen (elektrisch) schaltbare Katalysatoren
(Fe2+/Fe3+) entwickelt werden. Der Einsatz derartiger in-situ modifizierbarer
Katalysatoren in Tandem-Reaktionen soll untersucht werden.
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Modellierung und Computersimulation von selbstorganisierten komplexen
Aggregaten
Eines der Ziele ist die Erforschung der grundlegenden Mechanismen von
Polymeradsorption und -aggregation und ihr Zusammenhang mit Proteinadsorption
und -aggregation bzw. Amyloidbildung sowie das Verhalten von (Bio)Polymeren
in ungeordneten, räumlich begrenzten Materialien ("crowded cell" Problem).
Langfristiges Ziel des vorliegenden Projekts ist die Entwicklung von
Mehrskalenmethoden zur Modellierung und Simulation von selbstorganisierten
komplexen Aggregaten, die später auch auf viele andere Fragestellungen
von praktischer Bedeutung angepasst werden können. Als konkretes
Anwendungsproblem soll zunächst die Erforschung der grundlegenden
Mechanismen von Polymeradsorption und -aggregation und ihr Zusammenhang mit
Proteinadsorption und Amyloidbildung im Vordergrund stehen. Dabei spielen
Mustererkennung an Substraten unterschiedlicher Geometrie (planar, Kugel,
Zylinder,...) und variierender Struktur (Streifen, Schachbrett, zufällig
verteilt,...) für die Selbstorganisationsprozesse und die dadurch
entstehenden Funktionen (emergente Eigenschaften) eine wesentliche Rolle.
Als ein weiterer wichtiger Kontrollparameter soll die Steifigkeit der
betrachteten Makromoleküle systematisch variiert werden (z.B. im "Wormlike
Chain" Modell). Methodisch sollen hierfür modernste numerische
Monte-Carlo-Simulationsalgorithmen in verallgemeinerten Ensembles
(multikanonisch, Wang-Landau, "Parallel" und "Simulated Tempering",...)
zum Einsatz kommen und auf die durch gezielte Experimente motivierten komplexen
Fragestellungen maßgeschneidert angepasst und weiterentwickelt werden.
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Selbstorganisierte Kapselmoleküle für die Bindung und Aktivierung
von
Carboxylat-Funktionen
In der Literatur wird eine Vielzahl von offenen oder vollständig
geschlossenen Kapselmolekülen mit bemerkenswerten
Gasteinschlusseigenschaften und Reaktivitäten im Innenraum beschrieben.
Darunter sind etwa kovalent aufgebaute molekulare Kapseln wie die Carceranden,
die ihre Gäste irreversibel einschließen, oder die Calixaren-
und Resorcinarene, die über Öffnungen nach außen einen gewissen
Gastaustausch zulassen. Auch über nicht-kovalent aufgebaute Kapselkomplexe
oder Koordinationskäfige, die durch spontane Aggregation hochsymmetrischer
Strukturbausteine über H-Brücken oder koordinative
Metall-Ligand-Bindungen entstehen, wird zunehmend berichtet. Die emergente
Eigenschaft der Verbindungen ist die Schaffung eines molekularen Hohlraums
und die damit verbundenen Eigenschaften. Im dem hier vorgelegten Teilprojekt
sollen Kapselmoleküle mit zwei inneren Lewis-aciden Zentren für
die Bindung, Aktivierung und Umsetzung von Carboxylat-liganden aufgebaut
und charakterisiert werden. Die Verbindungen sollen die Enantiomerisierung
(bzw. Konfigurationsumkehr) von chiralen Carbonsäuren (z.B.
Aminosäuren und Peptide) katalysieren. Die Verbindungen entstehen durch
Metallionen vermittelte Selbstorganisation makrozyklischer Liganden. Durch
die Anzahl, Art, Länge und Orientierung der funktionellen Gruppen lassen
sich die Größe und Form des Hohlraums und der Porenöffnungen
um das Reaktionszentrum gezielt einstellen, was hinsichtlich der Aktivität
und Selektivität des Katalysators eine ausgeprägte Wirkung haben
kann.
