Pelikan und Zahnzange
Aus der Geschichte des Zahnziehens

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Abb. 1:   "Zahnweh"    Elfenbeinfigur, um 1870

Jeder hatte sicherlich in seinem Leben einmal Zahnschmerzen und weiß, wie peinigend sie sein können. Die Erklärung ihrer Ursachen war vielfältig.
Vor etwa 4000 Jahren beispielsweise nahmen babylonische Gelehrte den "Zahnwurm" als Ursache von Zahnschmerzen an.



Abb. 2:   Darstellung des Zahnwurms,
Elfenbeinschnitzerei aus Südfrankreich, 1780    


Zu jeder Zeit unternahm man Anstrengungen zu ihrer Behebung. Mittel gegen Zahnschmerzen oder die Behandlung von Abszessen am Zahnfleisch waren verbreitet.
Bis zum Mittelalter war das Herausziehen des Zahnes nur dann gebräuchlich, wenn alle anderen Mittel versagten. Allerdings wusste man auch schon, dass bei diesem Eingriff andere Körperfunktionen nicht beeinträchtigt wurden, wenngleich die Risiken hoch waren. Kieferschädigungen, Infektionen oder Blutungen waren bekannt. Hippokrates (430-375 v.u.Z.) empfahl das Zähneziehen nur dann, wenn der Zahn bereits locker war.
Diejenigen, die seit dem Mittelalter und über Jahrhunderte Zähne zogen, waren keine akademisch gebildeten Ärzte, sondern Handwerker - Zahnbrecher oder Zahnreißer genannt. Ihr Ruf war zweifelhaft. Es lassen sich etablierte Spezialisten nachweisen, die mit verschiedenem Instrumentarium ihr Handwerk versahen, aber auch Scharlatane und Marktschreier, deren wesentliches Interesse im Geldgewinn lag.
Zu den ältesten Extraktionsinstrumenten, die zum Herausziehen eines festsitzenden Zahnes gedacht waren, gehört der Pelikan, der seinem Namen der Ähnlichkeit mit dem Schnabel dieses Vogels verdankt. Erste verwertbare Informationen darüber stammen vom päpstlichen Leibarzt Guy de Chauliac (1300-1368). Oft blieben beim Gebrauch jedoch der Zahnstumpf oder die Zahnwurzel im Kiefer zurück. Hier half dann der Einsatz eines Geißfußes, einer besonderen Form des Stoßeisens, der seit dem 16. Jahrhundert bekannt ist. Dieser Hebel diente gleichzeitig zum Lockern der Zähne. Die Form des Zahnhebels wandelte sich im Laufe der Zeit.
Im 18. Jahrhundert tauchte unter den Instrumenten der Zahnbehandler der Zahnschlüssel auf, dessen Einsatz ein schnelles Arbeiten ermöglichte. Eine drehbare Kralle wurde über der Krone angesetzt, das Widerlager gegen die Zahnwurzel gerichtet und mit einer Drehbewegung der Zahn entfernt. Schnelligkeit war nötig, weil alle diese Eingriffe ohne Betäubung erfolgten und entsprechend schmerzhaft waren.


Abb. 3:   Jost Amman, Ständebuch 1568
Zahnschrauben wurden bei der Entfernung von Stümpfen der Schneide- und Eckzähne eingesetzt und sind seit Beginn des 19. Jhs. bekannt.
Das älteste Extraktionsinstrument, die Zahnzange, erfuhr viele Veränderungen. Heute liegen verschieden geformte Zangen für unterschiedliche Zähne bereit.

Abbildungsnachweis
Abb. 1     Medizinhistorisches Museum der Universität Zürich
Abb. 2     Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt
Abb. 3     Amman, Jost: Ständebuch, 1568. Nachdruck Leipzig 1960

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