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Die Situation an der Universität Leipzig
nach dem Dreißigjährigen Krieg
und der Beginn der Aufklärung

Der Dreißigjährige Krieg hatte verheerende Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt Leipzig. Allein von 1631 bis 1642 hatte die Stadt 5 Belagerungen zu erleiden, und von 1642 bis 1650 war sie in der Gewalt der Schweden. Die Bevölkerungszahl ging von 18.000 auf 12.000 Einwohner zurück.
In den sächsischen Gebieten erfasste ein allgemeiner Niedergang das geistig-kulturelle Leben, besonders nach 1631 auch in Leipzig und an der Universität. Aber bald nach Beendigung des Krieges setzte in Sachsen wie in den übrigen deutschen Gebieten ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung ein. Trotz der Kriegsschäden und schwerer Kontributionen erholte sich Leipzig dank seiner günstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen schneller als andere Städte. Der Wieder- herstellung des Wohlstandes folgte das Wiedererwachen des geistigen Lebens.
In Leipzig erschienen Zeitschriften, die rasch europäischen Ruf erlangten, so z.B. die ab 1682 erscheinende "Acta Eruditorum", das erste wissenschaftliche Periodikum in Deutschland. Ihre Gründung war eine Pioniertat Leipziger Frühaufklärer, kundiger Mitarbeiter innerhalb und außerhalb der Universität und mutiger Verleger. Bald folgten zahlreiche weitere Organe, wodurch Leipzig zur Wiege des deutschen Zeitschriftenwesens wurde.

Acta Eruditorum

Acta Eruditorum

Die Stadt Leipzig hatte schon am Ende des 17. Jahrhunderts die führende Stellung im deutschen Buchhandel übernommen. Hier waren die bedeutendsten Verlags- und Sortimentsbuchhändler ansässig, hier entstanden die ersten deutschen Lexika. Im 18. Jahrhundert überflügelte Leipzig die alte Messestadt Frankfurt am Main.
Die Universität allerdings wurde vorerst noch längere Zeit von einer lutherisch-orthodoxen Atmosphäre beherrscht, namentlich durch Gelehrtendynastien, die auf Lehrstühlen der Theologischen und Juristischen Fakultät tonangebend waren.
Ende des 17. Jahrhunderts schien die Leipziger Universität nach außen hin institutionell recht konservativ, andererseits gab es eine kritische junge Intelligenz, die überkommenen Auffassungen, orthodoxen Lehrinhalten und dogmatischer Lehrweise zunehmend widersprachen. Sympathisanten, Vertreter und Förderer der frühen Aufklärung gab es zum Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts an der Leipziger Universität in größerer Zahl.

Den Zeitraum zwischen dem Ende des 17. und dem Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnet man als die Epoche der Aufklärung. In Europa fand eine geistige Bewegung des Bürgertums und des fortschrittlichen Adels statt, die die Gesellschaft von den Autoritätsansprüchen der Kirchen, der absoluten Souveräne und der Scholastik zu emanzipieren versuchte. Die Grundüberzeugung der Aufklärung war, dass die menschliche Vernunft die einzige und letzte Instanz sei, die über Methoden, Wahrheit und Irrtum jeder Erkenntnis ebenso entscheidet wie über die Normen des ethischen, politischen und sozialen Handelns.
Ihren Anfang nahm die Aufklärung in England mit den Empirikern wie Bacon, Hobbes, Locke, Tholand. In der französischen Aufklärung herrschte der Rationalismus vor. Ihre Vertreter waren z.B. Descartes, Bayle, Voltaire. Die französische Aufklärung wendete sich am konsequentesten gegen Feudalismus und Kirche. Die deutsche Aufklärung war infolge der gesellschaftlichen Rückständigkeit weniger politisch, mehr philosophisch-theoretisch orientiert. In Deutschland ging es fast allen Vertretern der Aufklärung um eine Harmonie zwischen Religion und Vernunft. Schauplätze der Aufklärung waren die Städte, insbesondere Hamburg, Göttingen, Jena, Halle, Leipzig, Berlin. Ihre Vertreter waren beispielsweise Leibniz, Thomasius, Wolff, Wieland, Klopstock, Kant.
Ein bahnbrechender Vertreter der deutschen Frühaufklärung in Leipzig war Christian Thomasius.

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