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Selbstorganisierte Kapselmoleküle als Anionensensoren
Eine emergente Grundeigenschaft selbstorganisierter Kapselmoleküle ist
die molekulare Erkennung. Diese Funktion erlaubt die Entwicklung und Synthese
von künstlichen Rezeptormolekülen, die speziell nur ein Molekül
oder Anion binden, und somit als hochselektive Komplexierungsreagentien in
der analytischen Chemie, als molekulare Schalter in der molekularen Elektronik,
oder auch als Anionentransporter in der Phasentransferkatalyse potientielle
Anwendung besitzen. Wir konnten vor kurzem zeigen, dass durch Selbstorganisation
sterisch überfrachteter Makrozyklen bifunktionelle Rezeptormoleküle
entstehen, die selektiv nur kleine sphärische Anionen (d.h. F-,
Cl-, und OH-) binden. Wir konnten außerdem die Ankopplung dieser
Rezeptormoleküle an Gold-Oberflächen nachweisen. In diesem Projekt
sollen nun Rezeptoren für die selektive Bindung umweltbedenklicher Anionen
(z.B. NO3-, AsO43-, PO43-, etc.) entwickelt werden und auf
Festkörperoberflächen immobilisiert werden. Eine Anwendung im
Umweltsektor ist geplant. Die so derivatisierten Oberflächen sollen
darüber hinaus in elektronische Bauelemente (z.B. Anionen-selektive
Mikroelektroden) integriert werden, die Anwendung in der medizinischen Analytik
oder Diagnostik finden können.
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Neuartige nano-Fenton-Katalysatoren durch Wasserstoff-Spillover
Die Fenton-Reaktion erzeugt OH-Radikale aus Wasserstoffperoxid gemäß
der Grundreaktion Fe2+ + H2O2 → Fe3+ + HO• + OH-. Die gebildeten OH-Radikale
sind extrem starke, universelle Oxidationsmittel. Das Fenton-Reagenz
(Wasserstoffperoxid + Eisensalze) wird für die Reinigung von kontaminierten
Wässern im technischen Maßstab genutzt. Es ist jedoch mit einer
Reihe von Nachteilen behaftet (z.B. Notwendigkeit eines stark sauren Milieus,
Anfall von Eisenschlämmen beim Neutralisieren), die seine Anwendung
in der Praxis stark einschränken.
Die Heterogenisierung von Eisenkatalysatoren ist ein Weg, diese Nachteile
zu beheben. Um möglichst hohe Reaktionsgeschwindigkeiten zu erreichen
und Stofftransportlimitationen zu vermeiden, sind nanopartikuläre
Katalysatoren eine interessante Option. Untersucht wurden z.B. Eisenmischoxide
(Magnetit), Perowskite und Fe-dotierte Zeolithe. Alle diese Katalysatoren
sind bisher nur bedingt brauchbar, weil die mit ihnen erreichbaren Reaktionsraten
deutlich unterhalb derer des homogenen Fenton-Reagenz liegen. Der langsamste
und damit für die Gesamtreaktion geschwindigkeitsbestimmende Schritt
im Katalysezyklus ist die Reduktion der Fe3+-Spezies zurück zu Fe2+.
Dies ist plausibel, wenn man bedenkt, dass ein Reduktionsschritt in einem
stark oxidierenden Reaktionsmilieu a priori benachteiligt ist.
Der von uns hier vorgeschlagene, neuartiger Lösungsansatz für dieses
Problem geht nun davon aus, in unmittelbarer Nähe zu den Fe-Zentren
ein starkes Reduktionsmittel in situ zu erzeugen, das in der Lage ist, Fe3+
zu Fe2+ zu reduzieren. Dieses Reduktionsmittel könnte aktivierter
Wasserstoff (H*) sein, der von einem Edelmetallcluster (Pt oder Pd) über
die Katalysatoroberfläche zu einem benachbarten Fe-Zentrum diffundiert
gemäß: Pt/Pd + H2 → H* + Fe3+ → Fe2+.
Dieses Phänomen ist aus der Gas-Feststoff-Katalyse als Spillover bekannt,
in wässriger Suspension bisher noch nicht beschrieben. Die Herausforderung
besteht zunächst darin, dieses Phänomen für wässrige
Systeme zweifelsfrei nachzuweisen und im Erfolgsfall solche bimetallischen
Nanokatalysatoren so zu optimieren, dass die Reduktionsmittel (H2 und H*)
nur einen möglichst geringen Anteil der erzeugten OH-Radikale (und anderer
oxidierender Spezies) verbrauchen. Dabei kommt der gezielten Gestaltung der
Oberfläche der neuartigen Nanokatalysatoren eine Schlüsselfunktion
zu, insbesondere dem Design von Eisen- und Edelmetallzentren. Im
ungünstigen Fall führt die einfache Nachbarschaft beider Zentren
lediglich zum Quenchen (gegenseitigen Auslöschen) der an ihnen erzeugten
reaktiven Spezies (z.B. H* + HO• → H2O). Neben molekularem Wasserstoff sind
auch andere Wasserstoffdonatoren von Interesse, z.B. Ameisensäure, die
an Pd-Clustern katalytisch zersetzt werden kann und in Gegenwart von Sauerstoff
in situ Wasserstoffperoxid erzeugen kann, gemäß:
HCOOH + Pd →
CO2 + H2 mit O2 → H2O2.
Dieses Wasserstoffperoxid steht dann ebenfalls für die ablaufende
Fenton-Chemie als Oxidationsmittel zur Verfügung. Um die Zersetzung
von Ameisensäure an Pd zu steuern, sind Multimetallkatalysatoren oder
starke Metall-Träger-Wechselwirkungen vorteilhaft. Auch dieses Konzept
stellt hohe Anforderungen an ein gezieltes bottom-up Design der katalytisch
aktiven Nanopartikel und ihre Charakterisierung.
Am Ende der Arbeit soll die experimentelle Verifizierung eines neuen Konzeptes
zur Verbesserung von heterogenen Fenton-Katalysatoren für die Reinigung
organisch oder hygienisch hoch belasteter Wässer, wie z.B.
Krankenhausabwässer stehen.
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Koordinationspolymere zur Speicherung und kontrollierten Freisetzung von
Wirkstoffmolekülen
In der Koordinationschemie führt die Reaktion von Metallionen mit einfachen
Liganden recht gut vorhersehbar zu Komplexen, deren Strukturen von der Natur
der beteiligten Liganden und der Wechselwirkung mit den Zentralionen bestimmt
sind. Werden jedoch Liganden mit zwei oder mehr Donorgruppen eingesetzt,
so können diese als Brückenliganden mehrere Metallionen miteinander
verknüpfen. Dadurch ist es möglich, zwei- oder dreidimensionale
Koordinationsnetzwerke aufzubauen. Eine gezielte Synthese bzw. eine genaue
Strukturvorhersage solcher Koordinationspolymere ist bisher i.A. nicht
möglich; allerdings gelingt es durch geschickte Wahl dieser
Brückenligand-Metallionen-Kombination und der Synthesebedingungen, das
Prinzip der Selbstorganisation so zu nutzen, dass Reaktionsprodukte mit
interessanten Materialeigenschaften gebildet werden. So lassen sich Strukturen
erhalten, die einen erheblichen Porenanteil aufweisen.
Dieser Porenanteil ermöglicht - in Abhängigkeit von der
Größe der Poren und der Art der Netzwerkkomponenten -
vielfältige Funktionalitäten: Die Poren und die damit verbundene
große innere Oberfläche können zur adsorptiven Speicherung
von Gas- und Lösungsmittelmolekülen und aufgrund unterschiedlicher
Porengröße und/oder unterschiedlicher Stärke der
Adsorptionswechselwirkung zur Stofftrennung oder -anreicherung genutzt werden.
Bei größeren Poren ist die Speicherung von Wirkstoffmolekülen
möglich, die dann über einen längeren Zeitraum aus den Netzwerken
wieder abgegeben oder, bei gesundheitlich unbedenklichen Bestandteilen, durch
langsame Zersetzung der Wirtsverbindung freigesetzt werden können. Durch
die Einlagerung von Gastmolekülen in die Poren verändern sich
häufig optische/spektroskopische Eigenschaften (Absorption, Lumineszenz),
so dass dadurch empfindliche Sensoren konstruiert werden können.
Schließlich können durch in die porösen Netzwerke integrierte
katalytische Zentren die Vorteile der homogenen Katalyse mit denen der
heterogenen Katalyse kombiniert werden.
Ziel dieses Teilprojektes ist die Darstellung von Koordinationspolymeren,
die Wirkstoffmoleküle als "Gast" in die poröse "Wirtstruktur" aufnehmen
und diese wieder kontrolliert freisetzen können. Dabei sollen insbesondere
toxikologisch unbedenkliche Metallsalze und Liganden, u.a.
Aminosäure-Derivate, für die Synthesen der Koordinationspolymere
eingesetzt werden. Zur Strukturaufklärung sollen Einkristalle der
Verbindungen gezüchtet werden, für die beabsichtigte Anwendung
sollen die MOFs in Form von Nanopartikeln synthetisiert werden.
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Cluster und emergente kollektive Moden in Schwärmen heißer und
auto-thermophoretischer Nanoteilchen
Die Analyse und Kontrolle der individuellen und kollektiven Dynamik automobiler
Nanoteilchen ist ein explosiv wachsendes modernes Forschungsgebiet mit
einzigartigem Anwendungspotential in verschiedensten Bereichen der
Nanotechnologie. Der Schwerpunkt der Leipziger Expertise liegt vor allem
auf dem Gebiet der Nichtgleichgewichts-Brownschen Dynamik von heißen
Metall-Nanoteilchen und sogenannten auto-thermophoretischen Janusteilchen,
chemischen Hybriden aus zwei optisch und thermisch gegensätzlichen
Hälften, deren auto-thermophoretische Bewegung durch Laserlicht geschaltet
und betrieben wird. Das Arbeitspaket zielt auf die mathematisch-theoretische
Charakterisierung der Wechselwirkung, des Schwarmverhaltens und der
Clusterbildung heißer und auto-thermophoretischer Nanoteilchen in
Lösungen ab.
Insbesondere soll die spontane und kontrollierte Ausbildung
kollektiver Muster und Partikelcluster in hocheffizient parallelisierten
Computersimulationen auf Grafikkarten (GPUs) analysiert und mit quantitativen
Methoden aus der Theorie der Stochastischen Vielteilchendynamik (insbesondere
dissipative Boltzmann-Gleichungen, Vielteilchen-Fokker-Planck und -Langevin
Gleichungen) beschrieben werden. Zentrale Voraussetzung für ein
fundamentales Verständnis dieser neuartigen faszinierenden Prozesse
ist die sogenannte heiße Brownsche Bewegung ("hot Brownian motion"),
eine spezielle Form von Brownscher Dynamik fernab des thermischen Gleichgewichts,
für die uns für den Fall eines einzelnen geheizten Partikels in
Lösung kürzlich die explizite Konstruktion einer analytischen
Beschreibung im Rahmen einer effektiven Gleichgewichtstheorie gelungen ist.
Das Feld der potenziellen Anwendungen ist weit und reicht von innovativen
photothermischen Mikroskopietechniken (z.B. der in Leipzig entwickelten Technik
der Photothermischen Korrelationsspektroskopie) über die computergesteuerte
Kontrolle des Schwarmverhaltens und der Aggregation heißer Nano- und
Janusteilchen mittels so genanntem Photon Nudging bis zur Wärmebehandlung
von Tumoren.